Schwule Ampeln in Madrid

Immer wieder erreichen unsere Redaktion erstaunte Fragen von Madridspaziergängern. Warum denn an manchen Fußgängerkreuzungen Homopaare Hand in Hand aufblinken statt Ampelmännchen? Und Frauenpaare auch. Hier unsere Antwort.

von Tobias Büscher

Auf den ersten Blick fallen sie kaum auf. Denn die stehenden und laufenden Männchen an den Ampeln in Madrid leuchten einfach grün oder rot. Wie es sich gehört. Allerdings tun sie es als Paar. Manchmal mit einem Herz zwischen den Köpfen. Paso Doble als Blinkhinweis, sozusagen.

World Pride provoziert Wertkonservative

Im Vorfeld der gigantischen Schwulenshow World Pride in Madrid ließ die Oberbürgermeisterin 288 Birnen an 72 Ampelkreuzungen in 21 Stadtbezirken austauschen. Inklusive vor ihrem Rathaus an der Plaza de Cibelles.

Sie wollte, wie sie den Medien erzählte, ein Zeichen dafür setzen, dass Spaniens Hauptstadt eine der weltoffensten Europas sei. Zu sehen sind an manchen der Semafaros (Ampeln) also seither Ampelmännchen und Ampelweibchen.

Die sich sehr gern haben.Die einen feierten Alcaldesa Manuela Carmela für ihren Freigeist als liberalste Stadtvordere ever. Die anderen schimpften über den größten Unsinn spanischer Verkehrspolitik. "Madrid erstickt unter Homo-Propaganda", titelte etwa das Portal katholisches.net.

Ein Blogger aus Madrid schimpfte, das sei die bekloppteste Form von Geschlechtsverkehr. Und nicht wenige Anwohner der Stadt erklärten den Lokaljournalisten, das Geld solle die Bürgermeisterin lieber für bessere Kitas und Spielplätze ausgeben.

Eine Verschwendung sei das. Konkret kostete die Maßnahme nach Angaben von El Mundo 21.747 Euro.

Schwulenhochburg Spaniens

Neben der Kleinstadt Sitges südlich von Barcelona gilt Madrid als Hochburg der Schwulen. Dort besonders das Stadtviertel Chueca nördlich der Gran Vía.

Rund um die gleichnamige Metrostation gibt es alles von der Schwulenbar über die Schwulenredaktion bis zum Leder- und Friseurshop. Und die Cafés stellen Näpfe für die Pudel der Transen auf die Terrasse.

Auch deshalb bekam Madrid den Zuschlag, die Word Pride 2017 auszurichten. Die erste dieser Veranstaltung für Schwule, Lesben, Transen und Bisexuelle richtete im Jahr 2000 die Stadt Rom aus.

Und wer hats erfunden? San Fernando de Henares

Seither also gibt es Homoampelpärchen. Wobei die überwiegende Mehrheit am Fußgängerübergang immer noch rot, grün und Single ist. Die damalige Bürgermeisterin Manuela Carmela hat das übrigens gar nicht selbst erfunden.

Ein Kollege aus San Fernando de Henares östlich der Hauptstadt kam schon im Februar auf die Idee mit den liberalen Ampelfiguren. Und brachte eine ähnliche Maßnahme am 14. Februar auf den Übergangsweg. Das ist in Spanien der Tag der Verliebten.

Auch heterosexuelle Paare auf Ampeln

Unsere Reporterin Silke Büscher hat aber auch eine gute Nachricht für Hetis. Hier hat sie die fotografiert: als Ampelpaar: