Olivenza: Stadt in der spanischen Extremadura
Olivenza ist eine schmucke kleine Stadt mit Wehrmauer, Kirchen, Orangenbäumen und viel Ruhe. Sie liegt an der Grenze zu Portugal und gilt in Spanien als portugiesischste Stadt des Landes.
von Tobias Büscher
Ein Wunder ist das nicht, denn Olivenza am heutigen Westrand der Region Extremadura gehörte über Jahrhunderte tatsächlich zu Portugal, konkret von 1297 bis 1801.
Entsprechend sind die Bauwerke hier geprägt von der portugiesischen Kunst, vor allem die Kirchen Magdalena, Santa María sowie das Nonnenkloster San Juan de Díos. Markenzeichen: Blaue Kacheln mit Heiligenmotiven.
Erst Orangenkrieg, dann Ruhe
Olivenza kennt bei uns fast niemand. Die 12.000 Einwohner leben 25 km südlich von Badajoz, der etwas größeren Stadt an der Grenze zu Portugal. Heute ist der Ort in der Extremadura die Ruhe selbst.
Ab und zu kommt ein Storch vorbei, ein Transporter um den guten Schinken einzukaufen oder auch ein Besucher aus Madrid, der weiß: So still ist es in Spaniens Hauptstadt an keiner Ecke.
Vom Aussichtsturm der Burg aus dem 14. Jahrhundert haben die Besucher einen tollen Blick auf die Gegend mit ihren Orangen- und Olivenbäumen.
Die weißgetünchten Fassaden halten die Hitze ab und die wenigen Kneipen das allzu intensive Nachtleben. Doch allein die wehrhafte Burg zeigt: Hier tobte 1801 ein heftiger Grenzkrieg, genannt Orangenkrieg.
Früher nannten ihn Historiker Pomeranzenkrieg, nach einem altbackenen böhmischen Namen für Bitterorange. Olivenza deshalb aber als Landpomeranze zu bezeichnen, wäre grob böse.
Die Spanier nahmen Olivenza bei der militärischen Keilerei wieder ein.
Porugal hatte das Nachsehen. Doch die portugiesischen Kultur hielt sich. Noch im 19. Jahrhundert sprachen die Bewohner der kleinen Stadt und der Dörfer in der Umgebung nur Portugiesisch.
Später wurden sie zweisprachig, wie heute noch die Namen auf den Schildern der Altstadtgassen. Inzwischen hat sich das Spanische wieder durchgesetzt.
Und eine kleine Minderheit auf beiden Seiten der Grenze will, dass Olivenza wieder an Portugal geht. Gehör verschaffen sie sich aber selten.
Sehenswertes in Olivenza
Das Volkskundemuseum Museo Entnográfico sammelt seit 1991 alte Barbierschalen, Schmiedehämmer, Sargwagen, Apotheken-Dosen und vieles mehr.
Bei unserem Besuch dort war unsere kleine Tochter Marie vor allem von den Modellen der Stadtmauern begeistert. Und dann später vom Ibérico-Schinken in den urigen Restaurants.
Praktische Tipps
Wer Olivenza besucht, sollte den Flughafen von Lissabon auswählen. Der liegt näher als der von Madrid. Von dort aus ist es mit dem Mietwagen am leichtesten. Busse zwischen dem Busbahnhof von Olivenza in der Calle Avelino und Badajoz fahren alle halbe Stunde.
Quitschsüße Teilchen gibt es in den Konditoreien La Chiminea und Casa Fuentes. Einen besonders guten Ruf für sein Rindfleisch wiederum hat das Restaurant Churrasco San Pedro. Auch das Restaurant Extrema an der Plaza de la Constitución ist gut.
Dort sind neben den Schinken auch Seehecht auf portugiesische Art (Bacalao) und galicischer Pulpo besondere Empfehlungen auf der Speisekarte.
Und zu den beliebtesten Festen gehören Semana Santa (Karwoche mit Umzügen) sowie San Juan (Johannisnacht) am 23. Juni mit den selbstgebauten Puppen, die um Mitternacht in Flammen aufgehen.