Uni-Stadt Alcalá de Henares

Ein Streifzug durch die spanische Stadt Stadt Alcala de Henares, in deren Uni schon 1499 Studenten ein und aus gingen. Sie war ein Vorläufer der heutigen Universität Complutense im nahen Madrid. Cervantes fühlte sich hier auch schon wohl. Auf der Spanienkarte rechts markiert der Stern die Lage der Studentenstadt.

Von der Plaza de Cervantes aus geht es in wenigen Schritten durch die Straße Pedro Gumiel zur Hauptattraktion Alcalás, der alten Universität aus dem Jahre 1499.

Ihr Name „Universitas Complutensis“ ist von der römi­schen Bezeichnung für die Stadt abgeleitet. Neben der Uni Salamancas war sie eine der wichtigsten Hochschulen Spaniens und Europas.

Hier studierten und lehrten alle großen Dichter und Denker Spaniens. Die Studentenzahlen waren für dama­lige Verhältnisse hoch, die Zahl der immatrikulierten Studenten betrug um die 2000.

Die Schwäne und der Uni-Gründer

Durch das Tor in der schmuckvollen Fas­sade aus der Mitte des 16. Jahrhunderts gelangt man in den ersten der drei Innenhö­fe des Universitätsgebäudes.

Hier, im Hof des Heiligen Tomás von Villanueva, ist im ersten Geschoss das Wappen Kardinal Cisneros zu ­sehen. Zwei Schwäne (cisne) symbo­lisie­ren den Namen des Universitäts­grün­ders.

Patios der Philosophie und Sprache

Durch den zweiten Innenhof, den Patio de los Filósofos (Philosophenhof), gelangt man in den idyllischen Patio Trilingüe (Dreispra­chenhof). Er ist nach den drei Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch benannt, die an der Universität gelehrt wurden.

In diesen drei Sprachen sowie im mesopotamischen Chaldäisch wurde hier auch die sechsbändige „Biblia Poliglota Complutense“ geschrieben.

Nach drei Jahren Arbeit war 1517 damit die erste viersprachige Bibel der Welt entstanden, die Cisneros mit 50.000 Dukaten finanziert hatte.

Alcalá de Henares und seine Dichter

Vom Dreisprachenhof aus gelangt man in die Festaula der Universität, den Paraninfo. Prunkvoll sind die Wandteppiche und die goldverzierte Rednertribüne, zu der eine schöne Holztreppe führt und die eine Mu­schel als Symbol für die Weisheit schmückt.

In der Aula stehen die be­rühmtesten Namen: Die Dichter Lope de Vega, Quevedo, Calderón de la Barca und Tirso de Molina, der Schöpfer der spanischen Grammatik Nebrija und viele mehr.

Durch einen Seitenhof mit ein paar küm­merlichen Resten, die von Alcalás römischer Vergangenheit zeugen, kommt man in die Kapelle des Heiligen Ildefonso.

Sie ist in ihrer Art ein Unikum, da sie drei Stile miteinander vereinbart, die man nur sehr selten gemeinsam antrifft: Elemente der Renais­sance, gotische Wanddekoration und Holz­decke sowie die hufeisenförmigen Bögen im Mudejar-Stil.

Kriege und andere Katastrophen

Napoleonische Truppen und der Bürgerkrieg setzten der Kapelle und dem Marmorsarg Kardinal Cisneros sehr zu. Er ist mit Reliefs verziert, die die sieben freien Künste der dama­ligen Zeit illustrieren: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Musik, Geo­metrie und Astronomie.

Der Sarg ist leer, in der Kapelle ist in einem Wandgrab nur der Leibarzt Felipes II. bestattet. Im Jahre 1836 kam für Alcalá die Katastrophe:

Die altehrwürdige Universität wur­de geschlossen und in Madrid unter dem alten Namen neu angesiedelt: Universidad Complutense de Madrid nennt sie sich seither.

