Ordesa Nationalpark
Der Ordesa-Nationalpark gilt vielen als das Paradies der Pyrenäen. Nur wer ihn kennt, sagen sie, kennt die Bergwelt.
von Tobias Büscher
Da ist etwas dran, denn die bizarre Landschaft des Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido besteht eine aus tiefen Tälern, grandiosen Steilwänden und für die Pyrenäen gigantischen Höhen. Er gehört zu den schönsten Nationalparks Spaniens.
Höchstes Kalkgebirge Europas
Die Berge wie der Monte Perdido sind zwar nicht so hoch wie einige in den Alpen, doch es ist das höchste Kalkgebirge Europas. Dieses weiche, kalkige Sedimentgestein formte sich in Aberjahrtausenden zu einer eigenwilligen, faszinierenden Gebirgslandschaft.
Kern des Ordesa-Parks ist der Río Arazas, der das u-förmige Tal Valle de Ordesa herabfließt und dabei mehrmals das spektakuläre, stufenartige Fluss-bett heruntertost.
Und so könnte der Valle auch ›Tal der Wasserfälle‹ heißen, von denen die Cola de Caballo, der ›Pferdeschwanz‹, der berühmteste ist.
Zu den tiefen Tälern, die während der Eiszeit von den Gletschern geschnitten wurden, gehört auch die gewaltige Añisclo-Schlucht weiter südöstlich.
Nordöstlich des Valle de Ordesa liegt das Marboré-Massiv mit den Gipfeln Soum de Ramond (oder Pico de Añisclo), Cilindro und dem dritthöchsten Pyrenäenberg Monte Perdido (3355 m), der ›verlorene Berg‹.
Nationalpark schon seit 1918
Als der Park am 16. August 1918 eröffnet wurde, umfasste er nur knapp über 2000 ha des Ordesa-Tals. Seit 1982 ist er 15 608 ha groß und damit mehr als siebenmal größer geworden.
Zudem umschließt ihn eine fast 200 ha große Region, in der die Bestimmungen für Naturschutz gelten, die Bauern aber das Land bestellen dürfen.
Steineichen, Ulmen und Geißklee
In den Tälern des Ordesa-Parks gedeihen vor allem Tannen und Buchen, aber auch Steineichen und in sonnigen Lagen bis zu 40 m hohe Kiefern.
Darunter wachsen auf den Kalkböden im Frühjahr Walderdbeeren, Himbeeren, Knabenkraut und gelber Fingerhut. Artenreicher ist der nach Süden offene Cañón de Añisclo,
in dessen feuchtwarmem Klima ein bunterer Mischwald aus Tannen und Buchen, aber auch Linden, Eschen und Ulmen gedeiht.
Auf den hoch gelegenen Bergwiesen grasen Kühe die Weiden ab, auf denen vor allem der gelbe Geißklee wächst, aber auch Enzian und Pyrenäen-Schwertlilien.
Steinböcke und Königsadler im Park
Im Ordesa-Park wurden mehr als 1500 Pflanzenarten gezählt und auch die Tierwelt hat sich inzwischen erholt.
Der Park hat einige Tiere vor dem Aussterben gerettet, darunter den König der Pyrenäen, den Steinbock, den man allerdings wie auch Wildschweine selten sieht. Bessere Chancen hat man, einer Gämse zu begegnen.
Zu den Vögeln gehören Steinadler, Königsadler und Gänsegeier, die sich in den Ritzen der sehr steilen Felswände eingenistet haben.
Besuch des Ordesa-Parks
Man kann den Ordesa-Nationalpark von mehreren Orten aus besuchen. Der beste Ausgangspunkt ist Torla, von wo man das Ordesa-Tal erreicht. V
on dort gelangt man über Sarvisé und dort über die HU 631 auch am nächsten zum Cañón de Añisclo. Auch Bielsa bietet sich als Ausgangspunkt für Wanderungen im Ordesa-Park an.
Von dort führt eine Straße zum staatlichen Parador Nacional de Monte Perdido, von wo man durch das Pineta-Tal unter anderem zum Monte Perdido gelangt.
Info: Oficina de Información del Parque Nacional de Ordesa: Francia s/n, in Torla, Tel. 974 48 62 12. Im Parador Nacional de Monte Perdido, Valle de Pineta, Tel. 974 50 10 11.
Auch in den Rezeptionshäuschen erhält man Informationen über den Park und Unterkunftsmöglichkeiten in einer der Hütten (refugios). Zelten ist am Refugio de Góriz erlaubt.
Regeln für den Parkbesuch:
Allgemein gilt: zelten, baden, Hundebegleitung, Feuer anzünden, Fahrrad fahren und Blumen pflücken ist verboten.
Berghütten: Góriz, Tel. 974 34 12 01, 120 Plätze; San Vicenda, 8 Plätze.
Buchtipp: Manuel Vilas, die Reise nach Ordesa