Spanien feiert Allerheiligen: El Día de Todos los Santos

Am 1. November gedenken die Spanier ihrer Heiligen und Märtyrer. Auch verstorbenen Verwandten zollen die Lebenden Respekt. El Día de Todos los Santos ist im katholischen Spanien gesetzlicher Feiertag. Obwohl die Spanier ihn sehr ernst nehmen, feiern sie mancherorts fröhliche Feste zu Ehren ihrer Toten.

von Anne Urbschat

Natürlich gehört ein Gottesdienst oder eine Andacht auf dem Friedhof an diesem Novemberfeiertag für Katholiken zum Pflichtprogramm.

Hinterbliebene entzünden rote „Seelenlichter“, die bis zum nächsten Morgen – Allerseelen – leuchten und so den Seelen den Weg weisen sollen.

Die Verstorbenen erhalten Blumen und Geschenke von ihren Besuchern. Vor allem Blumen. An keinem anderen Tag im Jahr kaufen Spanier so viele davon. Friedhöfe und Grabstätten erblühen in allen erdenklichen Farben.

Ein Fest also auch für Floristen, die ansonsten in Spanien einen eher schweren Stand haben.

Fröhliches Totengedenken

Bühnen im ganzen Land zeigen Zorillas Drama „Don Juan Tenorio“. Es erzählt die Geschichte von Don Juans Wahl zwischen Heil und Verdammnis und endet thematisch passend mit dem Tod des Protagonisten und seiner Seelenrettung.

Doch nicht nur Düsternis und Trauer beherrschen das Fest. Spanier feiern jetzt auch das Leben. Und dazu gehören köstliches Essen, Tanz bis in den Morgen und vor allem gute Laune.

Verkleidetes Gemüse, geröstete Kastanien

Allerheiligenbräuche variieren von Region zu Region. Marktstände mit verkleideten Schweinsköpfen und Hühnchen oder Puppen aus Obst, Gemüse und getrockneten Früchten: die „Fiesta de los Mercados" zeugt vom Humor der Einwohner von Cádiz.

Der Miniaturkarneval nimmt auch Politiker und aktuelle Ereignisse satirisch aufs Korn. In der Region Murcia bieten Händler auf Straßenmärkten Blumen und gastronomische Spezialitäten an: getrocknete Früchte und Sirup, Quittenmus, Feigenbrot und anderes Gebäck. Eine ganze Messe, die Fira de Tots Sants, veranstaltet die Stadt Cocentaina bei Alicante.

Vor allem in Nordspanien ist der Tag ein wahres Kastanienfest. Ob Castañada in Galicien oder Castanyada in Katalonien: Menschen rösten und essen gemeinsam frisch gereifte Kastanien.

Dazu gibt’s Wein und Süßkartoffelsuppe. In Asturien treffen sich Familien schon in der Nacht zuvor am Lagerfeuer und rösten castañas. Was übrig ist, bleibt für die Verstorbenen liegen.

Heiligenknochen zum Dessert

Schlange stehen vor Bäckereien gehört ebenfalls zum Feiertag. Niemand lässt sich die traditionellen Süßspeisen entgehen. Buñuelos erinnern an Windbeutel oder Krapfen und es heißt, wer einen isst, rette eine Seele aus dem Fegefeuer. Huesos de Santo - „Heiligenknochen" - enthalten Gott sei Dank weder Knochen noch Mark.

Die fingerdicken Marzipanröllchen füllen Konditoren mit zuckrigem Eigelb oder anderen süßen Pasten. In Katalonien sind die Panellets besonders beliebt, Mandelbällchen aus Mandeln, Kartoffeln, Zucker und Pinienkernen.

Weiterführende Links

Blumenfest in Girona

Karneval in Galicien

Karwoche in Cuenca