Wikingerfest in Catoira: Galiciens historische Fiesta
Am 1. August jeden Jahres feiert Galicien sein Wikingerest in Catoira. Es ist das wildeste historische Fest der nordwestspanischen Region. Und auch aus Skandinavien kommen die Besucher. Die Spanier selbst nennen das Fest Romería Vikinga.
von Tobias Büscher
Juan hält Wache. Er ist schon seit 10 Uhr auf dem Zinnturm der Burgruine. Um ihn herum wetzen seine Kommilitonen aus Santiago de Compostela die Plastikschwerter, sie sind für die Schlacht gerüstet.
Es ist der erste Sonntagmittag im August, die Sonne brennt und Jurastudent Juan späht. Er wird gleich melden, dass ein Wikingerschiff in Sicht ist, mit Kurs auf das galicische Küstenufer.
Nur werden die meisten Besucher das Boot schon viel früher sehen. Denn während die Laienschauspieler den barbarischen Überfall in der mittelalterlichen Anlage Torres de Oeste von Catoira erwarten, stehen die meisten Besucher auf einer lang gezogenen Betonbrücke hoch über der Bucht.
Studenten als zottelige Barbaren und pappbehelmte Christen
Aus der Vogelperspektive, aber auch mitten im Getümmel wird es gleich nach der Landung der zotteligen Wikinger spannend.
Denn ob bei der gut einstündigen Keilerei die pappbehelmten Christen oder die kuhgehörnten Heiden gewinnen, ist jedes Jahr das Geheimnis der Organisatoren.
Rummel rund um die Ruine
Catoira ist Schauplatz eines der wichtigsten historischen Feste Spaniens. Die gesamte Westküste nördlich von Portugal war im Mittelalter immer wieder überfallen worden. Im nahen Cangas starben bei einem solchen Gemetzel fast alle Männer und viele Frauen wurden vergewaltigt.
Zufall oder nicht, seither gilt der Ort als Hexenhochburg Spaniens. Und in Padrón, wo man die Gebeine des Apostels Jakob fand, wollte niemand eine Wallfahrts-Ka-thedrale bauen. Das Pilgerziel Santiago de Compostela verlegte man aus Angst vor den Plünderern vorsichtshalber ins Landesinnere.
Echte Nordmänner aus Frederikssund
Die Romería Vikinga erinnert bereits seit dem Jahr 1960 an diese historischen Dramen, wobei sich Juan und die anderen Darsteller vor Lachen kaum halten können. Allerdings sorgt Catoira durchaus für etwas Authentizität.
Denn Partnerstadt des kleinen Küstenortes ist das dänische Frederikssund. Und von dort kommen schon mal echte Nordmänner zum Wikingerfest. Die Galicierinnen sind begeistert.
Fiesta-Praxis zum Wikingerfest
Catoira ist leicht zu finden, Parkplätze sind ausgeschildert. Es lohnt, am 1. Augustsonntag zwischen 10 und 11 Uhr da zu sein.
Die mittägliche Fiesta ist ein Rummelplatz, wo es Getränke aus Porzellantassen gibt, Pulpo a la Gallega (Seekrake), Pimientos de Padrón (Pfefferschoten), Mejillones (Miesmuscheln) und Tortilla.
Wer filmt oder fotografiert, soll-e die Kamera vor Weinspritzern schützen, denn bei der „blutigen“ Schlacht fließt viel Vino Tinto. Von der Brücke aus hat man zwar eine ruhigere Sicht auf das Geschehen, ist jedoch nicht hautnah dabei.
Anfahrt ab Santiago
Mit dem Mietwagen erreichen Sie Catoira von Santiago de Compostela aus über die AP 9 in rund 35 Minuten. Entfernung: 42 Kilometer.
Schlafen und Essen:
Catoira selbst ist ein winziger Ort ohne nennenswerte touristische Infrastruktur. Es gibt einige nahe gelegene Campingplätze. Als Aufenthaltsort bietet sich Santiago de Compostela oder Pontevedra an.
Von beiden Orten aus ist Catoira mit dem Auto schnell erreicht. Santiago lohnt wegen der denkmalgeschützten Altstadt, Pontevedra wegen der zentralen Lage für Abstecher an die Küste und ins Hinterland.
Eine Alternative ist auch das südliche Cambados mit einigen guten Unterkünften. Dort findet am selben Tag das Albariño-Weißweinfest statt. Es ist Nordspaniens nach Kennermeinung bestem Weißwein gewidmet, deren Traube ursprünglich vom Rhein (riño) stammt.