Pamplona ohne Stierhatz
San Fermines, Hemingway und für viele irrtümlicherweise eine baskische Stadt. Pamplona ist die Hauptstadt von Navarra am Jakobsweg und ist jenseits der Sanfermines eine wunderbare spanische Metropole mit viel Sehenswertem und gutem Klima.
von Tobias Büscher
Pamplona ist die Hauptstadt Navarras und heißt im dortigen Dialekt Iruña, auf baskisch Iruñea. Sie liegt am Jakobsweg südlich der Pyrenäen und ist ein heißes Pflaster während der San Fermines.
Die Stierhatz im Juli lockt jenseits der Pandemie alljährlich Besoffene, Aficionados, Kamerateams und Anarchos, die Preise für die Unterkünfte steigen dann fast bis zum Jupiter und nichts geht mehr vor lauter Rummel, Rauch und Rausch.
Seit 2015 hat sich einiges geändert. Die baskisch geprägt Partei Bildu unter Vorsitz des Lehrers Asiron hat das Bürgermeisteramt nach den Wahlen übernommen.
In Navarra wohlgemerkt, nicht im Baskenland. Dort hat dieselbe Partei in San Sebastián dem Stierkampf die rote Karte gezeigt. Zu Spanisch sei die Corrida.
Doch Asiron wird sich das in Pamplona kaum leisten können. Denn die San Fermines sind eine sehr große Einnahmequelle. Eigentlich, denn seit Corona ausgebrochen ist, fällt das Stiertreiben aus.
In diesem Reisebuch von DuMont, verfasst von mir selbst, ist Pamplona inklusive Karte umfangreich beschrieben:
Altstadtgassen, Mosaike und Opus Dei
Die Hauptstadt der autonomen Region Navarra liegt auf einem 450 m hohen Plateau und ist nur vom 7.-14. Juli bei den San Fermines viel zu gut besucht.
Ansonsten wirkt sie fast provinziell und hat einen relativ verkehrsberuhigten Altstadtkern am linken Ufer des Río Arga.
In Spanien selbst steht Pamplona aber noch für etwas ganz anderes: Hier gründete im Jahr 1928 Josémaría Escrivá de Balaguer (1902-75, 2002 heilig gesprochen) den Opus Dei, eine bis auf die Knochen erzkonservative, strenge Organisation, die neben der Uni der Stadt auch die Stadtverwaltung bestens unter Kontrolle haben soll.
Rundgang durch Pamplonas Zentrum
Dreh und Angelpunkt Pamplonas ist die arkadengesäumte Plaza del Castillo mit ihren Terrassencafés, dem verspiegelten Café Iruña und Ernest Hemingways Stammhotel La Perla. Vom Café beobachtete der Schriftsteller gern, wie Navarras Schönheiten um den Musikpavillon flanierten.
Der bärtige Amerikaner, heißt es, habe mit Piropos (leicht anzüglichen Komplimenten) damals nur so um sich geworfen. Ganz in der Nähe liegt die Kirche San Nicolás (13.Jh.) mit ihrem robustem Wehrturm sowie nördlich der Plaza die vielen Kneipen und Tavernen der Stadt.
Berühmt ist das Museo de Navarra in einem ehemaligen Krankenhaus mit einige römische Mosaiken, einem arabischen Schmuckkasten aus Elfenbein, gotischer Kirchenmalerei, romanischen Figurenkapitelle der 1390 eingestürzten Kathedrale und dem Bildnis des Marqués de San Adrián von Francisco de Goya.
Alabaster, Pfauen und Terrassen
Nach wenigen Minuten erreicht man die dreischiffige gotische Kathedrale, deren klassizistische Fassade im 18. Jh. von Ventura Rodríguez entworfen wurde, ein schlichter Bau und eine navarresische Version der Gotik.
Vor dem Hochaltar zeigt der große Alabaster-Sarkophag ein Königspaar und sagenhaften 30 Trauergästen, zu denen zwei Bischöfe gehören. Von der Stadtmauer (muralla) blickt man auf den Río Arga und kann an ihr entlang zur Stierkampfarena spazieren, vor der Ernest Hemingway als Denkmal steht.
Einige Bewohner würden es am liebsten abreißen - und die Stadtbelagerung im Juli gleich auch abschaffen. Aber wie gesagt, außerhalb der Sanfermines ist Pamplona eine ruhige Metropole.
Das beweist auch der schöne Parque de la Taconera mit Resten der Befestigungsmauer, einem Gehege mit Hirschen und Pfauen und einem schattigen Terrassencafés.
Weiterführende Links
Buchtipp
Im Krimi Muschelmord, Tod auf dem Jakobsweg, verfolgt ein Komissar aus Pamplona einen Mörder auf dem Weg nach Santiago: