Pardelluchs: Der Iberische Luchs aus Spanien
Rund 300 Iberische Luchse gibt es heute, im Jahr 2000 waren es nur 94. Der Pardelluchs bleibt damit die gefährdetste Großkatze der Welt. Er steht auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Tierschützer in Spanien und Portugal helfen bei der Aufzucht, und auch erste politische Maßnahmen gibt es.
von Anne Urbschat
Mit gutem Grund heißt er Iberischer Luchs, denn er kommt noch ausschließlich in Spanien und Portugal vor. Auf Deutsch heißt er Pardelluchs, Wissenschaftler nennen ihn Lynx pardinus.
Er ist einer von vier Luchsarten. Der Rotluchs, der Eurasische Luchs und der Kanadische Luchs gehören zu derselben Gattung.
Pinselohren und Backenbart
Mit diesen teilt er viele Eigenschaften: Backenbart und zugespitzte Ohren, die in schwarzen Haarpinseln enden und ihm den Spitznamen „Pinselohr“ eingebracht haben. Das gut zehn Kilo schwere Tier ist jedoch wesentlich kleiner und zierlicher: 45 bis 70 cm hoch, 75 bis 100 cm lang.
Sein Fell leuchtet intensiver – braun, beige, grau-gelb.Der Einzelgänger ist nachtaktiv und jagt meist abends. Sein Revier erstreckt sich über fünf bis 20 Quadratkilometer. Pro Tag legt er darin rund sieben Kilometer zurück.
Er paart sich im Januar und Februar und schon zwei Monate später kommen die Jungen zur Welt, die bis zu zehn Monate bei der Mutter bleiben.
Leibspeise Wildkaninchen, Wohnort Andalusien
Der Pardelluchs fühlt sich umgeben von Wald, Büschen und Grasflächen wohl und frisst vor allem Wildkaninchen, zur Not auch kleine Säuger und Vögel.
Die beiden größten Vorkommen gibt es in Andalusien, im Nationalpark Coto de Doñana und in der Sierra Morena bzw. der Sierra de Andujar in der Provinz Jaén. Laut El Mundo verteilen sich die Bestände wie folgt:
169 Exemplare in der Sierra Morena, 85 in der Coto de Doñana, 39 im Guadalmellato-Tal (Córdoba) und 30 im Guarrizas-Tal (Jaén). In Portugal galt der Luchs schon als ausgestorben. Auch hier gibt es jedoch inzwischen wieder kleine Bestände und eine Aufzuchtstation.
Warum ist der Pardelluchs so gefährdet?
Jäger haben ihn erschossen, Wilderer illegal erlegt, doch wirklich gefährlich wurde es in den 1950er Jahren. Damals starben 95 Prozent aller europäischen Wildkaninchen an der Viruskrankheit Myxomatose (Kaninchenpest). Mit fatalen Folgen auch für den Iberischen Luchs.
Der Mensch hat den Lebensraum des Pardelluchses durch Äcker, Straßen, Dämme und Bahntrassen extrem reduziert. Die wenigen verbleibenden Tiere sind durch die Fragmentierung ihrer Gebiete genetisch isoliert.
Fortpflanzung ist nur durch Inzucht möglich, was die Katze wiederum anfällig für Krankheiten macht.In den letzten Jahren sind Pardelluchse auch immer wieder von Autos überfahren worden.
40 Prozent der Todesfälle ereignen sich auf Landstraßen, die mit europäischen Fördermitteln auch durch Nationalparks und die letzten Rückzugsgebiete der Luchse gebaut wurden. Vertreter des WWF sehen schlechte Zäune, fehlende Wildübergänge sowie den rücksichtslosen Straßenbau als besonders problematisch an.
Bilanz 2014: Dead Cat Walking?
Allein 2014 kamen bisher 18 Exemplare und damit mehr als fünf Prozent der Weltpopulation unter die Räder, alle in Andalusien. Zwölf gehörten zur Population der Sierra Morena, sechs kamen aus der Coto de Doñana. Im Vorjahr waren es insgesamt 14. Iberlince zählte allein im September 2014 drei überfahrene Luchse. Auf das Jahr hochgerechnet wären das 36, weit mehr als zehn Prozent des Bestandes.
Erst unlängst hat El País eine Karte mit den tödlichen Unfallstellen veröffentlicht. Vier weitere Exemplare starben eines unnatürlichen Todes.
Besonders tragisch der Fall eines jungen Luchses, der erst im Juni mit acht weiteren Tieren in der Extremadura ausgewildert worden war. Im August wurde er tot aufgefunden. Todesursache: Gift.
Schutzmaßnahmen, Zuchtprogramme und Hilfsorganisationen
Organisationen wie LIFE+ Iberlince und der WWF versuchen seit Jahren, das Luchssterben aufzuhalten. Der WWF fordert von der spanischen Regierung mehr Initiative und konsequentere Schutzmaßnahmen. Seit 2002 kümmern sich vier Aufzuchtstationen um den Arterhalt, drei in Spanien und eine in Portugal.
Mit dem Zoobotánico de Jerez sind es sogar fünf. Die älteste Station ist das Centro de Cría ‚El Acebuche'. Hier wurden im Frühjahr 2005 die ersten drei Jungtiere nachgezüchtet.
Seitdem kamen hier 65 Luchsjunge zur Welt, in den Aufzuchtstationen insgesamt 160 (Stand Januar 2014). Ein Vorteil der Stationen ist, dass man durch Paarung von Tieren der unterschiedlichen Populationen die Inzucht weitgehend vermeidet.
Da Wildkaninchen unverzichtbar für den Erhalt der Art sind, bemühen sich die Tierschützer auch darum, dass sich deren Populationen erholen.
Spaniens Politiker entdecken langsam den Tierschutz
Inzwischen bemühen sich auch die andalusische und die spanische Regierung um die Verbesserung der Situation. Im September 2014 investierte die andalusische Regierung eine Million Euro, um die Straßen Andalusiens weniger gefährlich für den Luchs zu machen.
Arbeiter der Provinz Ciudad Real entfernten auf der CRP 5042 über mehrere Kilometer Büsche vom Straßenrand, um die Sicht für Autofahrer zu verbessern.
Auch Warnhinweise stehen nun dort. Eine weitere gute Nachricht: El Lince soll nun auch wieder in einem seiner früheren Stammgebiete angesiedelt werden: in den Bergen von Toledo.