Großes Kopfkino aus Spanien
Francisco Ibáñez Talavera (*15.3.1936), kurz F. Ibáñez, ist ein wahrer Fließbandarbeiter: In den letzten 50 Jahren veröffentlichte der spanische Comic-Autor allein mit den Geheimagenten „Clever & Smart“ (Mortadelo y Filemón, 1958) weit über 150 Alben, die in 30 Ländern und zwölf Sprachen erschienen.
von Antje Kümmel
Der gebürtige Katalane Ibáñez beherrscht die gesamte Klaviatur zweideutiger Illustrationen, spielerischem Wortwitzes und slapstickartigen Geschichten. Seine Comics und Cartoons, wie die auch in Deutschland bekannten Werke „Ausgeflippt – Fischstrasse 13“ (1961), „Tom Tiger + Co“ (1963) und „Mein Gott Walter!“ (1966), sind großes, unterhaltsames Kopfkino. Dabei greift Ibáñez gerne aktuelle Ereignisse aus Sport, Politik und Wirtschaft auf, die er mit viel Esprit in die Abenteuer seiner Charaktere integriert. Zudem lässt der Spanier manche Figuren als Gaststars in anderen seiner Werke auftreten. Charaktere von längst eingestellten Serien wie „Rudi Rakete“ (späte 80er Jahre) bleiben somit auch heute noch lebendig.
Vom Bankschalter zum Zeichenbrett
Alles begann 1954 mit ersten Cartoons für die Tageszeitung La Risa. Damals arbeitete Ibáñez noch bei der Banco Español de Crédito, die ihm sichtlich zu wenig Raum für Humor und Kreativität lies. Seine wahre Leidenschaft war das Zeichnen. 1957 verlies der damals 21jährige die Bank und tauschte Schreibtisch mit Zeichenbrett. Während den folgenden drei Jahrzehnten beeinflusste Ibáñez maßgeblich die spanische Comic-Szene und ist heute einer der bekanntesten Autoren Europas. Für sein Gesamtwerk erhielt er 1994 den Großen Preis des Salón del Cómic de Barcelona, 2001 folgte die Goldene Verdienstmedaille der Schönen Künste.
Running-Gags, Slapstick und Kuriositäten
Der Comic-Autor Ibáñez wurde am 15. März 1936 geboren. Er erlebte die autoritäre Diktatur Francisco Francos hautnah. Das ist vor allem den frühen Heften von „Mortadelo y Filemón“ anzumerken, in denen er sich zeit- und sozialkritisch gegenüber der damaligen Herrschaft äußert. Inzwischen spielen dort Running-Gags und Slapsticks eine weitaus größere Rolle und haben sich zum herausragenden Merkmal seiner wohl bekanntesten Comic-Serie in Deutschland entwickelt. Ibáñez ist bekannt für seinen absurden Humor in dynamisch gezeichneten Bildern. Künstlerische Höhepunkte sind jedoch die Hintergründe, vor allem bei „Clever & Smart“: Neben der kultigen Ibáñez-Spinne, in Form eines einfachen, schwarzen Punkts mit sechs Beinen, die von der Decke hängend Geige spielt, weisen sie allerhand Kuriositäten auf. Während ein Dinosaurier genüsslich am Hochhaus knabbert oder ein Wal durch die Stadt hoppelt, erzählen diese über zwei, drei Bilder hinweg ganz eigenständig ihre lustigen Geschichten.
Clever & Smart in Deutschland
Bis heute begeistert Schöpfer Ibáñez eine große Fangemeinschaft in ganz Europa mit den Geschichten der tollpatschigen Agenten, in denen ihr größter Feind ihre eigene Unfähigkeit ist. Die irrwitzigen Abenteuer von „Clever & Smart“ wurden in Deutschland Anfang der 60er Jahre bekannt, denen ein regelrechter Hype in den 80er Jahren folgte. Seit 1972 verlegt die ConPart Verlag GmbH die Alben in Deutschland. Allerdings werden mit Ausgabe Nr. 175, Anfang 2003, nur noch Zweitausgaben älterer Werke mit neuem Titel angeboten – zum Leidwesen vieler deutscher Liebhaber.
Weiterführender Link:
Spanischer Blog mit Bildern zum Thema: lapizdeldibujante
Die Autorin
Antje Kümmel ist zertifizierte Referentin für Marketing und Public Relations,PR- und Online-Redakterin.