Akustischer Kleinkrieg in Barcelona

Das Unabhängigkeitsreferendum der Katalanen am 1. Oktober 2017 nimmt teils groteske Formen an. Madrid und Barcelona sind sich etwa so freundlich gesinnt wie Katz und Maus. Die einen pochen auf Eingenständigkeit, die anderen auf die Verfassung. Clarissa arbeitet in Barcelona als Architektin. Sie hört den Streit sogar nachts. Hier ihr Brief an meine Redaktion im Wortlaut:

Es ist dramatisch traurig hier. Bei mir im Innenhof jeden Abend ab 22 Uhr die verschiedensten Melodien, ein Kleinkrieg: Aus manchen Fenstern ertönt Töpfeschlagen "Cacerolada". Einer legt laut "Mediterraneo" von Serrat auf (dieser hat sich wohl gegen das Referendum geäussert und das als katalanischer Intellektueller), aus einer anderen Ecke schallt dann lauthals der Sound Que Viva España von Manolo Escobar, als würden die Real-Fans in Madrid den Gegner Barca niederbrüllen.

Guardia Civil auf dem Kreuzfahrtschiff

Und nicht zuletzt legt dann noch einer das sehr alte katalanische Volkslied "Els Segadors" (die Schnitter) auf, seit 1931 die offizielle "Nationalhymne" der Katalanen. Es gibt ein paar Protestschreie. Ich mache dann das Fenster zu. Es ist traurig und beängstigend zugleich.Hattest Du gelesen, dass die Guardia Civil neulich zu Massen auf zwei Kreuzfahrtschiffen untergebracht waren? Es ist der Wahnsinn hier.

Anmerkung der Redaktion

Liebe Clarissa, halt mal mit dem Smartphone drauf auf den nächtlichen Sound. Wir sollten den Lärm-Krieg in Barcelona dann hier in Köln Nippes der Polizei vorspielen, und fragen ob das Ruhestörung ist. Das mit der Guardia Civil  auf den Kreuzfahrtschiffen erzählen wir denen aber besser nicht. Wenn Dir der sprichwörtliche Krach zwischen Katalanen und Kastilien zu viel wird: Du bekommst bei uns ein ganz ruhiges Gästebett. Versprochen. Und wenn die Spannungen unerträglich werden: Flieg sofort zu uns!