Eine  Operndiva, die gern strickte

Victoria de los Ángeles im Porträt

Sie ist eine der größten Opernstimmen des 20. Jahrhunderts und hat auf den Bühnen der Metrolopolitan Opera in New York und der Mailänder Scala in Rosen gebadet.

von Julia Kuzmina

Mit dem Tenorkönig Jussi Björling hat sie der Nachwelt eine Aufnahme von Puccinis „La Bohème“ hinterlassen, die bis heute als unübertroffen gilt. Doch im realen Leben war Victoria de los Ángeles keine launische Diva, sondern eine bodenständige Frau mit starken katalanischen Wurzeln. Am liebsten saß sie bei Konzerten mit der Gitarre auf dem Deckel eines Flügels und sang spanische Volkslieder.

Shootingstar aus Barcelona

Victoria de los Ángeles López García (nach anderen Quellen Victoria de los Angeles Gómez Cima) kommt am 1. November 1923 in Barcelona zur Welt. Ihre Familie ist zwar musikalisch, trotzdem muss Victoria kämpfen, um am Conservatorio de Liceo in Barcelona studieren zu dürfen. Das hat sich gelohnt: Sie schließt das Konservatorium in drei statt der vorgesehenen sechs Jahren ab und gewinnt buchstäblich jeden Preis für Opernnachwuchs. Ihr Debüt gibt sie 1941 im Alter von 18 Jahren als Mimi in Puccinis „La Bohème“ – eine Partie, die sich wie ein roter Faden durch ihre gesamte Karriere zieht.

 

BBC macht sie zum Star

Ruhm erlangt Victoria 1947, als sie den ersten Preis des Internationalen Gesangswettbewerbs in Genf gewinnt. BBC wird auf das junge Ausnahmetalent aufmerksam und lädt sie 1949 ein, de Fallas Oper „La Vida Breve“ aufzunehmen. Und prompt geht es für sie steil nach oben. 1948 unterzeichnet sie einen Exklusiv-Plattenvertrag mit dem Label EMI, wo sie innerhalb der folgenden drei Jahrzehnte 21 Opern-Gesamtaufnahmen, 25 Soloplatten und Beiträge auf 40 Sammelplatten aufnimmt. Im selben Jahr debütiert sie an der Pariser Oper, ein Jahr später am Londoner Covent Garden und an der Mailänder Scala. Sie tritt bei den Salzburger Festspielen auf, es folgt eine Südamerika-Tournee. 1951 applaudiert ihr das Publikum der Metropolitan Opera in New York als Marguerite in Gounods „Faust“ – die Figur des goetheschen Gretchens ist ihr Durchbruch zum Weltruhm.

 

Jussi Björling – der Partner ihres Lebens

Zehn Jahre lang steht Victoria de los Angeles auf der berühmten New Yorker Bühne, 13 Partien in 103 Vorstellungen hat sie dort gesungen. An der „Met“ trifft sie auch den Bühnenpartner ihres Lebens– den schwedischen Tenor-Star Jussi Björling. Jussi und Victoria werden das absolute Opern-Traumpaar, glamourös und begehrt. Ihre Stimmen verschmelzen miteinander wie zwei Flammen, sie fließen ineinander über wie zwei Wellen eines Stromes, sie brausen auf wie schwere Brandung und explodieren wie ein Vulkan. Das Publikum tobt, schreit, wirft Blumen und bricht in Ekstase zusammen. Als armes Pariser Studentenpärchen Rodolfo und Mimi schreiben Victoria de los Angeles und Jussi Björling Musikgeschichte. Die Konserve ihrer gemeinsamen Aufnahme von Puccinis „La Bohème“ gilt als eine der größten Musikproduktionen des 20. Jahrhunderts. Die Zeitzeugen geben zu Protokoll, die Platte gibt noch nicht einmal annähernd wieder, was tatsächlich von der Bühne zu hören war.

Meisterin der Geheimhaltung

Ob die beiden Stars, wie so oft im Musikgeschäft, auch ein Liebespaar waren? Dazu schweigt die Geschichte. Victoria war stets Meisterin der Geheimhaltung. Bekannt ist allerdings, dass sie bereits 1948 einen Mann namens Enrique Magriñá heiratete und mit ihm zwei Söhne bekam, von denen heute noch einer lebt. Der andere starb bereits 1998. Hier geht es zur Fortsetzung

 

 

 

Porträt von Victoria de los Ángeles: Teil 2

 

 

 

 

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