Fischen oder Fischzucht?
Weltweit ist der Konsum von gezüchtetem Fisch bereits höher als von Wildfang. In Europa wiederum ist Spanien der größte Betreiber von Aquakulturen. Doch ist die Qualität besser? Und sind die Aquakulturen sogar ein effizientes Mittel zum Schutz der Meere und zum Bekämpfen des Hungers in der Welt?
Eine Reportage von Ariane Draeger, Mariana Verholen und Tobias Büscher
Javier steht an Deck seines Fischerboots Vendaval und guckt in die Sonne. Er hat gute Laune an diesem Aprilmorgen vor dem Atlantik-Küstenort O Grove.
Dem bärtigen Spanier und seinen peruanischen Mitarbeitern sind einige Delikatessen ins Netz gegangen. Später wird seine Ware im Auktionshaus am Hafen von O Grove versteigert.
„Ich brauche mindestens Einnahmen von 400 Euro pro Fahrt, damit ich die Crew bezahlen kann und meine Familie satt wird“, sagt der Galicier. Seine Lieblingsfische sind Steinbutt (rodaballo) und Seezunge (lenguado).
1 Kilo Rodaballo bringt ihm 30 Euro, ein Kilo Lenguado 20 Euro ein. Insofern ist der Wildfang für viele Spanier inzwischen ein Luxusessen. Gezüchtete Fische sind dagegen bis zu 20 Prozent günstiger.
Kann Javiers Zunft so auf Dauer beruflich überleben?
Die Aufholjagd ohne Fischerboote
Nordwestspanien jedenfalls braucht die Marineros und Pescadores längst nicht mehr so sehr wie früher.
Die Region rund um Santiago de Compostela ist spanienweit führend bei der Zucht von Steinbutt, Seezunge und Meerbrasse. Vor allem aber die Miesmuschelernte ist effektiv.
Diese Mejillones wachsen an den Tauen der rund 3500 Batea-Flöße aus Eukalyptusholz. Sie sind am Ende so schwer, dass nur noch Schiffskräne sie hochziehen können.
Wie der Faro de Vigo in seinem Bericht "Weltmacht der Aquakultur" berichtet, kommen jährlich 255.000 Tonnen des sogenannten Schwarzen Goldes in den Handel.
Der Export geht unter anderem nach Deutschland und in die Schweiz.
Fischernetze versus Aquakultur
Fisch, so scheint es, wird für die Weltbevölkerung immer wichtiger: ob Süsswasserfische wie Karpfen und Forellen, Wanderfische wie Lachs oder vor allem Seefische wie Rotbarsch, Heilbutt und Seeteufel. Der Bericht der Welternährungsorganisation FAO von 2022 spricht Bände.
Ihm zufolge liegt der Fischkonsum inzwischen auf einer Rekordhöhe von 20,2 kg pro Person, wobei die Spanier deutlich mehr Fisch essen, die Deutschen weit weniger.
Den Heißhunger haben bislang professionelle Hochseefangflotten gestillt, so massiv, dass das Mittelmeer fast komplett überfischt ist und die Weltmeere zu über 60 Prozent.
Abhilfe sollen Zuchtbecken schaffen, und die sind mächtig im Aufwind. Wenn das so weiter geht, heißt die evangelische Hilfsorganisation "Brot für die Welt" bald "Fisch für die Welt".
Zuchtfisch stammt heute überwiegend aus asiatischen Aquakulturen, der weltweite Ertrag liegt bei 122,6 Millionen Tonnen. Das ist ein Vielfaches im Vergleich zu den 1960er Jahren.
Fazit der FAO: Wegen Verschmutzung der Meere und der Überfischung wird der herkömmliche Fischfang in Zukunft immer weniger gefragt sein.
Die Frage ist nur: Sind Aquakulturen wirklich besser für den Konsumenten und die Umwelt?
Schließlich steht die Massentierhaltung von Garnelen bei Greenpeace inzwischen genau so in der Kritik wie die Schweinezucht: Wenig Raum, viel Dreck und jede Menge Medikamenten- rückstände.
Andererseits: Fischzucht erzeugt erheblich weniger CO2 als beispielsweise Rinderzucht.
