Ríos: Galiciens Flüsse in Nordwestspanien
Galiciens Flüsse sind ein landschaftliches Kuriosum. Sie fließen von der Bergwelt Nordwestspaniens hinab zu den fjordartigen Rías-Buchten. Dort sorgt das süßsalzige Wasser für eine beachtliche Muschelzucht wie sonst nirgendwo im Land. Größter Fluss der Region ist der gut 300 km lange Miño. Er fließt von Lugo über Ourense bis zum Atlantik.
von Tobias Büscher
Wo die Flüsse in den Atlantik münden, mischt sich das Süß- mit dem Salzwasser: Ein Eldorado für Fische und Muscheln. Wassermangel herrscht hier in der Region an der Grenze zu Portugal nicht, anders als in Andalusien und Valencia geht den Flussfischen nie das Wasser aus.
Und das Quellwasser der Galicier verkauft sich blendend.
10 000 Wasserläufe in der regenreichsten Gegend Spaniens
Andererseits: Fernando Cobo, Experte von der Uni in Santiago de Compostela sagt: "Galicien hat 10 000 Wasserläufe, dreht ihnen aber den Rücken zu." Der Professor meint damit den wenig sensiblen Umgang mit Bächen und Flüssen beim Bau von Autobahnbrücken und Schnellbahnstrecken.
In solchem Umfang übrigens, dass es Flusstransporte in ganz Galicien nicht gibt, Schiene und Straße reichen völlig aus. Selbst der große breite Rio Miño an der Grenze zu Portugal ist nicht schiffbar. So sind die Flüsse kaum ein Thema, obwohl die Wasserqualität durchschnittlich sehr gut ist.
Denn anders als im staubtrockenen Süden Spaniens ist Galicien sehr, sehr reich an Wasser. Ausgetrocknete Flussbetten? Kennen die Galegos nicht. Wegen der vielen Quellen, und auch weil es im Winter oft wochenlang durchregnet.
Die Bewohner nehmen es locker, und nennen ihren Regen den "Champagner des Alltags".Hier ein Überblick über die wichtigsten Flüsse der Region Galicien:
Río Anllóns
Anllóns: Der Fluss mit Namen Gewundene Wasser entspringt auf dem Berg Montemayor südlich der Hafenmetropole A Coruña und schlängelt sich zum Atlantik hin. Vor allem Forellen (truchas) schwimmen hier. Der Fluss gilt als sehr sauber und kam nur 2007 einmal in die Schlagzeilen:
Der Bau der Zugtrasse für den AVE kostete mehreren Dutzend Fischen das Leben. Nach nur 54 km mündet er in der Bucht der Fischerorte Corme und Laxe im Meer.
Für Vogelliebhaber interessant: Wasserrallen, Teichrohrsänger und Seeregenpfeifer sind häufige Gäste dieser Bucht mit den Dünen und schönen Wanderwegen.
Río Arnoia
Der 84,5 km lange Fluss Arnoia in der Provinz Ourense fließt von der 1860 m hohen Sierra Marmade bis zum Städtchen Arnoia, wo er in den größeren Río Miño mündet.
Der Arnoia ist berühmt für seine Forellen, die Regeln zum Angeln entsprechend streng und die Fangfläche auf knapp über sechs km reduziert.
Der Arnoia gehört zu den unbekannteren Flüssen Galiciens, schon weil er in Ourense liegt, der mit am wenigsten besuchten Provinz Nordspaniens.
Río Eo
Der Río Eo entspringt in der Bergwelt der Provinz Lugo und verläuft über 91,5 km nach Norden hin. Dort prägt er die Bucht Ría del Eo als Grenze zwischen Galicien und Asturien.
Gleich östlich davon liegt das Naturschutzgebiet Eo mit seinen Seegraswiesen. Westlich wiederum auf galicischer Seite liegt die Kleinstadt Ribadeo mit ihren schönen nahegelegenen Stränden.
Vor allem Lachse (salmón) leben im Río Eo. 2007 präsentierte ein Fischer der Lokalzeitung einen Lachs mit immerhin 5,2 Kilo ... Normal sind 3 bis 4 kg.
Río Eume
Der Río Eume speist sich aus den Quellbächen Toxeiras und Lamoso in der Provinz Pontevedra. Der 80 km lange Fluss ist Namensgeber des Stausees Encoro do Eume und der Kleinstadt Pontedeume westlich von A Coruña.
Er bietet auch dem Naturpark Fragas do Eume mit seinen Stechpalmen, Birken und steinalten Eichen viel Wasser. In Pontedeume mündet der Eume in den Atlantik. Auf dem Weg dahin fischen die Pescadores besonders gern Reo, eine Lachsart.
Río Miño
310 km lang ist der Miño. Er entspringt in den Bergen von Lugo und fließt abwärts nach Südwesten bis zur Mündung in A Guarda. Der Grenzfluss zu Portugal ist gleichzeitig auch Stadtfluss der Provinzhauptstädte Lugo und Ourense.
Der größte und breiteste Fluss Galiciens mit so wichtigen Nebenflüssen wie dem Sil und dem Arnoya. Er ist der südlichste Fluss Europas, in dem Lachse schwimmen.
Daneben gibt es Forellen und aalförmige Meerneunaugen (lampreas marinas).
Um den Fluss ranken sich viele Legenden von Fischmenschen, Römern, die beim Überqueren erblindeten und Hexen. Diese Meigas übrigens gibt es immer noch ...
Río Sil
234 km langer Fluss, der von León aus durch die Provinzen Lugo und Ourense bis in den Rio Miño fließt. Berühmt ist er für seine Schluchtenlandschaften und auch für die umliegenden Weinanbaugebiete: vom Bierzo in León bis zur Ribeira Sacra in Südgalicien.
Einer seiner Nebenflüsse, der Mao, ist übrigens bei den Anglern sehr beliebt.
Río Tambre
Río Tambre: Der 125 km lange Fluss in der Region La Coruña. Er fließt von O Meson aus in südwestliche Richtung vorbei an Santiago de Compostela bis zur Bucht Muros y Noia am Atlantik.
Der Tambre ist berühmt für sehr schöne alte Granitbrücken über dem Fluss. Besonders beachtlich mit ihren Spitzbögen: Die Ponte Maceira nahe der Ortschaft Negreira.
Río Ulla
Ulla ist ein Fluss in Galicien. Pilger nach Santiago kennen ihn durch die Ortschaft Ponte Ulla mit der gigantischen Brücke über dem Fluss.
Er entspringt in Monterroso und mündet nach 132 km in die westlich gelegene Bucht Ría de Arousa.
Río Limia
108 km lang ist der Fluss in der Provinz Ourense. Der Limia alias Lima fließt über die südliche Grenze nach Portugal und erst dort in den Atlantik.
Einer besonderen Ortschaft in Galicien hat er sogar den Namen gegeben: Xinzo de Lima, einer Hochburg des galicischen Karnevals