Santo Domingo de la Calzada

Santo Domingo de la Calzada am spanischen Jakobsweg liegt in der Region La Rioja. Kurios ist die Kathedrale. Der Turm steht separat davon und im Innern gackern zwei lebendige weiße Hühner.

Da gackern ja die Hühner? Aber ja, sogar unter dem Schutz Gottes. Die 6500 Bewohner von Santo Domingo de la Calzada kennen die Legende dazu natürlich auswendig: Im Mittelalter soll der Heilige Domingo einen vermeintlichen Dieb vor dem Galgen gerettet haben.

Der Ortsvorsteher wollte das nicht glauben und brüllte: Das kann so wenig sein, wie meine Brathähnchen hier auf meinem Teller fliegen können. Und was geschah?

Den Hähnchen wuchsen Flügel und sie flatterten vor den Augen des entsetzten Mannes in die Luft. Sogar der Jakobswegkrimi Muschelmord hat diese Szene aufgeführt (siehe unten).

Federvieh mit Schichtdienst

Ein weißes Huhn und ein weißer Hahn sind inzwischen in einem Käfig links hinter dem Eingang der spätgotischen Kathedrale untergebracht. Und die sind noch viel berühmter als der goldverzierte Altar und der stille Kreuzgang aus dem 15. Jahrhundert. Das Federvieh leistet Schichtdienst.

Nach 14 Tagen werden die Vögel ausgetauscht mit denen, die solange im Hinterhof der örtlichen Pilgerherberge pausieren. So bekommen die Tiere schon nach zwei Wochen wieder Licht zu sehen, denn im Gotteshaus ist es sehr dunkel.

Palast-Parador und extra hoher Kathedralenturm

Im Palast neben der Kathedrale ist einer der schönsten Paradore des Jakobswegs untergebracht. Das ritterliche Ambiente ist allgegenwärtig, die Zimmer teils sehr geräumig und zum Frühstück gibt es besten Kaffee, spanische Tortillas und auch very britisches.

Denn in dem Hotel steigen gerne betuchte Engländer ab, die mit Ihren Oldtimern vorfahren. Direkt gegenüber des Paradors, und außerhalb der Kathedrale selbst, steht übrigens das Wahrzeichen des Orts: Der Kathedralenturm.

Er entstand 1762 separat vom Gotteshaus und ist sagenhafte 70 Meter hoch. In der Rioja sind solche besonders hohen Kirchtürme in kleinen Orten im Flachland schon von einigen Kilometern aus sichtbar.

Der Gründer und die Pflastersteine

Ein Adeliger namens Domingo García gründete den Ort im Hochmittelalter und sorgte für ordentlich gepflasterte Wege (Calzada). So enstand der Name Santo Domingo de la Calzada, wörtlich Heiliger Sonntag vom befestigten Pfad.

Und später auch die Legende, dass der Mann Brathähnchen wiederbeleben kann. Domingo García, seines Zeichens auch Schutzpatron der Bauingenieure, verstarb 1109. Wie ein Kirchenmann uns vor Ort mitteilte, nicht an einem Sonntag, sondern an einem Samstag.

Lammgerichte und Riojaweine

Santo Domingo ist bekannt für seine gute Küche, so wie die ganze Region La Rioja. In den Tavernen und Restaurants wie denen rund um die Pilgerherberge und dem Rincón de Emilio gibt es neben leckeren Tortillas, knackigen Paprikagerichten und dem ortstypischen Lammfleisch (caldereta) natürlich auch den beliebten Rotwein der Rioja.

Maiprozession am Tag des Heiligen Domingo

Vom 10. bis 15. Mai feiert Santo Domingo de la Calzada seinen Heiligen. Höhepunkt ist eine religiöse Prozession am 12. Mai, dem Haupttag. In den Tagen drumherum gibt es auch Pelota-Ballwettbewerbe, Theater und Stiertreiben. (tb)

Zum Krimi Muschelmord:

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