Pro Kilogramm Wolfsbarsch im Meer der Kanarischen Inseln fallen 3,0 kg Kohlendioxid an, pro Kilo Rind laut Greenpeace 13,3 kg
„We are Ocean“
Doch Europa holt auf, in der Forschung, aber vor allem bei der Zucht von Wolfsbarsch. In Deutschland gibt es Ansätze. So züchtet Seawater Cubes aus Saarbrücken und verkauft den Fisch an Supermarktketten.
Als wir in der kleinen Stadt Wehr im Edeka nach Wolfsbarsch fragen und wo der her kommt, sagt die Verkäuferin:
"Hier aus Baden Württemberg, weischt?"
Warum das Tier denn nur so groß sei wie eine Forelle?
"Die sind immer so klein, weischt?"
Spanien denkt da größer. Schließlich ist es das Land des Fischs, nicht der Fischstäbchen.
Und es ist schon bezeichnend, dass der Spiegel im Februar 2023 titelte: "Die fetten Jahre kommen noch" und dabei die Essgewohnheiten der Deutschen aufs Korn nahm. Das Wort Fisch kam in der 12-seitigen Titelgeschichte nicht ein einziges Mal vor.
Spanien tickt da komplett anders.
Die Regierung arbeitet intensiv mit dem Land Marokko an der Verbesserung der Aquakulturen.
In der nordostspanischen Stadt Barcelona steigt im April 2024 die noch relativ junge Ozeankonferenz Our Ocean, in der sich Abgeordnete, Wissenschaftler und Umweltschützer für die Erforschung der Meere stark machen (und unlängst 20 Milliarden Euro für die Erforschung der Meere erhielten).
Und die immer wieder darauf hinweisen: Die Ozeane produzieren die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen.
Spanien hat gejubelt nach der Entscheidung der Uno-Mitgliedstaaten, 30 Prozent der Meere als Schutzzone auszuweisen.
Und bei der Zucht des Barschs sind die Iberer führend in Europa. Wichtigste Firma ist Aquanaria mit Hauptsitz in Santander.
Allein in den Gewässern vor Gran Canaria produziert Europas erfolgreichstes Fischzucht-Unternehmen inzwischen 3000 Tonnen Wolfsbarsch pro Jahr und macht dabei einen Umsatz von über 30 Millionen Euro.
Das ist immerhin ein Zehntel des Jahresumsatzes von Aquakulturen in ganz Spanien. Anders als im Atlantik wächst der wertvolle Speisefisch in zwei statt vier Jahren auf sein Idealgewicht von vier Kilo. Unabhängig von Wellengang, Netzqualität und Fangquoten. Und Treibstoffpreisen.
Ein weiteres Plus: Der Fisch kann sofort tiefgekühlt an Großmärkte geliefert werden. Die Betreiber setzen dabei weniger auf 400 Gramm-Schachteln, sondern beliefern lieber Märkte und Restaurants mit ganzem Fisch inklusive Haut und Gräten.
Schon seit 1973 experimentiert Gustavo Larrazábal als Kopf des Unternehmens mit Zuchtbecken. Heute hat der weißhaarige Kantabrier mit seinem verschmitzen Lächeln über 130 Mitarbeiter.
Einer von ihnen ist Sales-Manager Pedro Sánchez, der uns am Telefon stolz verkündet: „Unser Barsch lebt gut in den Becken. We are Ocean“.
Dennoch bleibt die Frage: Ist Zuchtfisch wie der von Aquanaria wirklich besser? Und vor allem gesünder?
Fische fressen, was wir essen
Szenenwechsel. Am Telefon ist uns Delbert M. Gatlin von der Universität Texas zugeschaltet.
Seine Fachgebiete sind Aquakultur und Fischfutter-Entwicklung.
Der Wissenschaftler sagt: „Abhängig von der Fischsorte können pflanzliche Futtermittel ohne Wachstumsverluste zum Einsatz kommen. Nur ist dafür manchmal etwas mehr Futter nötig.“
Was Gatlin damit meint: Fische ernähren sich unterschiedlich.
Wolfsbarsch und Hecht sind karnivor, sie fressen also andere Fische und kleinere Wassertiere wie Krebse und Muscheln.
