Star in 100 Filmen: Geraldine Chaplin

Geraldine Chaplin hat eine beachtliche Filmkarriere hinter sich. Vor allem die Spanier lieben sie. Die jüngste Tochter von Charlie Chaplin im Porträt.

Von Julia Hellmich

„Heute spiele ich nur noch Horrorgräfin und böse Großmutter.“ Geraldine Chaplin (*1944), Tochter des weltberühmten Komikers Charlie Chaplin (1889–1977), wirkt im echten Leben keineswegs bösartig, dafür aber umso schlagfertiger. Der "Welt" erklärte sie: „Ich bin nicht - wie fast jede andere Frau in meinem Alter - geliftet. Das sieht im Spiegel nicht schön aus, ist aber gut fürs Geschäft“.

Tonya statt Tanzdiva

Als jüngste der acht Kinder Chaplins und seiner vierten Frau Oona O’Neill trat nur sie in die Fußstapfen des Vaters vor die Kamera. Doch Papa war erst einmal entsetzt. Immerhin hatte Geraldine ihre Ausbildung als Balletttänzerin an der Londoner Royal Ballet School gerade erst begonnen. Wollte sie nicht als große Tänzerin die Welt erobern? Geraldine merkte sofort, dass ihr Talent für eine „Prima-Ballerina“ nicht ausreichte. Sie wechselte zum Film, und die Entscheidung war gut. Schon mit ihrer ersten großen Rolle erlangte sie 1965 den Durchbruch und eroberte ihren Vater als größten Fan zurück: In der Rolle der „Tonya“, der Ehefrau von „Doktor Schiwago“.

Geraldine spielt ihre Großmutter

Als Kind profitierte Geraldine gnadenlos vom Ruhm ihres Vaters: „Wer möchte nicht den beliebtesten Daddy haben? Wenn ich die Hausaufgaben bei jemandem abschreiben wollte, musste ich nur versprechen, dass er nach der Schule mit nach Hause durfte.“ Doch der Name Chaplin führte später auch zu hohem Erfolgsdruck. Erfüllte Geraldine die Erwartungen nicht, reagierten die Filmkritiker mit Hohn und Spott. Das Lob aber überwog und auch die Familiengeschichte ging auf der Leinwand weiter. Im Film „Chaplin“ (1992) über das Leben des einst komischsten Mannes der Welt spielte Geraldine niemand anderes als ihre eigene Großmutter Hannah.

Ehe mit Carlos Saura

Auch den spanischen Filmregisseur Carlos Saura überzeugte sie im Handumdrehen. Sie bekam in neun seiner Filme die Hauptrolle. Aus ihrer langjährigen Beziehung ging 1974 ihr gemeinsamer Sohn Shane hervor. Mit dem zweiten Mann, dem chilenischen Kameramann Patricio Castilla, bekam sie 1985 Tochter Oona Castilla Chaplin, die heute ebenfalls schauspielert. Geraldine und Patricio heirateten übrigens erst 21 Jahre nach der Geburt ihrer Tochter im Jahr 2006.

Gigantische Filmliste

Inzwischen hat Geraldine Chaplin in rund 100 Filmen mitgespielt. Die Rollen waren so vielfältig wie ihr Leben, auch die heutigen  à la knöchrige Hexe füllt sie leidenschaftlich gerne aus. Und weil es zur Familiengeschichte offenbar einfach dazugehört, stand sie vor Kurzem mit ihrer Tochter Oona gemeinsam vor der Kamera: im italienischen Horrorstreifen „Imago Mortis“ (2009). Die Kritiker waren begeistert.

 

 

 

Die Autorin

Julia Hellmich ist gelernte Kauffrau für Bürokommunikation. Sie hat bereits für die „Bestatterzeitung“ geschrieben und ist heute Online-Redakteurin.

 

 

  Filme (Auswahl) mit Geraldine Chaplin

1952: Rampenlicht In Charlys Film spielen Geraldine (8) und ihre Geschwister Straßenkinder. 1965: Doktor Schiwago 1969: La Madriguera (Höhlen der Erinnerung) 1970: Herrscher der Insel 1971: Balduin, der Sonntagsfahrer 1971: Carlos 1972: Anna und die Wölfe (Ana y los lobos) 1973: Die drei Musketiere 1974: Die vier Musketiere – Die Rache der Mylady 1975: Nashville 1975: Züchte Raben... (Cría cuervos) 1976: Willkommen in Los Angeles 1976: Buffalo Bill und die Indianer 1977: Der Tanzpalast (Roseland) 1977: Elisa, mein Leben (Elisa, vida mía) 1978: Verhängnisvolle Freundschaft (L'adoption) 1978: Du wirst noch an mich denken (Remember My Name) 1978: Eine Hochzeit (A Wedding) 1980: Mord im Spiegel 1981: Ein jeglicher wird seinen Lohn empfangen… (Les uns et les autres) 1983: Das Leben ist ein Roman (La vie est un roman) 1984: Theater der Liebe (L'Amour par terre) 1987: Die letzten Tage in Kenya (White Mischief) 1988: Wilde Jahre in Paris (The Moderns) 1991: Buster's Bedroom 1992: Chaplin 1993: Zeit der Unschuld 1995: Jane Eyre 1996: Gullivers Reisen 1997: Die Abenteuer des Odysseus 1998: Cousine Bette 1999: Maria – Die heilige Mutter Gottes 1999: Beresina oder Die letzten Tage der Schweiz 2002: Jenseits der Erinnerung 2002: Dinotopia 2002: Sprich mit ihr (Hable con ella) 2004: The Bridge of San Luis Rey 2005: Bloodrayne 2006: Melissa P. 2007: Das Waisenhaus (El Orfanato) 2008: Inconceivable 2009 Imago Mortis 2010: Wolfman

 

 

 

 

 

 

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