
Agrar-Kooperative Sant Bartomeu auf Mallorca
Seit Jahrhunderten wachsen Oliven, Orangen und Zitronen auf Mallorca. Doch ein starker Wirtschaftszweig hat sich bis heute nicht entwickelt. Die Agrar-Kooperative Sant Bartomeu aus Sóller will dies nun ändern.
von Marcos Fernández Vacas
Die Kooperative Sant Bartomeu liegt an der Straße, die vom malerischen Fornalutx zum nicht weniger anziehenden Port Sóller führt. Präsident Jaume Orell hat sehr konkrete Ideen, doch ihm fehlt noch immer genügend Partner.
Das ökologische Erbe bewahren
Die Marke der Kooperative ist zugleich ihre Philosophie nachhaltiger Landwirtschaft: Capvespre. Das Wort setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Losung Centre Avançat per Protecció, Vigilància, Estudi i Sostenibilitat del Patrimoni i Recursos Ecoambientals im mallorquinischen Dialekt zusammen.
Im Deutschen bedeutet es Fortgeschrittenes Zentrum für den Schutz, die Kontrolle, die Erforschung und die Nachhaltigkeit des ökologischen Erbes und der Ressourcen.
So ist alles in diesem Betrieb auf dem neuesten technischen Stand fürs nachhaltige Wirtschaften. Auch das im zweiten Stock gelegene Welcome-Center besticht durch multimediale Info-Angebote – und einem Boden aus tausenden Olivenkernen, die unter Acrylglas liegen.
Eine Ernte von 30 Tonnen Orangen
Zur Kooperative gehören rund 300 Partner, so Präsident Orell zu spanien-reisemagazin. Er selbst war Banker, ist aber aus dem lukrativen Job ausgestiegen, um seinen ökologischen Traum auf seiner Insel Mallorca zu verwirklichen.
Denn es tut ihm in der Seele weh, wie sehr seine Landsleute insbesondere den Orangenanbau vernachlässigen. Den Wandertouristen ist gar nicht klar, dass viele Orangenhaine auf nicht genutzten Privatgrundstücken stehen.
Wenn die Früchte reif sind, fallen sie vom Baum auf den Boden und verrotten dort. Dabei hat die Kooperative zusammen mit ihren Partnern letztes Jahr über 30 Tonnen geerntet, verarbeitet und verkauft.
Sicher, zu einem stolzen Preis, aber dafür von besserer Qualität und schmackhafter als die Konkurrenz aus Südafrika, Chile oder Kalifornien. Ähnliches gilt für den Oliven- und Zitronenanbau im weltweiten Wettbewerb.
Wasser gibt es nur stundenweise
Leider gibt es auch Probleme mit dem Wasser. Das Trinkwasser steht jedem Haushalt auf Mallorca ganz normal zur Verfügung. Jedoch reguliert die Regierung bzw. die Gemeinde das landwirtschaftlich genutzt Wasser.
Nur zu einer ganz bestimmten Zeit am Tage kann der eine Bauer das Wasser nutzen, der andere zu einer anderen vorgegebenen Zeit. Ein Nachteil für den nachhaltigen Öko-Anbau, der sich irgendwann auch finanziell rentieren soll.
Aber zuerst muss die Philosophie beim Konsumenten-Volk ankommen: Nachhaltigkeit, Reinvestition der Gewinne in die Anlagen für die Partner, Landschaftserhalt der Serra Tramuntana, Traditionen bewahren und an Jüngere weitergeben, hoher Qualitätsanspruch und Naturschutz. Hehre Ziele für die optimistische Kooperative Sant Bartomeu, die auf Hilfe so hart arbeitender Menschen angewiesen ist wie Francesca Bauzá Bosch.
Sie betreut nicht nur Besucher und organisiert den Betrieb. Auch die Öffentlichkeitsarbeit liegt in ihren Händen. Für Präsident Orell steht fest: Ohne Menschen wie sie, gäbe es das Projekt gar nicht.