Tomatenschlacht in Buñol

Das ist die rote Hölle: die Tomatenschlacht in Buñol Ende August. Anarchisch, fruchtfleischig und ziemlich nah am Ketschup-Rausch.

von Tobias Büscher

Es ist August und wir schreiben das Jahr 1944. Am Gemüsestand des Kaffs Buñol zanken sich ein paar Jugendliche. Dann wirft einer die erste Tomate.

Sie landet mitten im Gesicht des anderen. Vereinzelte Tomaten fliegen und dann immer mehr. Es kommt zum Tumult, ähnlich wie auf dem Marktplatz im Asterix-Heft.

Offenbar macht das den wenigen dort lebenden Bewohnern solchen Spaß, dass sie an jedem letzen August-Mittwoch das Happening wiederholen. Sie ahnen ja nicht, dass irgendwann BBC und RTL überall auftauchen, wo sie keiner haben will ...

Vom Streit am Gemüsestand zur roten Massenhysterie

Inzwischen ist die Schlacht eines der bekanntesten Feste Spaniens. Vor allem junge Spanier sowie Deutsche und Briten nehmen an dem Spektakel teil.

Lastwagen transportieren dafür inzwischen bis zu 120 Tonnen reife Tomaten zum Rathausplatz und zur Hauptstraße. Dort schützen die Bewohner ihre Häuser mit Plastikplanen, denn kurz darauf wird es glitschig.

Die erste Rakete leitet die Schlacht ein.

120 Tonnen Wurfmaterial

Teils mit Skibrillen und (zunächst) weißen T-Shirts bekleidet, bewirft sich die Menge nach Kräften. Nach wenigen Sekunden ist der Ortskern rot.

Es gibt keine Regeln, geworfen und zermatscht wird nach Herzenslust. Eine Stunde später ist der Gaudi vorbei. Bis zum nächsten Jahr.

Andere werfen mit Trauben und Blumen

Die Spanier werfen und spritzen aus Lust und Gaudi gerne um sich, doch nicht überall bedeutet das Wort „Schlacht“ im Festnamen auch gleich Keilerei. Während bei der Weinschlacht in Haro tatsächlich jede Menge Rioja-Rebsaft verspritzt wird, ist die „Blumenschlacht“ im kantabrischen Laredo eher harmlos.

Dort fliegen keine Blumen durch die Luft, sie zieren vielmehr Festwagen und Sardinenkutter. Sicher ist aber: Die Tomatenschlacht in Buñol ist landesweit für festliche Kleidung am wenigsten geeignet.

 

Fiesta-Praxis für die Tomatensause

Der nächste Flughafen liegt in València, wo es sich anbietet, zu übernachten. Denn von der 40 km entfernten Metropole am Mittelmeer aus erreicht man das westlich im Landesinnern gelegene Buñol in gut einer halben Stunde Autofahrt.

Am letzten Mittwoch im August findet man in Buñol selbst kaum einen Schlafplatz. Es gibt wenige Unterkünfte, aber viele Tomatenbegeisterte.

In manchen Jahren, von Coronazeiten abgesehen, kommen bis zu 30.000 aktive Ketschup-Fans.

Achtung, Señoras! Während der Tomatenschlacht ist es durchaus Sitte, sich gegenseitig die T-Shirts vom Leib zu reißen.

Inzwischen ist in der Kleinstadt sogar ein Museum zu Ehren der Gaudi eingerichtet worden: Das Museo de la Tomatina, das am Wochenende von 10.30 bis 13.30 Uhr geöffnet ist. Dort begleitet einen Tico, das Maskottchen der Tomatina. Sieht etwas aus wie das Maskottchen eines Fußballclubs und hat ein rotes, rundes Tomatengesicht.

Zähler