Theaterfestival in Mérida

Mérida. Das Theaterfestival im Juli/August bietet schon seit 1933 beste Unterhaltung vor römischer Kulisse. Jedes Jahr kommen erstrangige Theater- und Opern- und Musikensembles in die Stadt.

von Tobias Büscher

Auf dem Programm stehen schon mal Werke der Komischen Oper Berlin oder der Pekinger Hebei Clapper Opera, berühmte Dirigenten und spanische Starschauspieler. Was sie alle reizt, ist die Kulisse.

Denn das Theater der Stadt ließ Kaiser Agrippa schon 16 v. Chr. errichten. Knapp 100 Jahre später entstand die prächtige, zweistöckige Bühnenwand. Und eben dieses Säulenkunstwerk ist bis heute eine würdige Kulisse für Schauspieler von Weltrang.

Medea in der Extremadura

Beliebt sind echte Klassiker wie „Medea“ oder „Der Traum des Minotaurus“. Auch wer sonst nicht gerne ins Theater geht, eine Abendvorstellung in der römischen Prachtruine unter freiem Himmel zieht jeden in den Bann.

Mérida nennen ihre Bewohner das „spanische Rom“, und tatsächlich wurde die Legionärssiedlung am Fluss Guadiana ein Abbild der Heimat.

Patriziervillen mit Mosaikböden

Hier, nahe der heutigen portugiesischen Grenze, war sie die römische Hauptstadt der Provinz Lusitania.

Nirgendwo sonst auf der Iberischen Halbinsel ist in der Römerzeit derart viel gebaut worden und noch heute zu sehen: eine 60-bogige, 790 Meter lange Brücke, Patriziervillen mit Mosaikböden, ein inzwischen von Pflanzen überwuchertes Hippodrom für Pferdrennen, zwei halb verfallene Aquädukte, ein 15 Meter hoher Triumphbogen, ein Amphitheater für Gladiatoren und das besagte Teatro Romano, in dem einst bis zu 6000 Zuschauer Platz fanden.

Einst 6000 Zuschauer, heute noch mehr

Die Cavea, der halbkreisförmige Zuschauerraum, lehnt sich an einen Hügel an und ist in drei Bereiche unterteilt: Direkt vor der Bühne liegt das Orchestra, wo die römische High Society Platz nahm.

Darüber erhebt sich auf 22 Stufen die Ima Cavea für Sitzplätze zweiter Klasse. Ganz oben, auf den Stufen der Media Cavea und Summa Cavea nahmen Nicht-Römer und freigelassene Sklaven Platz.

Orchestra-Plätze mit separatem Zugang

Noch heute sind die Karten für die Sitzplätze übrigens entsprechend gestaffelt, aber nicht mehr nach gesellschaft-lichem Stand, sondern nur noch nach Preisen.

Die Plätze ganz oben kosten 10 bis 15, die der Ima Cavea 20 bis 30 und die Orchestra-Plätze mit separatem Zugang 25 bis 40 Euro.

Festival-Praxis: Mérida

Wer eine Theatervorstellung des Sommerfestivals besuchen möchte, sollte rechtzeitig buchen, möglichst zwei Monate im Voraus.

Festivalbüro: Oficina del Festival de Teatro Clásico de Mérida, Santa Eulalia 4, 06800 Mérida, Tel. 924009480

Römisches Museum in der einstigen Römerstadt

In Mérida ist gegenüber dem römischen Theater-und dem Amphitheater das Museo Nacional de Arte Romano entstanden. Das überdimensionale Ziegelmuseum des Architekten Rafael Moneo zeigt in 30 Sälen römische Skulpturen, Glas und Mosaike.

Es ist das mit Abstand beste Museum für römische Kunst in ganz Spanien.

Die Extremadura selbst ist ein weites, trockenes Land mit herrschaftlichen Palästen, Kork- und Steineichen, vielen Storchkolonien und Schafherden.

Ausflüge lohnen sich in den Naturpark Monfragüe mit seinen Adlern und Geiern am Río Tajo sowie in die Städte Cáceres und Trujillo.

Die dortigen wap-pengeschmückten, prunkvollen Paläste ließen einst Eroberer Lateinamerikas mit dem Gold beziehungsweise Blut der Indios bauen.

Praktische Infos für Mérida

Info: Oficina de Turismo de Mérida: Avda de José Alvarez Sáenz de Buruaga s/n (neben dem römischen Theater), Tel. 92431 53 53

Schlafen: Vetonia, Calderón de la Barca 26, Tel. 92431 14 62. Familiäres Hotel nahe der Stierkampfarena. Kleine Doppelzimmer mit Telefon, TV und Bad für rund 50 €.

Essen: Einige gute Bar-Restaurants liegen in der Straße Felix Valverde Lillo oberhalb der Plaza de España.

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