Jaén, die Oliven-Provinz Spaniens in Andalusien

Andalusiens Provinz Jaén liegt fernab von den berühmten Magneten Südspaniens und vom Mittelmeer, hat nicht den Zauber von Granada oder Córdoba und wird von Touristen selten besucht. Dabei bietet sie Naturschutzgebiete, fantastische Kleinstädte und jede Menge Olivenöl.

Text und Bilder: Tobias Büscher

Wer nach Granada fliegt und dann nicht ans Mittelmeer, sondern in das 100 km nördlich gelegene Jáen fährt, entdeckt eine der unbekanntesten Provinzhauptstädte Spaniens.

Mit ihren Kirchen, Palästen und gewundenen Gassen liegt sie an den Hängen des Berges Santa Catalina, und wäre da nicht der berühmte, auf alt getrimmte Parador neben der Burg, auch Spanier kämen wohl eher selten hierher.

Doch der Parador ist oft über Monate im Voraus ausgebucht, denn sein mittelalterlich wirkendes Flair und die tolle Aussicht auf die Umgebung haben es in sich.

Und auch die Altstadt mit ihren kleinen Gassen ist einen Besuch wert, vor allem an den Wochenenden, wenn in den Bars und Tavernen weit mehr los ist als innerhalb der Woche.

Dass die gewaltige Kathedrale im Zentrum einen Olivenbaum auf dem Vorplatz stehen hat, ist natürlich kein Zufall.

Jaén: Olivenbäume, so weit das Auge reicht

Jaén ist eine von acht andalusischen Provinzen und liegt zwischen der kastilischen Hochebene im Norden und der Beltischen Cordilleren im Süden.

Durch ihre Tiefebene windet sich der Fluss Guadalquivir und über den sanften Hügeln sind Olivenbäume gepflanzt, soweit das Auge reicht.

Akkurat aneinandergereiht stehen sie dort, um im Winter bei der Ernte für den wirtschaftlichen Rückhalt der ansonsten nicht gerade reichen Gegend zu sorgen.

60 Millionen Olivenbäume

Das Öl aber rentiert sich und die ist Provinz nicht mehr und nicht weniger als der größte Speiseöllieferant der Welt. Wer von Jaén aus zu den Renaissance-Städtchen Úbeda oder Baeza fährt, sieht rechts und links nur diese Bäume.

Satellitenaufnahmen haben ergeben: es sind insgesamt 60 Millionen.

Úbeda und Baeza – Andalusiens Kleinode

Von Jaén aus führt die Landstraße a-316 über knapp 50 km nach Nordosten nach Baeza und von dort aus zum nahgelegenen Úbeda. Die beiden Kleinstädte sind 2003 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden, und das mit gutem Grund.

Die Architektur der Renaissance aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind in beiden Städtchen einfach fantastisch. Úbeda mit seinen knapp 35 000 Einwohnern hat mit seinem Platz Juan Vázquez de Molina einen der schönsten Plazas Andalusiens, umgeben von einem Adelspalast und einer Stiftkirche der Extraklasse.

Beaza wiederum ist kleiner, aber die historische Altstadt ein Gesamtkunstwerk aus Laubgängen, hohen Palastbauten und Klosteranlagen. Bei einem Spaziergang durch die beiden Orte fühlt man sich eher in Kastilien als in Andalusien, denn maurische Elemente wie in Granada sind hier eher selten. 

Die Sierras Cazorla, Segura und Las Villas

Wer meint, in der Provinz wachsen nur Olivenbäume, liegt gar nicht so falsch. Doch diese Sierras mit Namen Parque Natural Sierra de Cazorla, Segura y Las Villas bilden einen geschützter Naturraum, der mit 214.000 Hektar nach dem Schwarzwald der zweitgrößte Europas ist.

Hier entspringt der Guadalquivir, es wachsen über 2000 verschiedene Planzenarten von der Stechpalme über verschiedene Kiefernarten bis zur Eibe und es gibt viele Vogelarten vom Bartgeier bis zum Uhu.

Auch Dammhirsche und Bergziegen durchziehen das Gebiet, einst Lieblingsjagdort des Diktators Franco und heute Wanderparadies für echte Kenner. Mit etwas Glück sehenn sie sogar Steinadler und Gänsegeier in der Luft schweben.

Jaéns Küche und der Besuch beim Ölproduzenten

Kulinarisch geht es in der Provinz Jaén rustikal zu, und natürlich spielt Olivenöl eine wichtige Rolle, nicht nur für den Salat, sondern sogar als Oliveneis wird der Rohstoff genutzt.

Auch zum Lammbraten gibt es Oliven, zur Forelle und zum Gemüseeintopf ohnehin. Aceite de Oliva, da geht man hier zur Olivenölprobe statt zur Weinprobe, und viele Haciendas und Firmen bieten auch Rundgänge an, die sich vor allem während der Erntezeit zwischen November und Februar lohnt.

Aceites La Laguna:

Hier arbeitet seit einigen Jahren die sympathische Deutsche Isabel Hermsdorf, die nach Voranmeldung je nach Zeit durch die Anlage führt und sehr gut informiert: Aceites La Laguna S.A. Tel. 953 765100, www.aceiteslaguna.com

Jaén-Artikel in der taz

Am 16. Januar 2010 ist ein Artikel von Tobias Büscher über Jaén in der Berliner Tageszeitung taz erschienen, der von der Zeitung auch online eingestellt wurde. Darin wird die bei uns so unbekannte Region noch ausführlicher vorgestellt: Zum Artikel

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