Spaniens Sänger Manolo Escobar im Porträt
In Deutschland wenig bekannt, war Manolo Escobar die Lichtgestalt des spanischen Schlagers. Die Stimme der kleinen Leute, deren Sound jeder kennt. Doch was selbst viele seiner Landsleute nicht wissen: Sein größter Hit kam ursprünglich aus Belgien und seine Ehefrau Anita stammt aus Köln. Ein Porträt des Mr. Porompompero, der 2013 im Alter von 82 Jahren verstarb.
von Roberto Di Bella
Lieder wie Mi carro (Mein Karren), La minifalda (Der Minirock) oder Mujeres y vino (Frauen und Wein) hat wohl fast jeder Spanier im Ohr, ob Schlagerfan oder nicht. Die traditionellen Klänge der andalusischen copla und des paso doble versah Escobar mit zeitgemäßem Pepp.
Mehr als 5000 Mal hat er seine Erfolgstitel auf der Bühne und im Fernsehen gesungen. Einmal versuchte der Sänger den Aufstand gegen sein Publikum, wollte nur Aktuelles singen. Vergeblich.
Zu seiner besten Zeit, in den sechziger und siebziger Jahren, war Escobar die Stimme der kleinen Leute. Seine Texte griffen ihre Sorgen und Sehnsüchte auf. Kritik am Regime Francos wird man darin allerdings vergeblich suchen. Seine Hauptaufgabe sei stets die Unterhaltung gewesen, so Escobar. Er selbst sei ein „völlig unpolitischer Mensch“.
Der Sound des Escobar
Geboren wurde Manuel García Escobar 1931 im südspanischen El Ejido (bei Almería). Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf, als fünfter von zehn Brüdern.
Mit gerade 14 Jahren brach er aus seinem Dorf ins ferne Barcelona auf. Dort schlug er sich wie zahllose Arbeitsmigranten aus Andalusien zunächst als Lehrling und Hilfsarbeiter durch. Die Leidenschaft für die Musik hatte er jedoch im Gepäck. In der Familie spielten alle Gitarre und Laúd, die spanische Variante der Mandoline.
Mit drei seiner Brüder zog er bald als "Manolo Escobar y sus guitarras“ erfolgreich durch die Restaurants der katalanischen Metropole. 1957 gab es den ersten Plattenvertrag. Drei Jahre darauf kam der Durchbruch als Solist, mit dem unübersetzbaren Titel „El Porompompero”. Der “sonido Escobar“ war geboren.
Y viva España: eine belgische Schlagerpraline
Sein größter Erfolg wurde 1973 „Y viva España“. Es war die Begleitmusik zum beginnenden Reiseboom auf die iberische Halbinsel. Dabei ist der spanischste aller Schlager ein reines Auslandsprodukt. Text und Komposition stammen von zwei Belgiern.
Und 1972 war die junge Christiane Bervoets alias Samantha mit „Eviva España“ die erste Interpretin. Doch richtig berühmt machte erst Escobar den Song. Mit neuem Text und mehr nationalem Touch versehen („Y España es lo mejor… Eterno paraiso sin igual“), ging die gleichnamige LP seither millionenfach über die Ladentheken weltweit.
Durch Lieder wie „El emigrante“ sang er damals auch den vielen spanischen Gastarbeiter in der BRD aus der Seele. Er war einer von ihnen und Verbindung zur Heimat. Auch auf der Kinoleinwand war Escobar erfolgreich. In 20 populären Schlagerfilmen spielte Escobar von 1962 bis 1979 die männliche Hauptrolle, ähnlich wie hierzulande ein Roy Black oder Peter Alexander.
Escobar und seine kölsche Anita
Verheiratet war Manolo Escobar übrigens mit einer Deutschen. In einem Ferienort an der Costa Brava hatte er 1959 Anna Marx aus Köln kennen gelernt. „Wir verstanden kein Wort von der Sprache des anderen, doch es war Liebe auf den ersten Blick, un flechazo. Es war wie ein Lotteriegewinn“.
Nach zwei Wochen gemeinsamen Turtelns entschwand der Lotteriegewinn erst einmal wieder nach Deutschland. Doch nur wenige Monate später fand dort die Trauung statt. Vier Schimmel und eine weiße Kutsche: so fuhren Braut und Trauzeuge vor die Kölner Sankt Michaels-Kirche vor.
Die spanische Hochzeitsgesellschaft war schwer beeindruckt. Als „Anita“ Escobar dann erstmals 1960 den Heimatort ihres Mannes in Andalusien besuchte, sorgte das in der ganzen Gegend für Aufregung: „Eine Frau, die ihr eigenes Auto fährt, Hosen trägt und raucht: für die Leute aus meinem Dorf war das wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt“, erinnerte sich der Künstler später.
Doch in 54 Jahren Ehe ist ihm seine kölsche Anita nicht von der Seite gewichen. Auch dann nicht, als 1979 der Sänger und Kunstsammler durch falsche Immobilienspektulationen alles verliert und von Null anfangen muss.
Die Fans twittern: D.E.P. Maestro
Manolo Escobar erlag am 24. Oktober 2013 einem Krebsleiden, gegen das er seit 2010 ankämpfte. In den sozialen Netzwerken zeigt sich die anhaltende Popularität des Sängers über die Generationen hinweg. „Mit ihm stirbt ein Stück meiner Kindheit und Jugend“, schreibt ein Fan.
Und Spaniens Kulturminister José Ignacio Wert erklärte, mit Escobar verschwinde eine "grundlegende Referenz der spanischen Volksmusik". Dem Wunsch des Künstlers entsprechend wurde seine Asche an drei Stellen ins Mittelmeer gestreut: an seinem Geburtsort Almería, in Barcelona, wo seine Karriere begann und auf der Insel Benidorm, seinem langjährigen Lebensmittelpunkt.