Premiere für jüdisches Fest in Spanien

Nach über 500 Jahren haben Juden in Cartagena erstmals ihr Lichterfest Chanukka öffentlich gefeiert. Die Katholischen Könige verwiesen 1492 mit dem Alhambra-Dekret alle gläubigen Juden des Landes.

von Marcos Fernández Vacas

Normalerweise feiern die Juden das Chanukka bzw. Hanukka-Fest in ihrer Wohnung oder der Synagoge. Doch es gab nun verschiedene Gründe für eine öffentliche Feier.

Zum einen haben Wissenschaftler aus León ein sehr erfolgreiches Buch veröffentlicht mit dem Titel „Die jüdische Welt auf der Iberischen Halbinsel: Gesellschaft und Wirtschaft“ (El mundo judío en la península ibérica: sociedad y economía).

Zum anderen wollte die jüdische Gemeinde ihr erstes Lichterfest in Cartagena nach über 500 Jahren nun endlich für alle sichtbar feiern.

Neunarmige Leuchte entdeckt

Seit über zwei Jahrhunderten gehört der acht- oder neunarmige Chanukka-Leuchter zum festen Bestandteil in jüdischen Häusern bei diesem Fest.

Archäologen haben im alten Judenviertel von Lorca viele solcher Artefakte gefunden. Grund genug für die jüdische Gemeinde, das Lichterfest dieses Jahr als Zeit der Erinnerung zu verstehen.

Denn von der Hafenstadt Cartagena aus verließen die letzten Juden 1492 das Land, die nicht zum Christentum konvertierten.

Sepharden kehren nach Spanien zurück

Zu dieser für die jüdische Gemeinde sehr speziellen Feier war der Großrabbiner von Venedig, Gil Benyamin Cohen Schelita, nach Cartagena gereist, berichtete Spaniens TV-Sender RTVE.

Gemeinsam mit den Gläubigen hat er im Atrium des Rathauses von Cartagena und im Römischen Museum das traditionelle Gebet gesprochen.

Symbolisch haben nun die Juden nach Sefarad, ihrer spanischen Heimat, zurückgefunden. Äußerst bewegende Augenblicke für die kleine jüdische Gemeinde in Spanien.

Sephardische Musik bis heute beliebt

Bekannte kulturelle Überbleibsel jüdischer Kultur in Spanien sind die alten Judenviertel im katalonischen Girona und Hervás in der Extremadura, die Werke des mittelalterlichen Philosophen Maimonides aus Córdoba oder die auch heutzutage beliebte sephardische Musik.

Acht wundersame Tage

In Deutschland heißt das Fest zumeist Hanukka. Dabei erinnern sich die Juden an ein Wunder. 164 v. Chr. haben die Juden nach dem Makkabäer-Aufstand den Zweiten Tempel in Jerusalem wieder eingeweiht.

Die Chanukkia war ein Leuchter im Tempel, dessen Licht niemals erlöschen sollte. Doch fanden die Juden nur noch einen Krug geweihtes Öl vor. Dies reichte nur für einen Tag.

Um geweihtes Öl herzustellen braucht man jedoch acht Tage. Auf wundersame Weise brannte der Leuchter dennoch acht Tage, bis genug neues Öl vorhanden war. Deshalb feiern Juden das Fest in aller Welt acht Tage lang und zünden jeden Tag eine Kerze an.

Weiterführende Links

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