Karpfen und Heringe sind herbivor, ernähren sich also nur von Pflanzen.
Dorsche wie der Alaska Seelachs (oft verarbeitet zu Fischstäbchen) ernähren sich omnivor, also von Tiere und Pflanzen.
Dazu kommt: Fische halten sich in unterschiedlichen Schichten im Wasser auf. Welse und Flundern leben am Grund des Gewässers, sie „gründeln“.
Andere Fische wie der in Spanien so beliebte Wolfsbarsch hält sich im Freiwasser auf, also in den mittleren Wasserschichten.
Und das hat erheblichen Einfluss auf die Ernährung.
Wie gesund ist Fisch aus dem Ozean?
In unseren Meeren finden sich winzige Bestandteile von Plastik, sogenanntes Mikroplastik, Reste von Pflanzenschutzmitteln und Schwermetalle aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen.
All diese Stoffe sinken im Meer nach unten. Daher sind Fische am Meeresboden besonders belastet, darunter die Flunder, Alaska Seelachs und der Seeteufel. Aber auch Fische, die im Freiwasser leben und sich von gründelnden Fischen ernähren, sind belastet.
Je älter und größer die Fische sind, desto mehr Schadstoffe haben sie aufgenommen.
Und diese befinden sich besonders konzentriert in den Kiemen und Lebern der Fische, die wir nicht essen. Der früher in der Medizin so beliebte Lebertran wird aus der Leber des Kabeljau gewonnen und sogar auch heute noch in Apotheken verkauft. Allerdings in Form von Ölen und Seifen.
Das alles bedeutet: Auch im essbaren Muskelfleisch der Fische befinden sich noch messbare Rückstände an Mikroplastik, Schwermetallen (Quecksilber) und Pestizidrückstände.
Makrelenzucht ohne Fischmehl
Zuchtfische bekommen häufig Fischmehl und Fischöl, hergestellt aus Meeresfisch. Hier ist das Problem mit den Belastungen also auch vorhanden. Langsam wird aber auf pflanzliche Basis umgestellt.
Denn oft reichen die Fischabfälle für die Produktion von Fischöl und Fischmehl nicht mehr aus. Dadurch wird dieses Produkt finanziell und ökologisch schwierig.
Die gute Nachricht aber ist: Viele pflanzen- und allesfressende Fische lassen sich inzwischen tatsächlich vollständig ohne Fischmehl und Fischöl füttern. Professor Delbert Gatlin sagt: Die Zucht auch beim Barsch und der Makrele ist ohne diese Zusätze möglich.
Am Speiseplan des Wolfsbarschs wird noch getüftelt. Und Garnelen und karnivore Fische ernähren sich auch noch nicht gänzlich ohne Fischmehl. Ganz im Gegenteil, sagte Food-Autor Manfred Kriener dem SPIEGEL in einem Interview, sie bekommen viel zu viel Fischmehl und Fischöl.
Kriener warnt gar vor „Läusen in Lachsen“ und hält den Karpfen als Süßwasserfisch ökologisch für den besten Fisch, da er sich von Insekten im Wasser ernährt.
Pangasius, Sojamehl und Gütesiegel
Dazu kommt: Bei uns im Supermarkt ist oft der Süßwasserfisch Pangasius im Angebot. Da er in den Zuchtbecken Asiens auf engstem Raum lebt und schnell erkrankt, kommt Antibiotika zum Einsatz. Zusätzlich leidet auch der Genuss. Die Tiere schmecken oft schlammig.
Doch Fische aus Zuchtbetrieben mit ASC Zertifizierung sind bereits eine gute Alternative. ASC bedeutet Aquaculture Stewardship Council und ist im Grunde das Zuchtgegenstück zum bekannteren MSC Siegel.
Das 2009 entwickelte Siegel wird durch die Umweltvereinigung WWF vergeben und zeichnet Aquakulturen aus, die verantwortungsvoll mit der Umwelt umgehen.
ASC Siegel erhalten aktuell Seesaibling, Austern, Tilapia, Pangasius, Lachs, Garnelen, Forellen, Muscheln und der Wolfsbarsch.
Diese so zertifizierten Zuchtbetriebe sind so umweltschonend wie möglich und transparent bei der Fütterung.