Heute: 12 000 Studenten

Erst vor wenigen Jahren bekam Alcalá de Henares wieder eine eigene Universität, fast 150 Jahre nach der Schließung. Mittlerweile sind hier schon wieder 12.000 Studenten im­matrikuliert.

„Noch nie zuvor in der Welt ist eine Universität geschlossen worden. Ein klarer Beweis fehlenden Bewusstseins.“ kommentiert Manuel Gala Muñoz, Rektor der neuen Universität von Alcalá, das Ereignis von 1836.

Das Universitätsgebäude kann nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden, die etwa 45 Minuten dauern. Führungen: mehrmals täglich.

Cervantes und Arcipreste de Hita

An der Plaza de Cervantes beginnt die wich­tigste Straße der Stadt, die Calle Mayor. In dieser Fußgängerstra­ße, deren Geschäfte in sehr schönen Arkadengängen liegen, steht die zweite große Sehenswürdigkeit Alcalá de Henares, das Cervantes-Haus.

An der Stelle, wo das Geburtshaus des größten spanischen Dichters gestanden hatte, wurde ihm zu Ehren im Stil des 16. Jahr­hunderts ein Bürgerhaus errichtet.

Das klei­ne zweistöckige und hinter einem Vorgarten liegende Haus beherbergt ein kleines Cer­vantes-Museum. Miguel de Cervantes Saavedra kam hier im Jahre 1547 zur Welt und niemand konnte ahnen, dass er einmal der Star der spanischen Literatur werden würde.

Sein berühmtestes Werk, den „Don Quijote“, schrieb er in zwei Teilen: Den ersten 1605 und den zweiten 1615. In insgesamt 126 Kapiteln erzählt dieser mit Abstand berühmteste Klassiker der spanischen Literatur die Aben­teuer des Ritters Don Quijote und seines Dieners Sancho Pansa.

Libro del Buen Amor

Der zweite große Dichter, den Alcalá noch vor Cervantes hervorgebracht hat, ist der Arcipreste de Hita. Er wurde am Ende des 13. Jahrhunderts geboren und schuf mit dem „Libro del Buen Amor“ (Buch der gu­ten Lie­be) ein Hauptwerk der mittelalterlichen Lite­ratur Spaniens.

Öffnungszeiten Cervantes-Haus: täglich, Sa und So nur vormittags, Mo geschlossen.

FesteAm 6. August feiert die Stadt San Justo und San Pastor, in der letzten Woche desselben Monats San Bartolomé.Am 9. Oktober erinnert man an den Geburtstag Cervantes'.

Theater und Musik ihm zu Ehren gibts Ende April während der bekannten fiestas Cervantinas.

Mein Tipp für Alcalá de Henares

Gehen Sie einfach im Stadtzentrum in eine der Tapabars, die vor allem an Wochenenden gut besucht sind. Hier gibt es die ganze Vielfalt von Patatas Bravas über Garnelen bis zu Tortillastücken und guten Wein.

Anreise nach Alcalá de Henares

Auto:

Alcalá de Henares liegt nur etwa 30 km entfernt, im Osten Madrids. Mit dem Auto ist der Ort über die Nationalstraße N II nach Guadalajara und Zaragoza schnell zu erreichen. Die N II ist schon im Zentrum Ma­drids, et­wa ab dem Stadttor Puerta de Alcalá, gut ausgeschildert.

Bus:

Busunternehmen Continental Auto, Tel. 91 356 23 07, Tickets und Haltestelle Avenida de América 34 (Metro Avenida de América, Ausgang Avenida de América „Pares“ oder Metro Cartagena). Busse alle 15 Minuten, Fahrzeit: ca. 40 Minuten, 32 km.

Zug:

Nach Alcalá de Henares, das an der Strecke in die Provinzhauptstadt Guadalajara liegt, fahren fast alle 15 Minuten von Atocha, Recoletos, Nuevos Ministerios und Chamartín die Nahverkehrszüge C-1 und C-7, Fahrzeit: 35 Minuten.

Weiterführende Links

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