Estrella Morente im Porträt
Ihr Name klingt verheißungsvoll: Estrella. Und genau das ist sie, ein Stern am Himmel der Flamencomusik. Selbst die berühmte Schauspielerin Penélope Cruz bediente sich für Almodóvars Film „Volver“ der einzigartigen Stimme des Ausnahmetalents.
von Marcos Fernández Vacas
Sie wirkt fast aristokratisch. Das lange dunkelblonde Haar streng zurückgesteckt, die Gesten zurückhaltend, wenn sie zu singen beginnt. Doch dann blüht Estrella Morente auf.
Die Bühne ist vergessen – sie singt und hat dabei das gewisse Etwas in der Stimme, das die Zuhörer unweigerlich in ihren Bann zieht. Und dies unlängst auch in Köln.
Frühe Prägung
Rhythmus liegt Estrella Morente (*14. Aug. 1980) im Blut, keine Frage. Bereits in der Wiege soll sie beim Gitarrenspiel ihres Onkels Montoyita den Takt mitgeschlagen haben.
Ihre Eltern, der Vater selbst ein berühmter Flamencosänger, die Mutter Tänzerin, haben sie früh geprägt. Dennoch scheut sie sich nicht, Neues zu probieren.
Sie selber sagt von sich: „Ich nehme vieles von meinem Vater an, aber mir gefallen alle, die Alten und die Modernen“, und das lebt sie.
Erste Erfolge und Weltkarriere
Sie ist gerade sieben Jahre alt und musiziert schon mit Gitarrenmeister Sabicas. Mit 16 debütiert Estrella bei der Galaeröffnung der Skimeisterschaft Spaniens in der Sierra Nevada.
Es folgen Erfolge über Erfolge: ein vielumjubeltes Konzert in Freiburg, Auftritte in London und New York. Die Fachwelt ist begeistert, die Fans lieben sie. Zu ihren Bewunderern gehören Aficionados genauso wie der Weltmusiker Peter Gabriel und Rockstar Lenny Kravitz.
Flamenco zwischen Tradition und Moderne
Selbst die eher kritisch-konservative spanische Presse ist von Estrella Morente begeistert. Auch wenn sie eigenwillig Lieder von Jacques Brel, Edith Piaf oder sogar Rockballaden singt, überzeugt sie alle mit ihrer Stimme.
Es ist das dunkle, kräftige, doch geschmeidige Timbre, das sie vom rauen Flamencogesang ihrer Kollegen unterscheidet. Auch als Rocksängerin hätte sie sich eine Karriere vorstellen können, denn Rock und Flamenco sind für sie echte Livemusik.
Duende: der Flamenco-Stil
Estrella Morente überzeugt auf der Bühne mit einem Mix aus genialer Musikalität, enormer Bühnenpräsenz und umwerfender Schönheit.
In jedem Moment erlebt der Zuschauer mit, was in Spanien „Duende“ heißt: die magische, fast teuflische Fähigkeit, Musik und Mensch, Interpret und Zuhörer in einem Augenblick verschmelzen zu lassen.
Estrella wird ihre Fans auch in den kommenden Jahren in Europa und Übersee an diesem andalusischen Musikzauber teilnehmen lassen.
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Der Autor
Marcos Fernández Vacas, Kind baskisch-burgalesischer Eltern, lebt von Geburt an in Bonn. Er hat einen Faible für spanische Philosophen wie Miguel de Unamuno sowie Flamenco und spielt selber Gitarre.