Per Rad über die Insel Lanzarote

Eine Mountainbiketour durch die Vulkanlandschaft

Rotbrauner Staub wirbelt auf. Die schwarzen Vulkanberge rings umher färben sich in den unterschiedlichsten Violett-Tönen. Die Sonne macht sich auf das letzte Stück ihres Weges hinter den Horizont. Wer einen Moment verweilt, vermeint die Stille hören zu können. Noch einmal den Schweiß von der Stirn gewischt, einen weiteren Schluck Wasser trinken und dann wieder auf den Sattel schwingen für die letzten Kilometer, um das heutige Etappenziel Yaiza zu erreichen.

Dort warten nach einem sportlichen abwechslungsreichen Tag ein erfrischendes Bad, ein Bummel durch dieses vielleicht schönste Dorf der Insel mit seiner kleinen Kirche, dem gemütlichen Dorfplatz und seinen gepflegten von Blumenbeeten umgebenen weiß-grünen Häusern. Dazu gehört dann natürlich auch ein typisches kanarisches Abendessen und ein Glas vom Inselwein aus der Gegend von La Geria, die man auf der heutigen Tour durchfahren hat.

mehr zu Wein in Spanien

Lanzarote zwischen Wein und Vulkanen

Kleine weiße Gehöfte liegen in der Weinregion Lanzarotes verstreut in der Landschaft. Umgeben von den dunklen schimmernden Vulkanbergen wachsen die Reben in der Vulkanerde, liebevoll ummauert mit Steinen. Unglaublich, dass auf der schwarzen Erde aus Lavaasche und vulkanischem Schutt noch etwas gedeihen kann.

Aber selbst bei der heutigen Fahrt entlang der Feuerberge im Timanfaya Nationalpark sieht man weiße, gelbe, orange-farbene oder grüne Flechten und Binsen, Aloe oder sogar Feigenbäume. Das Leben auf diesem Stück verbrannter Erde hat offensichtlich längst wieder Einzug gehalten hat.

 Die Fahrt zwischen Caleta de Famara durch die Dünen von El Jable über Tinajo, dem wohl berühmtesten Ort für den kanarischen Ringkampf, entlang der Feuerberge des Timanfaya Nationalparks bis in den Süden nach Yaiza ist die vierte Etappe einer neuen, im Dezember vom Inselrat Lanzarotes eröffneten Route für Mountainbiker, auf der Radfans die einmalige Natur und Kulturdenkmäler dieser einzigartigen Kanareninsel kennen lernen können.

Lanzarotes Highlights auf 205 km Länge

Start- und Endpunkt der Tour, die auf 205 Kilometern einmal quer über das gesamte Eiland führt, ist die Hauptstadt Arrecife. Vorbei an ihren beiden mächtigen Festungen von San Gabriel und San José verlässt man die Stadt und es geht zunächst entlang Salinen und den Stränden der Costa Teguise, dann durch eine Landschaft mit zahlreichen stachligen Opuntienfeldern bis zum Kaktusgarten, Jardin de Cactus.

Sein Wahrzeichen, eine riesige grüne Kaktusskulptur, ist bereits von weitem ersichtlich. César Manrique entwarf den ungewöhnlichen Botanischen Garten, der mit mehr als 9.700 Pflanzen ausgeschmückt ist. In den unterschiedlichsten Größen und in skurrilen Gestalten finden sich hier Kakteen aus Amerika, Afrika und von den Kanaren.

Dazwischen stehen seltsam geformte große Monolithe aus kompakter Vulkanasche. Auf der höchsten Stelle des Gartens steht die alte Windmühle von Guatiza, ein typisches Gebäude für die Insel, in dem verschiedene Getreidearten zum bekannten Gofio, einem Grundnahrungsmittel der Kanaren, gemahlen werden. Hier sollte man unbedingt eine Pause einlegen.

mehr zur Baukunst in Spanien

Manrigue, Lava, Malpaís

Den Arbeiten des genialen Bildhauers und Landschaftsgestalters Manrique, der die Insel wesentlich geprägt hat, begegnet man auch auf den weiteren Etappen der Tour. So liegen gleich zu Beginn der zweiten Etappe, die im Nordosten von Arrieta, durch das Malpaís de la Corona bis nach Ye führt, das Höhlenlabyrint der Cueva Verde und der Jameos del Agua.

Malpaís, schlechtes Land, nennt man jene Teile der Kanarischen Inseln, wo die einst fruchtbare Erde kilometerweit von Lava überströmt wurde. Ganze Bereiche bilden eine faszinierende Lavawildnis, wie hier am Coronavulkan. Auf der erkalteten, erstarrten Schlacke wachsen Tabaibas, ein Wolfsmilchgewächs und Aloe. Die Faszination der Welt unterhalb dieser Lava, lässt sich in den beiden berühmten Höhlen, die Manrique gestaltet hat, entdecken.

Lanzarotes schimmernde Feuerberge

Aber nicht nur karges Lavagestein oder die schimmernden Feuerberge begegnen dem Mountainbiker auf seiner Tour einmal quer über die Insel. Auf den weiteren Etappen erlebt er, wie vielseitig die Landschaften der Vulkaninsel sein können.

So warten das Tal der zehntausend Palmen bei Haria genauso wie die fruchtbaren Gärten der Barrancos, der Täler des Nordostens, die Weinreben von La Geria oder schwarze, unberührte Strände und Lagunen wie der jadefarbene El Golfo, ein Kratersee zu Füßen eines steilen Felsenriffs oder die weißen Sandstrände und Dünen von El Jable.

Einen umweltverträglichen Zugang zu den einmaligen Naturlandschaften Lanzarotes zu schaffen und hautnah mit ihnen bekannt zu machen, war auch das erklärte Ziel bei der Schaffung der neuen Mountainbike-Route. Die sechs Einzeletappen sind zwischen 23 und 46 Kilometer lang. Insgesamt sind 3.000 Höhenmeter zu überwinden.

Ausführliche Informationen über die einzelnen Etappen mit Karten und detaillierter Beschreibung findet man im Internet und in einem Führer der Inselbehörden, der vor Ort erhältlich ist.

Text und Bilder außer Titelbild: Tourspain