Die Zuchtbetriebe müssen ihre Becken zum Beispiel in gewissen Abständen zu Seegraswiesen und anderen natürlichen Lebensräumen von anderen Meerestieren aufbauen.
Kritiker bemängeln, dass auch bei Zuchten, die mit dem ASC Siegel ausgezeichnet werden, teils Fischmehl und Fischöl zum Einsatz kommt. Allerdings können sich Raubfische wie der Wolfsbarsch auch noch nicht komplett vegetarisch ernähren.
Das Fischfutter der Zukunft
Genau da setzt Forscher Gatlin an.
An der Universität Texas hat er untersucht, wie unterschiedliche karnivore Fischarten auch ohne Fischmehl im Futter auskommen.
So beispielsweise sieht seine Zutatenliste für den Forellenbarsch aus:
18,41 g Weizenmehl, 28,80 g Geflügelnebenproduktemehl, 12,50 g hydrolysierter Soja, 24,32 g Sojaproteinkonzentrat, 2,28 g Algenöl, 5,42 g Rapsöl, 2 g Lecithin, 1,62 g Lysin-HCL, 1 g Vitamin-Mischung (Vit A, Vit D, Vit E, Vit K3, Thiamin, Riboflavin, Pyrimidin, Pantothensäure, Cobalamin, Niacin, Biotin, Folsäure, Inositol), 0,60 g Cholin CL, 0,74 g DL-Methionin, je 0,20 g Stay-C und Monodicalcium Phosphat, 0,14 g Threonin, 0,1 g Trace min Mischung ARS (Kupfer, Iod, Eisen, Mangan, Zink, DHA balanciert).
Vegetarier schmecken besser
Gatlin kombiniert dabei Eiweiße aus Soja mit Nebenprodukten aus der Fleischproduktion von Geflügel, darunter Federn, Knochen und Schnäbel.
Das Fischöl ersetzt er durch einen Mix aus Algen- und Rapsöl und nutzt zusätzlich verschiedene Vitamine und Mineralstoffe.
Die bahnbrechende Erkenntnis des US-Amerikaners: Die Fische sind fast genauso groß geworden durch seinen Speiseplan.
Der Verzicht auf Fischöl ist also durchaus möglich. Und vielleicht auch bald das Knochenmehl vom Geflügel.
All das hat auch für den Konsumenten Vorteile. Denn Studien zeigen: Vegetarier schmecken besser.
Fische, die sich von gesundem Sonnenblumenöl ernähren, erbringen ein weißeres, saftigeres und zarteres Filet.
Gesund also und schonend für die Ozeane. Gut dass es Gelehrte wie Gatlin gibt, oder?
Mein Fisch, mein Gemüse, mein Gewissen
Schnabelabfälle im Futter? Pestizide im Fisch? Das alles vor dem Hintergrund von Krieg, Pandemie, Inflation, Wasserknappheit, methanschleudernden Milchkühen und Flächenbränden? Der Reflex bei vielen ist eindeutig: Ich kümmer mich lieber selbst um mein Essen.
Kleine Gewächshäuser und winzige Hydrokultursysteme stehen auf Fensterbänken und im Bücherregal. Setzlinge wachsen im Wohnzimmer und Tomaten im Gewächshaus.
„Private Aquaponiksysteme“ nennt das Thurid Roth, Hydrokultur-Ingenieurin aus Aachen und Expertin auf diesem Gebiet. Sie ist einen Schritt weiter gegangen und arbeitet inzwischen bei Aixponic, spezialisiert auf die Zucht von Meeresspargel und Doraden. Von den Fischen produziert das Unternehmen sieben Tonnen pro Jahr.
Fisch und Gemüse lässt sich auf der firmeneigenen Webseite vorbestellen, ähnlich wie beim Crowdfarming: Geliefert wird, sobald das Produkt fertig ist. Das, so Roth, sei umweltschonend, frei nach dem Motto: „Local Food, global Solutions“.
Aquaponik statt Antibiotika
Aber was ist Aquaponik eigentlich genau? Es kombiniert Hydrokultur (Pflanzen, die in wassergefüllten Becken wachsen) mit Aquakultur (die kontrollierte Zucht von im Wasser lebenden Organismen).
Dabei profitieren die Pflanzen von den Nährstoffen, die die Fische im Wasser ausscheiden. Das Ergebnis für den Verbraucher: Tomaten und Salate, Spargel und Fisch.
Das Wasser aus den Fischtanks wird mit den Ausscheidungen der Fische in die Becken der Pflanzen gepumpt. Die Bakterien wandeln das im Kot enthaltene Ammonium in Nitrat. Das wiederum wird von den Pflanzen aufgenommen und das überbleibende Wasser fließt zurück in den Fischtank.
Oder wie die Fachfrau sagt: „Das Bewässerungswasser für die Pflanzen kommt samt Nährstoffen durch die Fische von der Aquakultur und wird so lange rezirkuliert, bis Wasser und Nährstoffe aufgebraucht sind."
Daher, so Roth, verlasse das Wasser die Anlage nur über geerntete Biomasse, da auch das verdunstete Wasser wieder in das System zurückgeführt werde.
Ihr Fazit: „Das spart mindestens 80 Prozent an Wasserverbrauch im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft.“
Die meisten Pflanzen benötigen Süßwasser. Dafür eignen sich Tilapia, afrikanischer Raubwels sowie Karpfen und Barsch. Auch die Temperatur ist wichtig für das Wohlbefinden von Pflanzen und Fischen.
„Gleichzeitig kontrollieren wir den pH-Wert, die Ammoniak- und Nitratwerte und das Licht.“
Das Wasser wird dabei regelmäßig gereinigt, bei Doraden sogar dreimal pro Stunde. Etwas weniger oft nötig ist das bei Karpfen und Wels, die sich in schlammigen Gewässern wohlfühlen. Da sei „eine geringere Umwälzung ausreichend“.
In den Kreislaufsystemen liegt die Zukunft
Aquaponik spart Wasser, ist unabhängig von natürlichen Gewässern und kommt ohne umweltschädliche lange Transportwege aus. Tomaten lassen sich auf diese Weise leicht anbauen, sagt Roth, doch für Getreide und Kartoffeln seien die aquaponischen Anlagen noch nicht geeignet.
Die Ingenieurin weiß, dass kommerzielle Nahrungsproduktion derzeit noch günstiger ist.
Doch sie ist sich sicher: „Mit dem steigenden Umweltbewusstsein und einer effizienten Forschung werden Kreislaufsysteme bald ein fester Bestandteil unserer Lebensmittelproduktion sein.“
Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht.
Fischer Javier gibt trotzdem nicht auf
Noch einmal zurück zu Javier. Nicht erst seit der Pandemie ist die Lage für ihn und die Kollegen komplizierter geworden.
Während an der Ostsee schon nostalgische Bücher über Kutter und Hochseeflotten früherer Zeiten im Umlauf sind, prognostiziert Basilio Otero, Präsident des nationalen spanischen Fischerverbands FNCP: "Ich arbeite in der vierten Generation einer Fischerfamilie. Nach mir ist Schluss. Für meine Kinder will ich etwas anderes."
Tatsächlich wird Spanien in 20 Jahren wohl nur noch halb so viele Marineros haben wie heute. Die Preise für Diesel und Kunststoffnetze sind hoch, ein Bootsangestellter verdient nur noch knapp 1200 Euro im Monat.
Vorübergehend hat Fischer Javier Kollegen aus Peru angeheuert, doch durch die Pandemie kamen immer weniger nach Spanien. Aufgeben will er aber nicht. Er sei halt ein Optimist.
Was er denn an Feiertagen am liebsten isst, haben wir ihn gefragt.
Javiers trockene Antwort: "Kalbsragout. Und dazu eine gute Flasche Weißwein."
Recherchenotiz
Unser Team war für diesen Report in Spanien und Deutschland im Einsatz. Ariane Draeger hat mit Doradenzüchtern und Fachleuten gesprochen, Mariana Verholen mit Umweltschützern und Ernährungswissenschaftlern und Tobias Büscher mit Atlantikfischern und Wolfsbarschhändlern. Unsere Erkenntnis: Barschfilet sí, Dorschleber no.
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