Skulptur im Weinberg

Gehrys Hotel Marqués de Riscal im baskischen Elciego ist ein Fest für die Sinne. Es gehört zu einem spanischen Weinhersteller.

Von Ilka Osenberg

Das Auge kann nicht aufhören zu wandern: Es folgt den silbernen Platten hinauf und hinunter. Verharrt einen Moment auf gläsernen Flächen und Streben. Versucht zu begreifen, was sich hier inmitten von Weinbergen vor ihm auftürmt.

Eine Skulptur, arrangiert aus silbernen Wellen, Säulen und Streben, eingebettet in eine Landschaft, die so ganz anders ist. Der kalifornische Stararchitekt Frank O. Gehry hat mit seinem bisher einzigen Hotelbau in den Weinbergen des Rioja-Städtchens Elciego ein Fest für die Sinne geschaffen. Und eine Hommage an den Wein.

Glanz im Baskenland

Es sollte etwas ganz Besonderes sein. Etwas emotionsträchtiges, zukunftsweisendes, noch nie Dagewesenes. Denn in dieser Gegend, rund 130 km südlich von Bilbao, sind die Weingüter für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich.

Das wollte man gern ändern und für Besucher ein eigenes Gebäude schaffen mit Übernachtungsmöglichkeiten, Weinseminaren, Vinotherapien. Er wurde Bauherr eines der spektakulärsten Hotelneubauten der Welt.

Der Ort: sein Weingut, eines der ältesten Rioja Weingüter der Region von 1858. Der Architekt: kein anderer als Frank O. Gehry (81), der bereits mit dem Bau des Guggenheimmuseums in Bilbao einen Touristenmagneten geschaffen hatte.

Farben wie der Wein

Dabei war es gar nicht so einfach, ihn zu einem Hotel zu überreden. Aber zu einer Flasche Rioja seines Geburtsjahrgangs 1929 konnte dann auch ein vielgebuchter und altbetagter Stararchitekt schließlich nicht Nein sagen.

Wie das Museum Guggenheim ist das von Gehry konstruierte Gebäude mit Titan verkleidet. Doch je nach Licht, vor allem, wenn die Sonne sich golden über die Landschaft legt, taucht die Hotelskulptur ein in die Farben von Marqués de Riscal: rot wie der Wein, gold wie das um die Flaschen geknüpfte Drahtgeflecht und silber wie der Kronenkorken.

Im Innenteil setzt sich dieser barock anklingende Farbakkord fort. Doch bleiben die Linien stets klar, luftig und leicht, geprägt von einer zeitlosen Schönheit und unaufdringlichen Eleganz.

Im Zimmer selbst wird der Gast zum Zuschauer seines eigenen Theaterstücks, die Aussicht auf die Weinberge und das mittelalterliche Dorf Elciego inszeniert sich zum Bühnenbild: Blutrote, bodenlange Fenstervorhänge bedecken die riesigen Fensterflächen.

Doch auch sie fügen sich schwerelos in das Gesamtkunstwerk ein. Holen das Äußere nach Innen. Verbinden Vergangenheit und Zukunft. Das Leben als Bühne. Impuls für den Tourismus.

Von König Juan Carlos eingeweiht

60 Millionen Euro kostete der Bau und wurde im September 2006 vom damaligen spanischen König Juan Carlos selbst eingeweiht. Touristenverbände spekulieren darauf, dass er einen ähnlichen Impuls für Attraktivität und Tourismus setzt in einer Landschaft abseits der Ströme wie das Museum in Bilbao.

Details zum Hotel Riscal

Im Hotel befinden sich zwei Restaurants, geführt von Sternekoch Francis Paniego, eine Weinbar, 14 Luxussuiten und 29 weitere Zimmer. Kosten zwischen Euro 315 – 980,- pro Nacht im Doppelzimmer.

Die Autorin:

Ilka Osenberg hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet seit vielen Jahren als Verlagslektorin in Süddeutschland. Sie liebt Hotels mit dem gewissen Etwas oder einer interessanten Geschichte und bereist sie leidenschaftlich gern.