Eduard Fernández: Meister der subtilen Gesten
Eduard Fernández gehört zu Spaniens beliebtesten Schauspielern und bekam bereits dreimal den Goya. Diese höchste Auszeichnung der spanischen Filmindustrie vergibt die Academia de las Artes y las Ciencias Cinematográficas. Doch so berühmt er im eigenen Land auch ist, bei uns kennt ihn bislang kaum jemand.
von Michael Hengsberg
Sein Handwerk hat Fernández (*1964, Barcelona) während der 70er Jahre als Pantomime und Clown auf den Straßen Barcelonas erlernt, bevor er zu der legendären Theatergruppe „Els Joglars“ des Regiseurs Albert Boadella stieß. Er trat in diversen TV-Serien auf, bis er 1992 eine dauerhafte Rolle in der beliebten Comedy-Serie „Orden especial“ übernahm. Während dieser Zeit gelang ihm, was für einen deutschen Schauspieler kaum möglich wäre. Immer wieder wechselte er scheinbar mühelos das Fach. Er spielte erfolgreich klassische Theaterrollen, trat in experimentellen Kurzfilmen auf und eroberte das spanische Kino. Egal ob Haupt- oder Nebenrolle, Drama oder Komödie - grundlegend für seinen Erfolg ist die stille Intensität, die ausdrucksstarke Einfachheit, mit der er jede seiner Figuren anlegt.
Von den Straßen Barcelonas auf die große Leinwand
In den 90er Jahren konzentrierte sich Fernández zunehmend auf sein cineastisches Schaffen und arbeitete mit fast allen wichtigen Regisseuren und Produzenten Spaniens zusammen. Obwohl er in seinem Heimatland immer mehr an Popularität gewann und mit Auszeichnungen überschüttet wurde, blieb er dem internationalen Publikum lange verborgen. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen „Che –Guerilla“ (2009) von Steven Soderbergh, „Die Haut, in der ich wohne“ (2011) von Pedro Almodóvar und „Offenes Geheimnis“ (2018) von Asghar Farhadi. Dass der Katalane in diesen Filmen meist für Nebenrollen besetzt wurde, ist für ihn kein Nachteil. Vielmehr schätzt er die englische Begrifflichkeit „supporting actor“ - also der Schauspieler, der die Hauptcharaktere unterstützt, sich zu entfalten. Genau mit diesem Engagement hat es der Mime geschafft, Kritik und Publikum gleichermaßen zu begeistern.
Greta: Auf den Spuren des Vaters
2020 gewann er nun seinen dritten Goya als bester Nebendarsteller in dem neuen Film des Regisseurs Alejandro Amenábar. In "Mientras dure la guerra", zu deutsch "Solange Krieg ist", mimt er den General José Millán-Astray, der 1919 die spanische Fremdenlegion gründete und einen gewissen Francisco Franco zu seinem Stellvertreter ernannte.
Tochter Greta Fernández (*1995, Barcelona) aus seiner Ehe mit der Schriftstellerin Esmeralda Berbel ist mittlerweile selbst erfolgreiche Schauspielerin. Wie ihr Vater mit jeder seiner Rollen verschmilzt und nicht mehr als der Schauspieler Eduard Fernández zu erkennen ist, zählt die junge Frau zu seinen größten Talenten. Ein Auszeichnung, die den katalanischen Schauspieler wohl besonders stolz macht.