Mercedes Peón: Spaniens Musik-Alchimistin

Mercedes Peón (*La Coruña, 1967) ist eine spanische Sängerin und Musikerin aus Galicien. Mit 17 Jahren hat sie die keltisch geprägte Musik Nordwestspaniens in den Dörfern erforscht und dann erst als Musikerin Karriere gemacht.

Ganz Spanien kennt die Frau mit der markanten Glatze, seit sie die Wochenendshow Luar im galicischen Fernsehen TVG moderiert hat: Mercedes Peón. Doch vor allem ist sie Musikerin. Ihre Folkmusik begleiten so berühmte Kollegen wie Kepa Junkera und Carlos Núñez.

Auch Manu Chao hat schon mit ihr gearbeitet. 2005 erhielt sie die Auszeichnung Premio Gallego del Año als beste Künstlerin, 2008 sogar den nationalen Musikpreis Premio Nacionál de Música.

Fließband-Sound ist allerdings gar nicht ihr Ding. Ihr erstes Album hieß Isué (2000), gefolgt von Airú (2003) und Sihá (2007). 2010 brachte sie nach langer Zeit mal wieder den melancholisch wirkenden Song Sos heraus.

Dudelsack spielt die Galicierin selten, die Pendeireta (Tambourin) dafür umso besser. Sie untermalt ihre eindringliche Stimme gerne mit Elektro-Klängen, trägt auf der Bühne Schwarz, zeigt nie Bein und lächelt so selten wie möglich.

Die "Wut vom Dorf" nannte das einmal ein Journalist von El País im weit entfernten Madrid.Mercedes Peón kommt aus Galicien, dieser etwas geheimnisvollen Gegend hoch oben im Nordwesten, wo sie im Hinterland Wildpferde-Rodeos veranstalten, manchmal Untote im Nebel sehen und noch an Hexen glauben.

Diese Mystik verkörpert die Künstlerin Peón selber auch. Wobei sie genau plant, was sie tut. Sie hat erst geforscht, und dann komponiert und gesungen.

Sie ist somit das genaue Gegenteil eines Pop-Söhnchens Marke Enrique Iglesias oder einer Kitsch-Sängerin wie Maria del Monte ("Der Kuss des Mondes"): Eine Musikerin mit Charakter, für manche sogar mit einer Prise zu viel davon.

Mit dem Aufnahmegerät durch die entlegendsten Dörfer

Mercedes Peón hat sich vor allem als Erforscherin des galicischen Folks hervorgetan. Sie reiste mit 17 per Bus durch die Provinzen Ourense, La Coruña, Lugo und Pontevedra auf der Suche nach Tonaufnahmen und Festen, wo sie die Musik aufnahm.

Sie sprach mit jungen Dudelsackspielern und greisen Tänzern. Fragte Witwen nach den lokalen Bräuchen und Bauern nach ihrem Lieblingslied. Sie notierte Märchen und Legenden, sie lernte von den Dorfbewohnern tanzen und singen.

Jeden Sound des Tambourins nahm sie auf, den sie finden konnte. Über 2000 Stunden Tonmaterial soll sie insgesamt im Archiv haben. Sie brauchte Musik nicht studieren. Sie hat es sich so gut beigebracht, wie kein Lehrer das kann.

Musikwissenschaftlerin on Tour

Mercedes Peón ist gefragt, wenn irgendwo in Europa mal wieder ein Folkfestival steigt. Die Frau mit der Aura eines Punks singt und spricht fast nur auf Galicisch. Und fast nie über ihr Privatleben.

Journalisten erzählt sie lieber, wie sie ganz einsam im Haus komponiert und über die Todesküste und die Einsamkeit schreibt, Akustik und Elektronik vereint und eine musikalische Kollage aus Pop, Rock und keltischen Klängen zaubert.

Ihr Spitzname ist daher kaum erstaunlich: Alchimistin der Musik. (tb)

Weiterführende Links

Webseite von Mercedes Peón

Porträt von Susana Seivane

Infos zu Galicien in Nordwestspanien

zm