Feria de Abril in Sevilla

April, ab 3. Dienstag nach Ostern. Sevilla feiert eine Woche lang Tag und Nacht das Frühlingsfest Feria de Abril.

von Tobias Büscher

Gerade erst waren an Ostern die kreuzkatholischen Prozessionen unterweg. Jetzt, Anfang April, tobt in der andalusischen Metropole plötzlich wieder das pralle Leben. Erst Karwoche, dann Kultwoche sozusagen.

Fiesta in der Zeltstadt

Veranstaltungsort ist eine überdimensionale Zeltstadt knapp außerhalb des Zentrums mit einem Grundriss von über 700 mal 1500 Metern. Die Feria ist eines der attraktivsten Feste Spaniens überhaupt. Was im 19. Jahrhundert noch eine schlichte Landwirtschafts-Ausstellung war (Feria heißt Messe), ist heute ein gigantisches Licht-, Tanz- und Musikspektakel. Inklusive Stierkampf in der berühmten Maestranza-Arena und Reiterumzügen rund um den Festplatz.

Stolze Rösser, Nelke im Haar

Señoras sieht man in farbenfrohen Flamencokleidern und mit einer Nelke im Haar, Señores hoch zu Ross mit Lederhosen und schwarzen Hüten. Sevilla zelebriert sich selber, schminkt sich, kostümiert sich und trifft sich auf dem riesigen Feria-Gelände in über 1000 kleinen und großen Zelten (casetas). Was vordergründig etwas folkloristisch wirkt, ist in Wirklichkeit andalusische Lebenseinstellung pur: Feiern, so meinen viele Beobachter, sei in Sevilla ohnehin der Sinn des Lebens.

30 000 Glühbirnen

Sobald um Mitternacht von Montag auf Dienstag der Gongschlag ertönt und über 30.000 Glühbirnen die Lampions beleuchten, beginnt das Spektakel.

Überall gibt es kleine Tapa-Häppchen und trockenen Sherry, süffigen Landwein, gute Livemusik und Sevillana-Tänze, Rhythmen, Händeklatschen und vor allem eins: pasarselo bien, sich amüsieren bis zum Umfallen.

Riesenräder in der Höllenstraße

In der an das Areal angrenzenden Calle del Infierno, der „Höllenstraße“, tobt ein Jahrmarkt mit Riesenrädern und Kirmesbuden. Der Lärm macht dem Straßennamen alle Ehre.

Und in der Altstadt selber ist es in diesen Tagen vergleichsweise leer. Kaum jemand, der nicht mitmacht beim Jahrmarkt der andalusischen Eitelkeiten, dieser charmanten andalusischen Variante des Oktoberfests.

Die leichte Tanzvariante des Flamenco stammt aus Sevilla. Sevillanas sind fröhliche, lebenslustige Paartänze.

Feria-Praxis für die Feria de Abril in Sevilla

Das Fest beginnt Punkt Mitternacht zum dritten Dienstag nach Ostern. Nur in Jahren, wo dieser Termin schon im Mai liegt, wird die „April-Messe“ um eine Woche vorgezogen.

Am Samstag und Sonntag tummeln sich über eine Million Menschen auf dem Gelände. Die Pferdeparaden von 17 bis 18 Uhr sind besonders sehenswert. Am Nachmittag gibt es Stierkampf in der Maestranza-Arena und gegen 21 Uhr beginnt das Nachtleben bis in die Morgenstunden.

In den Casetas sind die Sevillanos unter sich

Die Caseta-Zelte, die während der Feria aufgebaut werden, sind übrigens fast alle privat, also keine öffentlichen Bars! Hier kommen Freunde und Verwandte zum Plausch.

Einige – an der Größe erkennbare – Zelte kann aber jeder betreten. Sie werden von Stadtbezirken und den politischen Parteien für die Allgemeinheit aufgestellt. Sevillas Flughafen San Pablo liegt nur 7 km vom Zentrum entfernt. Man erreicht ihn über Madrid oder Barcelona.

Kombi mit einer Andalusienreise

Der Besuch der Feria lässt sich gut mit einer Andalusien-Rundfahrt verbinden. Je nach Jahreszeit locken die Strände der Costa del Sol und die sch-nen Metropolen Cordobaund Granada. Für Sevilla lohnen zwei Übernachtungen.

Ein Tag für das Fest, ein Tag für die Stadtbesichtigung. Die meisten Spanier wohnen bei Freunden oder buchen das Zimmer gleich für das kommende Jahr. Man kann sich in die Warteliste bei Hotels eintragen lassen, für den Fall, dass Absagen kommen.

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