Portomarín: das fast versunkene Dorf am Camino
1962 haben die Ingenieure Francos den Staudamm Belasar in Ostgalicien gebaut und den Miño-Fluss aufgestaut. Der Brückenort Portomarín versank im Wasser. Doch die spanischen Einwohner hatten zuvor eine clevere Idee. Bis heute sind sie landesweit berühmt dafür.
von Tobias Büscher
Wie so viele Orte, Höfe, Wiesen und Wälder ist auch Portomarín (kastilisch Puertomarín) am Jakobsweg in Galicien ein Opfer der Staudamm-Bauten General Francos.
Strom war Spaniens Diktator im fernen Madrid wichtiger als dörfliche Traditionen. Und auch die Tatsache, dass Portomarín schon seit 1946 unter Denkmalschutz gestanden hatte.
Doch in diesem Fall haben sich die Bewohner zu helfen gewusst. Mit dem Architekten Pons Sorolla und Facharbeitern nummerierten sie die Steine ihrer Häuser und der Kirche.
Und bauten das Ensemble Stück für Stück weiter oben wieder auf, bevor die Brückenpfeiler und Grundmauern ihres Heimatdorfes im See versanken.
Wer die Kirche zweimal baut
In akribischer Kleinarbeit ist dabei auch die Kirche San Juan noch einmal errichtet worden, daneben eine ins Nirgendwo führende Treppe und die Herrenhäuser Casa dos Condes und Palacio de Berbetoros (16/17. Jh.).
Heute ragt vor allem die Wehrkirche San Juan hoch hinaus und erzählt von den alten Tagen des Ortes.
Versunkener Brückenort am Jakobsweg
Im Mittelalter war Portomarín mit seiner Handelsbrücke ein sehr wichtiges Zentrum für Händler und Pilger. Die Johanniter führten hier eines der besten Krankenhäuser des Camino de Santiago. Drei Klöster und eine große Kirche standen schon damals im Ort.
Westportal mit wunderbarem Figurenschmuck war den Wanderern nach Santiago de Compostela dabei nicht ganz so wichtig wie die Brücke aus dem 12. Jh. Als Verbindung der beiden Täler war sie hoch frequentiert.
Heute dagegen ist Portomarín nur noch ein kleiner verschlafener Ort mit kurioser Vergangenheit. Auf dem Stausee paddeln ein paar Gäste, im Café unter den Arkaden gibt es günstige Getränke.
Und geradezu gigantisch wirkt die heutige Betonbrücke über den Fluss, der das einstige Portomarín unter sich begraben hat.
Berühmt übrigens ist der galicische Ort der Provinz Lugo für seinen Tresterschnaps. An Ostern feiern die Bewohner das entsprechende Fest mit Namen Festa do Augardente direkt auf der Plaza Mayor vor der Dorfkirche.
Weiterhin berühmt: Der Zeichner und Emigrant Rodríguez Saa, der 1921 mit 25 Jahren nach Übersee emigrierte. Über sein kurioses Leben hat El País diesen Artikel verfasst.
Und wenn im Hochsommer der Pegel des türkisblauen Sees gesunken ist, ragen die alten Brückenpfeiler des versunkenen Orts wieder aus dem Wasser.
Pilgerherberge in Portomarín
Wichtig für Pilger: Durch Corona haben sich die Pilgerherbergen neue Standards zugelegt. Es gibt weniger Schlafplätze, eine App informiert über die Anzahl der noch freien Betten und auch den Pilgerausweis selbst gibt es inzwischen digital:
Albergue de Portomarín: Rúa Fraga Iribarne s/n (nahe der Kirche)der Kirche), ganzjährig, Einlass 13–23 Uhr, Preis für Pilger: 5 Euro. Über 100 Plätze, etwas steril, mit nicht gerade üppig eingerichteter Küche.
Krimi über den Jakobsweg: