Geschichte von Ibiza und Formentera

Schon der Anblick von Ibizas Hauptstadt Eivissa zeigt, wie begehrt die Insel längst vor der Zeit der Touristen war. Karthager, Piraten, Römer und Mauren liebten die Anhöhe der Inselmetropole über alles. Und Spuren gibt es bis heute.

von Tobias Büscher

Vor allem Ibiza war immer wieder heiß umkämpft. Und die jeweiligen Bewohner beziehungsweise Besatzer bauten entsprechend stabil. So sind bis heute die Wehrmauern von Ibiza-Stadt so auffällig wie die stabilen Kirchen und die runden Wachtürme an der Küste.

Karthago, Römer und Piraten

Ab 1600 v. Chr.     

Im Osten Ibizas lassen sich erste Siedler nieder. Ein spektakulärer Fund, das megalithische Grab Ca Na Costa, wird später auf der Nachbarinsel Formentera entdeckt.

700 v. Chr.     

Karthager gründen im Südwesten Ibizas die Kolonie Ebysos und errichten einen sicher befestigten Stützpunkt namens Sa Caleta.

654. v. Chr.

Vom Südwesten aus ziehen die Karthager an die Ostseite der Bucht von Eivissa und gründen ihre neue Kolonie dort, wo heute die Inselhauptstadt steht. Der Hafen ihrer Siedlung Ibes entwickelt sich zu einem wichtigen Warenumschlagplatz im Gebiet der heutigen Balearen.

202 v. Chr.     

Für die Karthager kommt mit der Niederlage im Zweiten Punischen Krieg auch das Ende ihrer Zeit auf Ibiza. Die Insel wird zunehmend römischer.

123. v. Chr.     

Piraten lancieren wüste Angriffe auf die Balearen, bis Roms Feldherr Quintus Caecillius Metellus die Inseln nach und nach erobert. Die Hauptstadt Ibizas heißt nun Ebesus.

70 v. Chr.     

Unter Kaiser Vespasian steigt der Einfluss Ibizas deutlich. Die Stadthalter setzen immer mehr Arbeiter für die Bleigewinnung ein und der Hafen Porto Magnus wächst. Heute heißt er Sant Antoni de Portmany.

426     

Gunderich und seine Vandalen fallen über Ibiza her und legen die gesamte Insel in Schutt und Asche. Die Nachfahren bleiben auf der Insel, bis sie im Jahr 533 von oströmischen Truppen vertrieben werden.

Die Mauren auf Ibiza bis zur Eroberung der Katalanen

711    

Mauren besetzen das Spanische Festland, töten den westgotischen König Roderich und nehmen kurz darauf auch die Baleareninseln ein.

719    

Ibiza heißt unter den Mauren Yabisa, die Trockene. Abhilfe verschafft ihre clevere Bewässerungstechnik, die sie auch an Spaniens Mittelmeerküste anwenden.

859    

Der nächste Raubüberfall verwüstet fast die gesamte Insel, diesmal verübt von den Wikingern.

902    

Unter den Mauren, kontrolliert vom Kalif von Córdoba, steigt der Lebensstandard. Der Anbau von Zitrusfrüchten und Datteln blüht.

1009-1014        

Die Baleareninseln und Denia schließen sich zu einem unabhängigen maurischen Königreich zusammen, das berüchtigt ist für seine Piraterie.

1235    

Die Katalanen erobern die maurisch besetzten Baleareninseln. Bis heute ist der 8. August auf Ibiza ein beliebter Feiertag der Befreiung.

Vom Königreich Mallorca bis Franco

1256    

Das Königreich Mallorca entsteht und erstreckt sich über die Baleareninseln bis nach Perpignan im heutigen Frankreich.

1469    

Ferdinand und Isabella gründen mit ihrer Hochzeit das Spanische Königreich, wozu auch die Balearen gehören.

1492    

Granada fällt als letzte Bastion der Mauren an Spanien. Kolumbus entdeckt Amerika und die Juden müssen zwangskonvertieren oder das Land verlassen.

1550    

Zum Schutz vor Seeräubern entstehen auf Ibiza zahlreiche Wehrtürme (Atalayas) und Wehrkirchen. Die Nachbarinsel Formentera ist in dieser Zeit ein einziges Piratennest.

1701    

Kastilische Verwaltungsbeamte kontrollieren die Balearen, beschlagnahmen die wirtschaftlich wichtigen Salzgewinnungsanlagen und treiben die Bevölkerung in die Armut.

1784    

Eivissa wird Bischofssitz. Unter dem ersten Kirchenoberen, Manuel Abad y Lassiera, entstehen neue Landkirchen und Leinenwerkstätten.

1808    

Während Napoleons Bruder Josef vorübergehend als Bourbone König von Spanien wird, verarmen auf Ibiza die Bauern. Es kommt zu Aufständen.

1827    

Nach dem Sieg der Franzosen über die türkische Flotte endet die Zeit der Piraterie im Mittelmeer.

1855   

Ein Postdampfer pendelt zwischen Mallorca und Ibiza. Bald darauf kommen die ersten Touristen.

1898    

Hungersnöte und Arbeitslosigkeit zwingen viele Bewohner Ibizas zur Emigration nach Lateinamerika. Die Insel hat nur noch knapp 25 000 Einwohner.

1936    

Der dreijährige Spanische Bürgerkrieg schwächt die Insel von Beginn an stark. Ibiza steht unter der Kontrolle der Nationalisten.

1939    

Die Franco-Diktatur beginnt, Katalanische Kultur und Sprache werden fortan zensiert.

1958    

Während Franco die Inseln Menorca und Formentera wegen der Widerstände im Bürgerkrieg vernachlässigt, lässt er nach Mallorca auch auf Ibiza einen Flughafen eröffnen. Der Tourismusboom beginnt und die ersten Hippies kommen.

1975    

Nach Francos Tod setzt die Übergangszeit zur Demokratie ein. Auch die Balearen bekommen mehr Eigenständigkeit. Die Regionalkultur und die katalanische Sprache sind wieder erlaubt.

Atonomiestatus der Balearen, Tourismus und Ausblick

1983    

Die Balearen erhalten einen Autonomiestatus, Katalanisch ist nun Landessprache.

1990    

Der Massentourismus ist in vollem Gang. Vor allem ausländische Hoteliers und Reiseunternehmen verdienen daran.

1999    

Die UNESCO erklärt den Altstadtkern Dalt Vila von Eivissa zum Weltkulturerbe.

2001    

Erstmals besuchen rund 1,5 Millionen Touristen Ibiza.

2008    

Ibizas linke Regierung belegt die Discos mit Sperrstunden, um den Lärmpegel einzudämmen.

2009    

Ibiza setzt immer mehr auf Hippie-Kultur statt auf Betonbunker. Öko-Restaurants, flippige Modemärkte und Musikevents florieren.

2011    

Nach dem linksgrünen Bündnis stellt die konservative Volkspartei PP die Regierungspartei auf Ibiza.

2013    

Die Wirtschaftskrise in Spanien betrifft Ibiza etwas weniger, weil die Insel vor allem vom Tourismus lebt.

2020-2022

Österreichs Politik wird durch die "Ibiza-Affäre" durchgeschüttelt. Für die Insel eher PR, doch dann trifft ab März 2020 die Corona-Pandemie auch diese Baleareninsel hart. Die Besucherzahlen gehen deutlicher zurück als auf Mallorca.

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