Benimmregeln: Knigge für Touristen in Spanien

Ein paar Verhaltenstipps für Besucher Spaniens. Vom Begrüßungskuss bis zu den langen Hosen im Restaurant. Knigge und Benimmtipps für einen schönen Urlaub auf dem Festland, den Kanaren und Balearen.

von Tobias Büscher

Spanier haben ihre Vorlieben und Abneigungen. Taxifahrer mögen es gar nicht, wenn man sich als einzelner Fahrgast zu ihnen nach vorn setzen will. Von der Hinterbank aus entdeckt man sie dagegen oft als sprachge­wandte, humorvolle Stadtkenner. Die Behörden von Madrid beispielsweise ließen es sich nicht nehmen, unlängst ein „Handbuch des guten Taxifahrers“ an die taxistas zu verteilen – Wortlaut: „Sie dürfen nicht wie ein Maschinengewehr sprechen, sondern müssen Pausen machen und ihre Atmung kontrollieren“.

Sandalen? Díos mío!

Touristen empfängt man herzlich, wobei die sandalitos unter ihnen we­niger ankommen. In Sandalen, Shorts, Minirucksack und dem Stirnband von Schalke 04 Kirchen und gehobenere Restaurants aufzu­suchen, wirkt eher peinlich. Die señores tragen noch an heißesten Tagen in der Regel lange Hosen. Rich­tige Kleidung am richtigen Platz, auch so eine europäische All­roundweisheit, die eigentlich klar ist. Ein paar feine Unterschiede in Sachen Knigge und Kniffs seien hier trotzdem aufgelistet:

FKK

Freikörperkultur ist in Spanien kein Fremdwort. FKK-Strände heißen dort Playas Nudistas oder Naturistas. Hier ein paar Tipps zum Thema

Kommunikation unter Spaniern

 

Hier ein paar Tipps, wie die Spanier selbst kommunizieren. Schadet ja nicht, das einmal nachzumachen:

Doppelter Kuss

Der doppelte Kuss als Begrüßung ist nicht anders als ein deutsches Händeschütteln zu verstehen. Das wiederum gilt in Spanien nur unter Männern. Vor allem ist der Kuss bei Unbekannten kein herzhaftes Knutschen sondern fast nur ein Berühren der Wangen mit bestenfalls ganz leichtem Lippendruck.

Wissen Sie übrigens, auf welchem Wege? In der Regel beginnt man mit der lin­ken Wange. Achten Sie aber um Himmels Willen vorher auf die Kopfbewegung ihres Gegenübers. Miss­verständnisse führen, das wissen wir aus eigener Erfahrung, mindestens zum Nasenkuss! Wenn lhnen als Mann eine Frau trotzdem die Hand gibt, ist das sicher ein Gag, auf den man am besten mit dem Handkuss reagiert.

Duzen in Spanien

Wundern sie sich nicht über das Duzen. Es ist in Spanien Gang und Gebe. Wer als 35-Jährige/r eine Bank betritt oder auf dem Markt einkauft, wird durchaus noch per du angere­det. Nach drei Einkäufen sind wir von unserer Marktfrau sogar fast schon adoptiert worden: „Hola, qué te pongo, hijo mío?“ (Na, was solls sein, mein Sohn).

Duzen erlebt auch jeder, der in Ma­drid bei einer Firma angestellt wird. Es ist keine Respektlosigkeit! Man selber sollte aber ältere Leute dabei nicht gleich zurück duzen. Ohnehin gilt in Spanien: Das Sie (Usted) stammt aus der Zeit der Stände.

Einen Bischof duzen die Spanier bis heute nicht, einen Uniprofessor, Arzt und Polizisten schon. Das Usted steht für Abstand und spielt auch deshalb in der spanischen Werbung kaum eine Rolle. "Flieg schneller als der schnellste", posaunt eine Telekommunikationsgesellschaft schon mal: Vuela más rápido que el más rápido.

Ausnahme die Kaufhauskette Corte Inglés: "Wenn Sie nicht zufrieden sind, bekommen Sie das Geld zurück".

Señorita ist nicht böse gemeint

Zur Anrede von jungen Frauen verwendet man problemlos das Wort Señorita. Dahinter sieht man keinen Machismo wie beim deutschen „Frollein“.

Einladungen in Spanien

Einladungen sind manchmal eher als nettes Kompliment ohne genaue­re Zeitangabe gemeint. Lädt man Sie aber zu einer bestimmten Uhrzeit ein, kommen Sie bloß nicht pünkt­lich, sondern locker eine Viertelstun­de später. Man empfängt Sie sonst möglicherweise mit einem erschrockenen: „Sie haben aber Hunger“.

 

Gastgeschenke, die Spanier mögen

Es mag merkwürdig klingen, aber oft kommen bayerische Bierhumpen oder die traubengemusterten Weingläser mit grünem Stiel gut an. Zu Gastgeschenken insgesamt kann man fast schon sagen: Was in Deutschland der Blumenstrauß, ist in Madrid die Flasche Wein. Bei jungen Leuten steigen die Feten meist mit MitbringseIn von der Litrona (Literbierfla­sche) bis zum Schnaps.

Strenge Einladungen sind auch da selten, mitgebrachte Freunde oft will­kom­men. Sind Sie bei einer spanischen Familie zum Essen eingeladen, freut sie sich bestimmt über kleine bunte Teilchen, Turrones oder Törtchen, die man oft zum Nachtisch bekommt und die auch sonntags in Konditoreien zu haben sind.

Am Wochenende kann man bei den meisten Spaniern zwar bis zu den späten Abendstunden anrufen, Telefo­nate am Vormittag allerdings besser nicht vor zwölf Uhr.

Wohnen bei Spaniern

Wohnen Sie bei ei­ner spanischen Familie, dann wundern Sie sich nicht über die Morgen­rock- und Pyjama-Kultur, die in Spanien sehr locker ist.

Bezahlen in der spanischen Bar: einer für alle

Ein ungeschriebenes Gesetz: Ei­ner zahlt die gesamte Rechnung, um den Kellner oder Barkeeper zu ent­lasten. Der hätte nach dem Servieren von Cerveza und Tortilla auch viel zu tun, weil man oft in größeren Gruppen ausgeht. Abwechselnd schmeißt je­der mal die Runde.

Madrilenen sind sehr großzügig und der Gast wird oft eingeladen und höflich am Zahlen gehindert. Dann ist Durchsetzungs­vermögen gefragt. Denn: Wer zahlt ist König. Es kann in den Bars und Restaurants zu lus­tigen Szenen kommen, wenn Strei­tereien darüber ausbrechen, wer die Rechnung begleichen darf.

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