Rundreise durch den Süden von Galicien
Unsere Tour durch Nordwestspanien führt von Galiciens Hauptstadt Santiago de Compostela über die südlich gelegene Küste der Rías Baixas zur portugiesischen Grenze, weiter den Miño-Fluss entlang nach Ourense ins Landesinnere und wieder zurück nach Santiago. Für diese 450 km-Rundreise ist eine Woche ideal, aber sie geht schon ab Tagen.
von Tobias Büscher
Highlights auf der Tour vorweg auf einen Blick: Die Kathedrale von Santiago de Compostela (1) als Hauptstadt der spanischen Region Galicien. Die Weinbodegas von Cambados mit dem edlen Tropfen Albariño. Die Strände rund um den Küstenort O Grove (2) mit seinem tollen Hafen. Der Leña-Platz in Pontevedra (3) mit seinem kultigen Museum und guten Restaurants. Die Fischtavernen von A Guarda (4) und die nahegelegene Keltensiedlung Santa Tegra. Die Altstadt von Ribadavia (5) mit ihrem historischen Flair. Die Tavernen der kaum bekannten Stadt Ourense (6) und das Puppenmuseum im noch viel unbekannteren Städtchen Lalín (7) genau im Zentrum von Galicien. Übrigens: manche nennen die Region auch Galizien, die Galicier selbst Galicia.
Start in Santiago de Compostela
Und nun eine Kurzbeschreibung der Rundreise mit vielen Fotos. Angekommen am Flughafen Lavacolla geht es per Mietwagen oder Bus erst einmal in die Pilgermetropole Santiago. Eine Übernachtung dort finden Sie beim offiziellen Anbieter der Stadt auf Deutsch (zur Webseite), oder auch im aktuellen Reiseführer Galicien & Jakobsweg von DuMont, siehe unten.
Natürlich ist die Kathedrale mit dem Grab des Apostels einen Besuch wert mit seinem Weihrauchkessel, der an einem Seemannsseil durchs Querschiff saust. Auch ein Aufstieg auf das Dach der Jakobskathedrale ist ein Highlight wegen der tollen Aussicht.
Der Markt lohnt sich für alle Fans von Empanada-Pasteten, Seeteufel und frischen Miesmuscheln vom Atlantik. Daneben lohnen sich aber auch die schönen Altstadtgassen mit ihren Kneipen wie diese hier. Da gibt es frisch gezapftes Estrella Galicia und Weißwein in Porzellanschalen.
Venusmuscheln in O Grove, Wein in Cambados
Südlich von Santiago warten gleich zwei Highlights kulinarischer Art auf die Rundreisenden. 62 km entfernt liegt Cambados. Der kleine Ort mit schönem Strand an Galiciens Küste ist das Zentrum des Weinanbaugebiets für den Albariño. Er gilt als bester Weißwein Spaniens.
Ein Tripp lohnt sich zur 5 km nordöstlich gelegenen Bodega Agro de Bazán in Treomedo (Tel. 986 55 55 62). Weiter geht es 18 km nach O Grove, einem der Lieblingsorten des Autors. Hier sammeln die Anwohner Herz- und Venusmuscheln, während in der Markthalle gleich am Hafen Langusten, Tetilla-Käse und Steckrüben ausliegen. Für Mutige lohnt sich eine Tour mit den galicischen Fischern raus auf den Atlantik: zur Reportage
Pontevedra: Kontrastprogramm zu Santiago
Das nächste Ziel ist die Stadt Pontevedra 45 km von O Grove entfernt. Ein echtes Erlebnis und weit weniger gut besucht als Santiago de Compostela. Im örtlichen Museum sind die bissigen Karrikaturen von Castelao ausgestellt am Altstadtplatz Praza da Leña. Doch nicht nur das: Der Nachbau eines Kriegsschiffs samt Offizierssalon ist in die alte Doppelvilla eingebaut und hinter schweren Gittern gibt es Gagatsteine und Silber en masse.
Gegenüber am Platz arbeitet ein guter Freund von meiner Frau und mir: Koch Nacho aus dem Restaurant Eirado da Leña (Praza da Leña, 3, 36002 Pontevedra, +34 986 86 02 25) zaubert mit Jakobs- und Schwertmuscheln genauso wie mit bestem Rindfleisch aus dem Hinterland. Und wer statt am Atlantik lieber in einem Landhaus übernachtet, findet bei Marisé Unterschlupf. Sie und ihre Tochter führen das O Casal, eine schöne Casa Rural in Galicien mit Pool, Maisspeicher und viel Charme. Reisetipp: Von Pontevedra bis Vigo sind es nur 38 km über die Autobahn.
Abstecher auf die Insel, ab nach A Guarda
Vigo ist die Arbeiterstadt von Galicien, berühmt für ihre Fabriken (Citroën, Fischkonserven) und die vielen Hafenarbeitern. Einen von ihnen hat übrigens Javier Bardem verkörpert im Film De Lunes al Sol. Ein echter Tipp ist eine Fahrt mit der Fähre von Vigo zu den Cíes Inseln. Praktische Infos zur Überfahrt finden Sie hier
Übernachten dürfen die Besucher der Inselgruppe nur auf einem ständig ausgebuchten Campingplatz. Eine bessere Möglichkeit bieten die galicischen Orte weiter südlich auf unserer Rundfahrt. Bis nach A Guarda sind es 60 km.
Weiterfahrt zur südlichsten Stadt Galiciens
Die Küste entlang von Vigo bis A Guarda (61 km) bietet viel weniger Strände als die Gegend um O Grove und Cambados. Dafür hat Baiona einen kuriosen Parador innerhalb einer Wehrmauer und im Hafen den Nachbau der María Pita. Das Schiff von Kolumbus ist dort gelandet nach der Entdeckung Amerikas. Und auf dem Weg weiter nach Süden liegt direkt am Meer das Kloster Oia. Mönche mit Meerblick, das gibt es in Galicien nur hier.
A Guarda wiederum liegt ganz im Süden und gehört zu den schönsten Küstenorten Galiciens. Hier gibt es nicht nur wunderbare Langusten, sondern oberhalb auch das Keltendorf Santa Tegra. Hochfahren lohnt sich, nicht nur wegen den keltischen Rundmauern, sondern auch wegen der Aussicht weit über den Atlantik, auf Portugal und auf den großen Grenzfluss Miño. Hier in A Guarda gibt es viele einfache aber gute Unterkünfte für die dritte Nacht während der Tour.
Am Fluss entlang nach Ribadavia
Weiter geht es am Miño entlang über die schöne Bischofstadt Tui nach Ribadavia (90 km), einer mittelalterlichen Kleinstadt mit jüdischer Bäckerei und attraktivem Ortskern. Ende April steigt hier das Weinfest zu Ehren des Ribeiro, einem weiteren Weißwein aus Galicien. Und beim Geschichtsfest am letzten Wochenende im August reiten die Ritter durch den Ort.
Ourense, die Goldene
Ein Besuch der Stadt Ourense (30 km von Ribadavia entfernt) lohnt wegen der As Burgas-Quellen noch aus römischer Zeit und der Kathedrale San Martiño mit seiner ausgemergelten gotischen Christusfigur. Klasse sind die Altstadt-Tavernen von Ourense, zu deutsch Die Goldene. Auch weil sie viel preiswerter sind als die in Santiago. Hier sind die Chipirones eine der besten Tapas.
Wer in Ourense übernachten möchte, fährt am besten zum Pazo de Bentraces 5 km weiter südlich. Ein tolles Landhaus in einem ehemaligen Bischofsitz. Günstiger sind die einfachen Hostelas im Zentrum.
Reiseinfos: turismodeourense
Von Ourense zurück nach Santiago de Compostela sind es 105 km. Mit dem Auto dauert die Fahrt eine Stunde, mit dem Schnellzug 38 Minuten.
Lalín: die kleine Unbekannte
Auf halbem Weg nach Santiago de Compostela (40 km) liegt genau im Zentrum von Galicien die Kleinstadt Lalín. Bei deutschsprachigen Urlaubern ist der Ort derart unbekannt, dass im Februar 2015 ein Herbergsvater zu seiner Frau in die Küche rief: Carmen, da sind doch tatsächlich zwei Alemanes, die wollen hier übernachten!
Das Rathaus von Lalín mit dem Grundriss einer Keltensiedlung und den runden Aufzügen ist genauso kurios wie das Cocido-Fest in der Woche vor Karneval zu Ehren des Schweinefleischs. Wer außerhalb der Zeit da ist, sollte umbedingt das örtliche Puppenmuseum besuchen (Achtung: vorübergehend geschlossen).
Zwar gibt es keinerlei Beschreibung auf Deutsch, aber die vielen alten Spielzeuginstrumente, Kasperle-Bühnen und Masken sind liebevoll präsentiert. In einem Adelshaus etwas außerhalb übrigens, wo in den nächsten Jahren die größte Forschungseinrichtung für Keltensiedlungen untergebracht wird.Von dort aus bis Santiago sind es noch 52 km, auch mit dem Polizeiauto ...
Noch mehr Rundreisen durch Galicien
Die Bilder zu diesem Text enstanden während der Recherche für das Buch Galicien & Jakobsweg von DuMont. Autor Tobias Büscher hat darin noch viele weitere Tipps zu Nordwestspanien.