Geschichte des Stierkampfs

Stierkampf ist in Spanien für viele ein historisches Kulturgut. Doch nicht nur die meisten Katalanen rund um Barcelona haben die Corrida schon lange abgelehnt. In Nordspanien, der Extremadura und Andalusien kommt der Kampf zwischen Mensch und Tier aber weiterhin gut an.

Historisch ist auch belegt, dass die Kirchenvertreter das Spektakel in der Arena gar nicht mochten. Verhindert haben sie die Corrida nie, ganz anders als die Katalanen und die Bewohner der Kanarischen Inseln.

Dort gibt es seit Jahren überhaupt keine Stierkämpfe mehr. Historisch gewachsene Hochburgen des Stierkampfs sind Ronda, Málaga und Sevilla in Andalusien genauso wie Madrid in Kastilien und die Arenen nordspanischer Städte wie Pamplona.

Kirche im Mittelalter: der schärfste Gegner der Corrida

Der Ursprung des Stierkampfs ist noch immer umstritten. Aus Spanien kommt er jedenfalls nicht. Möglicherweise ist er keltischen oder maurischen Ursprungs.

Es gibt auch 2500 Jahre alte Vasen aus Kreta, auf denen der Kampf zwischen Mensch und Stier dargestellt ist. Der Stier als uraltes Symbol der Kraft und der Fruchtbarkeit wurde später in Spanien von Mauren und Christen gehetzt, was die Kirchenoberen übrigens anfangs gar nicht mochten und deshalb scharf protestierten.

Besuchern von Corridas drohte der Rauswurf aus der Kirche, bis der knorrige Herrscher der lnquisition und der Welt, Felipe II., den Papst in Rom zur Aufhebung kirchlicher Strafen überredete.

Stierkampf als Privileg des Adels

Stierkampf war in Spanien bis in das 18. Jahrhundert Sache der Adeligen und Caballeros. Das Volk durfte am Ritual nicht aktiv teilnehmen.

Dies änderte sich zur Zeit der Bourbonenkönige, die von der rationalen Aufklärung beseelt im Stierkampf Verrohung und einen Akt niederer Triebe sahen. So ging die Corrida allmählich an die einfache Bevölkerung über, die im Stierkampf bald eine Sprosse zum sozialen Aufstieg erkannte.

Ronda: die Wiege der Corrida

Ende des 18. Jahrhunderts entwickelten sich die ersten Schulen in Ronda und Sevilla, der Stierkampf wurde in einzelne Phasen unterteilt, wobei dem Torero im klassischen Kampf Platz für eigene Manöver und persönlichen Stil bleiben. Kraft, Mut, Angriffslust und wohl auch die Blutrünstigkeit haben immer wieder berühmte Maler und Dichter fasziniert.

Der Stierkampf spielt etwa in Werken von Ernest Hemingway, Pablo Picasso, Salvador Dalí und Francisco de Goya, der selbst als Torero aufgetreten sein soll, eine Rolle.

Fiesta Nacional oder Tierquälerei?

Heute ist der Stierkampf in Spanien längst nicht mehr unumstritten. Dies liegt nur bedingt an Kritiken aus dem Ausland, die man vielfach als anmaßend empfindet.

Längst gibt es in Spanien Tier- und Umweltschutzvereine, die gegen ein Ritual angehen, das sie weder als Kunst noch als Kultur verstehen können. Ein Viertel der Spanier, insbesondere aus der Mittelklasse, lehnt die Corrida ab.

in Madrid kult, in Barcelona verboten

Stierkampf hat seine historische Tradition und die prägt Spanien bis in die Gegenwart. Während Andalusien und Kastilien zu Hochburgen des Stierkampfs geworden sind, haben andere Regionen kaum etwas damit zu tun.

Im nordwestspanischen Galicien gibt es nur eine einzige Arena, und in Barcelona hat man die Arena sogar ganz abgeschafft, was man durchaus auch als Politikum gegen die Zentralregierung verstehen kann.

Fußball längst wichtiger als die Corrida

Die Aficionados sowohl aus den Unterschichten als auch aus der Oberklasse begeistern sich dagegen für die Tradition des „nationalen Festes“. Befürworter meinen, dass ein kritisches Europaparlament die Corrida gar nicht begreife und in anderen europäischen Staaten Jagd auf Tiere und Tiermisshandlungen auch existieren. Und verweisen darauf: Auch Fußball kann brutal sein.

Das Olé für die Toreros verhallt nicht

Eine Diskussion gibt es also, aber sehr verbreitet ist sie noch nicht. Weitläufig versteht man den Stierkampf als festen Bestandteil spanischen Lebens, ob man ihn liebt oder nicht.

Der Stierkult ist vom Fußball allerdings bereits überholt worden. Die Publikumsgunst fällt inzwischen mehr auf Spieler von Real Madrid oder Valencia CF als auf Toreros.

Gesunken ist die Be­liebtheit besonders unter jungen Leuten. Unter Touristen noch nicht. In den Sommermonaten machen sie beispielsweise in Madrid mindestens die Hälfte der Besucherzahl in Las Ventas aus.

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