Salta, Salta – Jimmy Jump
Jaume Marquet i Cot ist Flitzer und bringt es durch seine Aktionen zu zweifelhaftem Ruhm. Sein Ziel: einmal den Oskar in den Händen halten.
von Bernadette Auer
Die Menschen schauen gebannt auf das Spielfeld, die Wimpel hoch, den Atem angehalten. Lionel Messi schießt und trifft. 1:0 für den FC Barcelona im Abschiedsspiel für Mehmet Scholl gegen den FC Bayern München. Die Menge tobt und einer rennt - über die Absperrung, durch die Sicherheitskräfte, und gratuliert dem Torschützen. Das ist die Welt von Jimmy Jump, einem 46-jährigen Katalanen aus Sabadell. Er hat einen Traum oder auch viele: die Nähe zu den Promis, Ruhm, ein Zeichen setzen und der Beste in seiner Zunft sein.
Dafür plant er und reist 2010 mit zehn Dollar in der Tasche zum WM-Finale nach Johannesburg. Die Economy-Class ist zu voll, also setzt er sich in die 1. Klasse und schläft einfach ein. Niemand wundert sich, das ist so seine Art. Völlig mit der Masse zu verschmelzen ist seine Kunst. Wie sonst ist es möglich, nicht bereits vor seinen Taten von den Sicherheitskräften erkannt und entlarvt zu werden?
Wie Superman und Clark Kent
Er ist ein Jedermann, ein gutgelaunter sympathischer Fan, mit Fahne und roter Mütze. Und doch steckt mehr dahinter. Niemand sitzt einfach im Publikum und geht dann ohne weiteres hinaus aufs Grün, um den Top-Spielern sein Markenzeichen, die Barretina-Mütze, aufzusetzen. Über seine Technik spricht er nicht viel. Er sitze da und warte auf den richtigen Moment. Den gebe es immer, sagt er. Den Augenblick, in dem die Security döst - dann „springt“ er und fühlt den Rausch. „Es ist eine sehr starke Emotion“, beschreibt der Flitzer 2010 bei Markus Lanz seine Gefühle. „Ich bin dann frei und glücklich, wie ein Libero.“ Superman ist sein Idol, so wie James Dean und Don Quijote, Loquillo und Dalí. Was verbindet diese Männer, wofür kämpft Marquet?
Flitzen, Blitzen, Filme machen
Flitzen (Blitzen), springen oder „streaken“ haben uns die Briten geschenkt. Ursprünglich als Mutprobe an Universitäten, entwickelte der meist nackte Lauf ganz neue Blüten. Zum Protest wird er genutzt, wie die PeTA uns beweist, für die Kunst, für den Sex und für den Thrill. Exhibitionismus nennt es die Psychologie, doch Erregung oder nicht, Aufregung führt zum Ziel: „Seht her!“
Marquet kommt ins Kino
Die Filmemacher Dan Emery, Mathieu Wacowich and Jon Deitcher aus Montreal, Kanada, begleiteten die ambitionierte Rotkappe über drei Jahre filmisch bei seinen Unternehmungen. Heraus kam zunächst ein zehnminütiger Kurzfilm, Jump! A Dreamer’s Day, der mit dem Publikumspreis für den besten Kurzfilm beim Winnipeg International Film Festival prämiert wurde. Vom Erfolg bestätigt folgte dann ein kompletter Film über die Größen der Szene, immer im Fokus: Jaume Marquet i Cot.
Marquet kommt ins Kino
Die Filmemacher Dan Emery, Mathieu Wacowich and Jon Deitcher aus Montreal, Kanada, begleiteten die ambitionierte Rotkappe über drei Jahre filmisch bei seinen Unternehmungen. Heraus kam zunächst ein zehnminütiger Kurzfilm, Jump! A Dreamer’s Day, der mit dem Publikumspreis für den besten Kurzfilm beim Winnipeg International Film Festival prämiert wurde. Vom Erfolg bestätigt folgte dann ein kompletter Film über die Größen der Szene, immer im Fokus: Jaume Marquet i Cot.
Die zwei Seiten der Medaille
Ob Exhibitionist, Verrückter oder Freigeist, ein Freiheitskämpfer ist Jimmy Jump nicht. Stattete er dem spanischen Königshaus einen Besuch ab, enterte die Laudatio für Javier Bardem bei der Goya Preisverleihung oder störte er 2009 bei den French Open, Roger Federer in seinem entscheidenden Satz, so darf man bei dem zwiespältigen Entertainment nicht vergessen: Jaume Marquet i Cots Aktionen sind gefährlich und illegal.Geschätzte 300.000 Euro Schulden haben sich aus Reisekosten, Verhaftungen und der Aufgabe seines Jobs als Immobilienmakler bisher angehäuft. Darüber reden will er trotz Markus Lanz charmanter Penetranz nicht. Er verkaufe Logo-Shirts und lebe für die nächste Chance.¡Suerte!
Die Autorin
Bernadette Auer hat Computerlinguistik, Phonetik und Skandinavistik an der Uni Bonn studiert. Während ihres Studiums arbeitete sie für eine Online-Redaktion zum Thema E-Learning und hat an der Erstellung und Umsetzung von Web-Based-Trainings mitgewirkt.
Weiterführende Links
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