Galicisch: Sprache der Galicier in Nordwestspanien

Galicisch ist eine von vier spanischen Sprachen. Spanisch ist die Staatssprache des Landes. Aber auch die drei anderen erkennt die Verfassung an: als Regionalsprachen. Neben Galego sind das Baskisch und Katalanisch.

Von Franziska Klein

„Wir nennen unsere Tochter Mariña!“. Noch vor wenigen Jahren bekamen Eltern in Nordwestspanien 600 Euro steuerfrei von der Regionalregierung, wenn sie ihren Kindern galicische Vornamen gaben wie Josiño, Liduvina oder Eduarda. Köche wie Nacho müssen ihre Speisekarte längst auf Galicisch bringen, sonst bleiben die Gäste weg.

Brasilianische Kicker wechseln gerne zu Deportivo de La Coruña, weil sie das Galego in Nordwestspaniens Hafenstadt so gut verstehen. Und selbst Spaniens Ex-Ministerpräsident Mariano Rajoy spricht mit leicht galicischem Singsang.

Dies sind nur einige Beispiele, wie akzeptiert, anerkannt und verbreitet die galicische Sprache mittlerweile in Spanien ist. Doch das war nicht immer so.

Früher galt Galego als Regionaldialekt mit portugiesischem Anklang. Und tatsächlich ähnelt die Sprache mit ihren romanischen Wurzeln leicht dem Portugiesischen. Einige bezeichnen die Sprache versehentlich als Galizisch, doch Galicisch ist richtig, denn die Region heißt Galicien.

Von Diokletian über Franco bis hin zur Autonomie

Unter Diokletian entsteht Ende des 3. Jh. die Provinz Gallaecia und im 8. Jh. ist schon ein einheitlicher romanischer Dialekt im Umlauf. Doch während sich Portugiesisch im 14. Jh. als Literatur- und Weltsprache weiterentwickelte, stand das Galicische unter dem kastilischen Einfluss von Adel und Klerus.

So sehr, dass der schriftliche Gebrauch des Galicischen vollkommen verschwand und Galicisch nur noch die einfachen Fischer und Bauern sprachen. Doch im 19. Jahrhundert entdeckten galicische Intellektuelle ihre Sprache wieder. Sie sorgen für neue Wörterbücher und schrieben in Zeitschriften auf Galego.

Diktator Franco, obwohl selbst in Galicien geboren, verbot das Galego ebenso wie Baskisch und Katalanisch. Die Verfassung von 1978 erkannte nach dessen Tod die Regionalsprachen aber an.

1983 wird das Galicische als kooffizielle Sprache in allen Bereichen dem Spanischen praktisch gleichgestellt. Und prompt hatte dies Auswirkungen auf die Straßenschilder und Leitartikel der nordwestspanischen Region.

Frühstück oder Mittagessen? Galicisch und Portugiesisch

Das Galicische ist in der Wortbildung eher portugiesisch, in der Aussprache jedoch eher spanisch. Und ab und zu kommt es bei den Nachbarn im Westen der Iberischen Halbinsel sogar zu Missverständnissen.

"Almorzo“ heißt auf Galicisch Frühstück, auf Portugiesisch Mittagessen. Das weiß auch die spanische Stadt Badajoz, die direkt an der Grenze zu Portugal liegt.

Pro Galicisch

91% der Bevölkerung der autonomen Region Galicien verstehen Galicisch und 84% (3,5 Mio.) sprechen die Sprache inzwischen. Und dies inzwischen sogar in den Städten.

Seit den 1970er Jahren haben sich Politiker in Galiciens Hauptstadt Santiago de Compostela immer mehr für ihre Sprache eingesetzt, daneben auch Professoren und Journalisten.

Das Ergebnis: Wer heute eine Doktorarbeit an der dortigen Uni schreibt, muss dies auf Galicisch tun. Und wer eine Parlamentsrede auf Spanisch abhält, hat ganz bestimmt das Ende seiner Politikerkarriere erreicht.

Anders als Kastilisch eine Zwergensprache

Dennoch ist Galicisch eine Minderheitensprache, ähnlich wie das Baskische. Im Gegensatz zum Galicischen ist das Kastilische sehr verbreitet. Heute weltweit mehr als 455 Millionen Menschen beherrschen es.

Auch die Galicier selbst sprechen weiterhin Castellano, denn die großen Rundfunkanstalten und Medienunternehmen stammen aus Madrid.

Galego für Erwachsene

Und so ist Galicisch eine Minderheitensprache geblieben, ähnlich wie das Baskische. In den Schulen ist es aber seit 1983 offizielle Unterrichtssprache. Literatur unterrichten die Lehrer nur noch auf Galicisch, Mathe oder Geografie wahlweise aber auch auf Spanisch.

Auch die Regierung fördert das Galego, etwa durch Galicischkurse für Erwachsene. Nur für galicische Vornamen der Neugeborenen bekommen die Galicier kein Geld mehr – das war der Regierung dann doch zu teuer.

Die Autorin

Franziska Klein ist 1987 in Rodewisch geboren. Sie hat Romanistik und Anglistik an der Universität Bayreuth studiert und danach als Redakteurin eines Fachmagazins der Versicherungsbranche gearbeitet. In ihrer Freizeit liest sie gern gute Bücher und überholt mit ihrem violetten Citybike alle Hobbyradler am Rhein.

Galicisch und Spanisch im Vergleich

Das hier sind typische Worte in der Galicischen und Spanischen Sprache:

Geöffnet: aberto, abierto

Wasser: auga, agua

Zucker: azucre, azúcar

Guten Tag: bós dias, buenos días

Schwein: porco, cerdo

Bier: cervexa, cerveza

Hunger: fame, hambre

Speiseeis: xelado, helado

Kuss: bico, beso