Die Zerstörung der Sprache
Gender und Wirklichkeit: Die Deutschen hantieren mit Sternchen und I, die Spanier mit x und @. Hilft das der Gleichberechtigung? Nein. Es macht die Sprache kaputt.
Von Tobias Büscher
Liebe LeserInnen dieses Textes. Wenn die Spanier*Innen gendern, dann knallt es. Die männliche Form endet normalerweise mit o, die weibliche mit a. Und wenn diese alten weißen Männer in Madrid schreiben: Todos celebramos (alle feiern), sehen SprachfeministInnen rot. Daher haben sie das x und das @ eingeführt. So wird aus dem Satz dann Tod@s celebramos, oder auch Todxs celebramos. Einfach mal googlen, liebe UserInnen, dann taucht diese Zerstörung der spanischen Sprache auf, und zwar nicht nur auf Facebook. Um es deutlich in Anspielung auf Rezo zu sagen: Das ist die Zerstörung der Sprache. Und zwar buchstäblich.
Bei uns in Deutschland hat das Gendern längst Frauenbeauftragte und PressesprecherInnen inspiriert. Es gibt Studiengänge dazu, an den Schulen ist das auch etabliert. Deutsch ist ohnehin eine schwere, eine lange Sprache. Jeder weiß das, der ein englisches Buch ins Deutsche übersetzt hat, wo Thomas Frau, pardon Mann, Spuren hinterlassen hat, genauso wie die Sprache der Gesetze: Schönes Beispiel aus Meckpomm? Gerne: Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgaben- übertragungsgesetz. Und neuerdings gibt es sogar die Schülerinnenvertreterinnen.
A propos Schule. Meine Tochter hat ein Buch von den LehrerInnen bekommen, darin steht wörtlich: „Ana ist eine gute Torwartin“.
Aha. Wussten Sie, dass eine Frau in der zweiten deutschen Liga und in der ersten spanischen Liga 1500 Euro im Monat verdient? Wäre ich eine Frau, ich wäre lieber Torwart und hätte gute ErnährungsberaterInnen und TrainerInnen. Und ein gutes Gehalt statt Gender. Für den Begriff Torwartin kann sich keine Frau in der männerdominierten Sportart etwas kaufen.
Also macht die Arbeitswelt gerechter und lasst die Sprache in Ruhe.
Oder macht eben Subjekt, Prädikat und Objekt mit System kaputt. Dann nennt den Libero Libera, die Manndecker Frauendeckerinnen und sprecht von den Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten. Nur bitte eins nicht: Führt nicht auch noch bei Jüdinnen und Juden einen Stern ein, ok? Sonst merkt ihr noch selbst, was ihr da tut: Die Sprache zerstören. Und den Anstand gleich dazu.
Leserkommentare, pardon LeserInnenkommentare
"Hoch lebe die Zerstörung"
Carmela, Spanierin aus Berlin
"Ich persönlich finde „Torhüterin“ ja eleganter... Warum sollte, wenn nur Frauen spielen, diese männlich betitelt werden? So mag es ungewohnt, weil neu, für unsere Ohren klingen, dennoch halte ich die Kreation von spezifischen Neuwortbildungen für einen logischen bzw natürlichen Verlauf der Dinge. Gesellschaftswandel geht mit Sprachwandel einher".
Eva, Spanierin aus Köln
"Hoch lebe der Sprach"
Michael Peitsch, Journalist der Rheinischen Post aus Düsseldorf