Spaniens Kino-Exportschlager J.A. Bayona

1993 erschuf Steven Spielberg mit Jurassic Park einen technischen Meilenstein der Filmwelt. Es folgten zwei Sequels, und 2015 mit „Jurassic World“ ein Neustart, bei dem auch weniger erfahrene Filmemacher das Steuer übernehmen dürfen. Seit Juni 2018 ist die Fortsetzung in den Kinos: Jurassic World - Das gefallene Königreich. Regie führte der Spanier Juan Antonio Bayona. Porträt eines emotionsliebenden Künstlers.

Von Maximilian Vierkotten

J.A. Bayona trägt einen dunkelgrauen Anzug, seine schwarzen Haare sind jugendlich nach oben gegelt. Generell wirkt der Regisseur dynamisch, aufgeschlossen.

Er berichtet Reportern gerne von seinem neuesten Werk: Jurassic World: Das gefallene Königreich, der mittlerweile fünfte Teil der cineastischen Ur-Zeitreise.

Filmfans dürfte dieser Umstand wundern und auch neugierig machen, denn normalerweise widmet sich der spanische Filmemacher ernsteren, weniger „mainstreamigen“ Themen.

Die „Jurassic“ Fangemeinde kann also auf eine tiefer gehende Handlung hoffen oder auf eine weniger emotionale Ausrichtung des Regisseurs. Letzteres ist aber eher unwahrscheinlich, wenn man auf seine bisherige Arbeit schaut.

Juan Antonio García Bayona – so sein vollständiger Name – wird 1975 mit seinem Zwillingsbruder Carlos García Bayona in Barcelona geboren. Viel mehr ist über sein Privatleben nicht bekannt – dafür aber über seine außerordentliche Karriere, bei der das Thema Familie und Freundschaft eine große Rolle spielt.

Freundschaft mit Guillermo del Toro

Anders als viele Kommentare zur Verpflichtung Bayonas verlauten lassen, wird nicht jeder als Regisseur engagiert nur weil er ein Mann ist. Juan Antonio zeigt früh sein Talent für das audiovisuelle Medium, studiert an der Escola Superior de Cinema i Audiovisuals de Catalunya und arbeitet teilweise als Journalist.

Nach einem beruflichen Treffen mit Guillermo del Toro bleiben die beiden in Kontakt. „Er war sehr beeindruckt von meinen Fragen“ begründet Bayona die aufkeimende Freundschaft.

Für den mexikanischen Regisseur zählt Bayona mittlerweile zu den Regisseuren, die er „am meisten schätzt“. Auch seinen entstehenden Kurzfilmen und Musikvideos kann del Toro einiges abgewinnen: „Er liebte alle davon.“

So produziert Bayona zunächst solche Kurz-Arbeiten, ist auch als Werbefilmer tätig. Unter Kunstschaffenden macht er sich weitere Freunde, bebildert später den Song „Disconnected“ der britischen Band „Keane“, die Fans seiner Werke sind.

J.A. Bayona baut sich mit Talent und Menschlichkeit ein Netzwerk auf, das ihm helfen wird. So ist es kein Wunder, dass ein simples Treffen auch seinen größten Karriereschub begründet.

Ein Waisenhaus als Spielfilmdebut

2004 trifft Bayona den Drehbuchautoren Sergio G. Sanchéz, möchte mit ihm über dessen Kurzfilm sprechen und fragt nach weiteren Geschichten. Sanchéz zögert nicht lange und berichtet seinem Kollegen von einer selbstverfassten Mischung aus Horrorfilm und Drama.

„Das Waisenhaus“ soll Juan Bayonas Spielfilmdebüt werden, nur möchte er dabei keine Kompromisse eingehen, Drehzeit sowie Budget verdoppeln. In der Filmwelt ein Desaster, zahlt sich hier Bayonas Freundschaft mit del Toro aus. 

Der Mexikaner wird kurzerhand Co-Produzent und „Das Waisenhaus“ mit Geraldine Chaplin als Top-Darstellerin ein großer Erfolg, trotz eigenwilliger Genrekombination.

Der Spanier schaut gerne hinter die Genres und versucht Emotionen aus allen Geschichten herauszuholen.  Für ihn ist der Hintergrund einer Geschichte entscheidend: “Es spielt keine Rolle, wovon der Film handelt – es ist wichtig, was dahinter liegt.”

Sieben Minuten nach Mitternacht

So verwundert auch nicht die Wahl seiner nächsten größeren Projekte, in die ihn „Das Waisenhaus“ katapultiert. „The Impossible“ handelt von der Tsunamikatastrophe des Jahres 2004, genauer gesagt dem Schicksal einer Familie während der Katastrophe, den Emotionen der Beteiligten. Sein letzter Film „Sieben Minuten nach Mitternacht“ erzählt die Geschichte eines Jungen, dem ein Monster Verlust und Trauer beibringt. Begriffe mit denen sich der Junge beschäftigen muss, da seine Mutter an Krebs leidet. Besonders tragisch: Die reale Mutter des Hauptdarstellers starb vor den Dreharbeiten tatsächlich. Ein Umstand, den man auch als Regisseur erst einmal bewältigen muss.

Das gefallene Königreich

In den wenigen Kinofilmen versucht Juan Bayona seine Charaktere zu ergründen. Familie ist das wiederkehrende Motiv, oft verbunden mit Trauer oder Katastrophen. So verwunderlich ist seine Hinwendung zu „Jurassic World“ also nicht, beschäftigt sich die Reihe doch seit Teil Eins mit Familienzusammenhalt in schwierigen Situationen.

Nur bisher eben nicht ganz so düster und bedrückend, wie man es von Bayonas Werken gewohnt ist. Auch „Das gefallene Königreich“ greift dieses Element auf und Bayona kündigt bereits vor dem Kinostart an, dass der Film seinen düsteren Stil ebenfalls enthalten wird: „Jurassic wird deutlich gruseliger sein als die vorangegangenen Filme“, verspricht der Regisseur verheißungsvoll.

Wie gruselig die Fortsetzung wirklich ist, lässt sich aktuell in den Kinos begutachten. Welchen Film J.A. Bayona als nächstes dreht, steht noch nicht (offiziell) fest – dramatisch und familiär wird es aber sicherlich, vielleicht auch ein wenig unheimlich.

Der Autor: Maximilian Vierkotten studierte Germanistik und Anglistik in Bonn und ist begeisterter Cineast. Dem Thema Film widmet er sich nicht nur journalistisch auf dem Portal Filmcarraldo, sondern auch praktisch mit eigenen Drehbuch- und Kurzfilmprojekten.