Sant Joan de les Abadesses
Der Ort in den katalanischen Pyrenäen in Nordostspanien ist für seine kuriosen romanischen Holzfiguren bekannt. Doch das Kloster hat auch einiges an Legenden zu bieten.
von Tobias Büscher
Die Geschichte von Sant Joan de les Abadesses begann kurios. Gut 10 km östlich von Ripoll ließ Wilfried der Behaarte 880 eines seiner Klöster errichten und setzte dort seine Tochter Emma als Äbtin ein.
Der Orden der Benediktinerinnen hielt sich dort bis zu Beginn des 11. Jh., als die Nonnengemeinschaft wegen ungebührlichen Verhaltens aufgelöst wurde.
Die Nonnen, so die Begründung aus Rom, hätten allzu weltlich gelebt.
Dies soll unmittelbar mit dem Grafen Arnau zu tun gehabt haben, der in seinem 10 km entfernten Geburtsort Campdevànol lebte und um den sich zahlreiche Legenden ranken, die regionale Gedichte und Erzählungen, Lieder und Tänze beeinflusst haben.
Durch den Tunnel zu den Nonnen
So soll der Graf einen unterirdischen Tunnel von seinen 10 km entfernten Gütern in Campdevànol zum Kloster gegraben haben, um nacheinander nicht nur mit den Nonnen, sondern sogar mit der Äbtin in eine keineswegs erlaubte Verbindung zu treten.
Sicher ist, dass Papst Benedikt die Gemeinschaft 1017 schließen ließ. Aber so mancher Bewohner ist sich auch sicher, heute noch ab und zu den Galopp von Arnaus schwarzem Ross zu hören.
Es verkörpere, so heißt es, den Teufel selbst. Und der habe den Grafen zur Strafe auf direktem Wege in die Hölle geritten.
Augustinerstift mit fünf Apsiden
Nach der Schließung des Ordens entstand das Augustinerstift Sant Joan de les Abadesses.
Im heutigen Bau mit kreuzförmigem Grundriss, einem Schiff und fünf Apsiden (ursprünglich 12. Jh.) stellen fast lebensgroße Holzskulpturen die Kreuzabnahme Jesu dar.
Diese Santíssim Misteri schnitzte der Laienbruder Dulcetus um 1350, wobei er ihnen eine solche Ausdrucksstärke verlieh, dass ihre Gestik weit mehr als nur hölzern wirkt.
Ein Blick lohnt in den kleinen Kreuzgang und in das Museu del Monestir an der Plaza de la Abadía (Sommer tgl. 10–19, sonst Mo–Fr 11–14 und 16–18, Sa und So 11–14 Uhr).
Das Klostermuseum zeigt Stoffe, Skulpturen und Goldschmiedearbeiten aus dem Kloster und der Umgebung.
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