Wandern in den Pyrenäen
Wandern gehört sicher zu den Hauptattraktionen eines jeden Pyrenäen-Besuchs. Wer die Alpen kennt, gerät bei den Pyrenäen ins Schwärmen, denn die meisten Wege sind noch immer Geheimtipps, nur wenige sind wirklich gut besucht.
von Tobias Büscher
Ob Spaziergänge, Tagesausflüge oder mehrtägige Gebirgstouren: die Pyrenäen bieten einige einsame, wildromantische Gegenden, und oft sind die Wanderpärchen so unter sich, dass sie selten »Bonjour‹«oder »Buenos días« sagen. Bergtouren sind vor allem vormittags ein Genuss, wenn die Sicht noch klarer und entsprechend weit ist.
Sommertouren: Ordesa, Aigüestortes, Cirque de Gavarnie
Im Juli und August kann es auf den Wanderwegen der spanischen Nationalparks Aigüestortes und Ordesa sowie am französischen Cirque de Gavarnie allerdings voll werden – nicht nur wegen der Schulferien.
Diese Monate sind auch besonders geeignet für Bergtouren im Hochgebirge: Erst dann ist der Restschnee vollends geschmolzen, der weniger erfahrenen und nicht so gut ausgerüsteten Wanderern zu schaffen macht.
Für Hochgebirgserkundungen, beispielsweise in den Tälern Ossau und Aspe, kommen nur die Monate Juni bis September in Frage. Von Herbst bis in den Frühsommer sind die Berge zugeschneit und die Pässe gesperrt.
Durch Vulkankegel, über den GR 10 ...
In tiefer gelegenen Wandergebieten wie im Ariège, in der Cerdagne, im Garrotxa-Vulkangebiet oder rund um den baskischen Berg La Rhune bieten sich Wanderungen im September und Oktober an, wenn es nicht mehr so heiß ist.
Für Wanderbegeisterte, die über genügend Zeit verfügen, ist der grand randonnée 10 ab Hendaye am Atlantik bis nach Banyuls am Mittelmeer eine Herausforderung. Allerdings benötigt man für den 870 km langen, rotweiß markierten GR 10 sechs bis acht Wochen. I
m Hochsommer ist der Weg schneefrei und nicht allzu anspruchsvoll, weil er unterhalb des höchsten Bergkamms verläuft. Er führt zum Teil durch den französischen Nationalpark. Entlang des GR 10 und in den Nationalparks gibt es ausreichend Berghütten. Außerhalb der Gebiete benötigt man ein Zelt.
Spaniens GR11: Senda Pirenaica
Auf spanischer Seite ist die 850 km lange senda pirenaica (GR 11) eine Alternative, die vom Cabo Higuer bei Hondarribia bis zum Cap de Creus am Mittelmeer verläuft.
Der ebenfalls nicht schwere Weg wird seltener erwandert als der französische GR 10. Rotweiße Markierungen leiten auf mittlerer Höhe auch durch den Ordesa-Nationalpark. Nur für gut ausgerüstete, erfahrene Wanderer ist der haute randonée pyrénéenne (HRP) geeignet, der von Hendaye durch das Hochgebirge verläuft und nur selten an Berghütten vorbeiführt.
Wanderkarten und Ausrüstung für die Pyrenäen
Wo und wie lange man auch wandert, öffentliche Verkehrsmittel fahren Ausgangspunkte nur selten oder gar nicht an. Ein eigenes Auto ist daher sinnvoll. Die Wege werden inzwischen immer besser gekennzeichnet, Touristenämter haben einige gute Routen ausgearbeitet und stellen für diese auch Kartenmaterial zur Verfügung.
Eine detaillierte eigene Wanderkarte ist dennoch unerlässlich, ebenso wie eine vernünftige Ausrüstung. Dazu gehören wasserdichte Wanderstiefel (möglichst vorher einlaufen, um Blasen zu verhindern), Regen- und Sonnenschutz, leichte Nahrung wie Obst und Energieriegel sowie Trinkwasser.
Professionelle Bergsteigerausrüstung vom Pickel bis zum Teleskopstab kann man notfalls auch vor Ort leihen.Gerade im Sommer muss man immer wieder mit plötzlichen Wetterumschwüngen rechnen.
Auf die Wetterdurchsagen achten ...
Es lohnt sich, vor mehrstündigen Wanderungen die Wetternachrichten zu verfolgen, sei es im Fernsehen oder in den lokalen Tageszeitungen. Denn gerade im Hochgebirge sollte man Gewitter nicht unterschätzen. Zu den größten Gefahren bei Gebirgswanderungen gehört die Selbstüberschätzung. Wer weit ab von Bergwachten und touristischen Zentren wandert, sollte lieber in Begleitung gehen und sich vor allem am Anfang nicht zu sehr strapazieren.
Weiterführende Links
Der Wanderweg Camino de Cid
Die nordspanische Region Kantabrien