Rundgang durch Toledo

Toledo gehört zu den berühmtesten Städten Spaniens und hat eine ganze Reihe an hervorragenden Sehenswürdigkeiten. Zu diesem Rundgang durch die kasitlische Stadt bietet das Infoamt von Toledo einen detaillierten Stadtplan.

von Tobias Büscher

Vom Norden her führt der Weg hoch in die Altstadt, vorbei an Teilen der alten Stadt­mauer mit zweien seiner Tore. Die mächtige Puerta Nueva de Bisagra trägt das Wap­pen Carlos V., den Doppeladler.

Rechts dahinter die Puerta Vieja de Bisagra, eines der ältesten maurischen Bauwerke der Stadt.

Historischer Stadtkern von Toledo

Aus dem arabischen 10. Jahrhundert stammt auch die ganz in der Nähe liegende Moschee Santo Cristo de Ia Luz. Der quadratische Ziegelsteinbau ist winzig (nur 8 x 8 Meter) und sehr schön restauriert.

Die Moschee ist kein offizielles Denkmal der Stadt. Um sie kümmert sich ein alter Herr, wenn er Zeit hat. Falls er da ist, kann das Gebäude gegen ein kleines Trinkgeld unter seiner Aufsicht besichtigt werden.

Die Mo­schee ist durch die Puerta de Valmardón auf der Calle Cristo de la Luz zu erreichen. Durch die Puerta del Sol gelangt man zum Stadtzentrum, der Plaza de Zocodover.

Auf dem Weg kommt man an der Aussichtsterrasse „Miradero“ vorbei, unter der eine Ein­kaufspassage, Restaurants, Kneipen und Diskotheken liegen. Einen Überblick bietet das Infoamt von Toledo.

Plaza Zocodover

Der ungewöhnliche Name des Platzes Zo­codover stammt aus dem Arabischen, wo Suk-al-Dawab „Vieh­markt“ bedeutet. Die Araber haben viele Zeugnisse ihrer Zeit hin­terlassen. Geprägt war die Stadt allerdings schon durch die Römer.

Die kamen 190 v. Chr. zur kleinen Siedlung am Tajo, die sie „Toletum“ nannten. Eine erste Blütezeit erfuhr die Stadt im 6. Jahrhundert, als die Westgoten Toledo zu ihrer Hauptstadt machten, als Madrid kaum auf der Landkarte existierte.

Ihre Vorherrschaft dauerte kaum 200 Jahre und wurde 711 durch die maurische Invasion un­terbro­chen.

Belegt ist, dass 711 eine der verfeindeten Westgoten-Sippen die Mauren zu Hilfe rief, die den Thronstreit in ihrem Sinne schlichte­ten und die Halb­insel in kürzester Zeit er­obert hatten.

Mauren und Christen in Toledo

Unter der Maurenherrschaft war Toledo Militärstützpunkt und Verwaltungszentrum. 1085 gelang es den Christen, Toledo einzu­nehmen. Sechs Jahre hatten sie Toledo belagert, die Eroberung der „uneinnehmbaren“ Stadt war einer der größten Siege der „Re­conquista“ (christliche Rückeroberung). Mit ihr begann die Stadt, wie nie zuvor aufzublühen.

Schmelztiegel dreier Kulturen

 Bis 1492 war sie Schmelztiegel dreier Kulturen: Mauren, Juden und Chris­ten leb­ten mehr oder weniger friedlich miteinander.

Über diese Zeit hat Lion Feuchtwanger einen packenden Roman geschrieben: „Die Jüdin von Toledo“ schildert neben der Liebe eines Christenkönigs zur Tochter seines jü­dischen Beraters realistisch und historisch fundiert das kulturelle Leben zwischen Ara­bern, Christen und Juden.

Doch 1492, im Jahr der Entdeckung Ame­rikas, war diesem fruchtbaren Austausch ein für allemal ein Ende gesetzt: Das Katholi­sche Königspaar Isabel von Kastilien und Fernando von Aragón vertrieb Juden und Mauren, die nicht konvertierten, endgültig aus dem Land.

Unter Carlos V. war Toledo Hauptstadt des Königreichs, bis Felipe II. 1563 mit seinem Hof nach Madrid zog. Was bleibt, sind zahl­reiche Monumente und die Erinnerung an eine blühende Kulturzeit.

Die Burg von Toledo

Die Silhouette Toledos wird neben der Kathedrale fast brutal vom Alcázar bestimmt, der nur wenige Meter südlich der Plaza de Zocodover und des Hospitals Santa Cruz liegt.

Schon die Römer errichteten an dieser Stelle Verteidigungsanlagen, die im Lauf der Zeit von Westgoten, Mauren und schließlich von den spanischen Königen umgestaltet wurden.

Der heutige Bau im Renaissance-Stil ist ein Werk Carlos V., errichtet auf der alten maurischen Festung des 11. Jahrhun­derts.

Der Alcázar war in den vielen Jahr­hunderten seiner langen Geschichte Palast, Schule, Kaserne, Gefängnis und Festung. Festung zuletzt in den ersten Tagen des spanischen Bürgerkrieges, als sich dort 1300 Franco-­Anhän­ger 73 Tage lang verschanzten.

Die Geschichte vom Kommandanten, der im Kampf gegen die Republikaner seinen eige­nen Sohn opfert und die Befreiung des Alcá­zar durch Francos Truppen, ist in Teilen Spaniens – genauso wie im Nazi-Deutsch­land – zu einem heillos übertriebenen, aber propagandistisch sehr wirksamen Heldenepos geraten.

Mein Tipp für Toledo

Autor Tobias Büscher rät: Übernachten Sie in Toledo, es lohnt sich, denn ab den frühen Abendstunden sind fast alle Touristen weg und man kann die Atmosphäre viel besser genießen.

Kathedrale von Toledo

Die Kathedrale Toledos ist ein ein­drucksvolles Beispiel der spanischen Gotik. Es dauerte mehr als zweieinhalb Jahrhun­derte, bis der Bau fertig gestellt war. Begon­nen wurde mit den Arbeiten zur Zeit Fernan­dos III. im Jahr 1226.

Die Pläne für die Ka­thedrale stammten von Erzbischof Rodrigo Ji­mé­rez de la Rada. Die Zusammenarbeit beim Bau war international: Der erste Archi­tekt war der Franzose Martín.

Seine Arbeit wurde von dem Spanier Pérez fortgeführt und im Jahr 1493 von dem flämischen Baumeister Hannequin vollendet.

Eines der vielen Meisterwerke der Kathe­drale ist das Chorgestühl (coro), an dem der deutsche Holzschnitzer Rodrigo Alemán gegen Ende des 15. Jahrhunderts sechs Jahre lang arbeitete.

Es zeigt in 54 Bildern die Belagerung und Eroberung Granadas durch die Katholischen Könige im Jahr 1492. Neben dem Chorgestühl sind der gotische Hauptaltar und der barocke Marienaltar auf seiner Rückseite absolute Höhepunkte.

An dem gewaltigen Altarbild, das Szenen aus dem Evangelium und dem Leben Marias zeigt, arbeiteten zeitweise bis zu 16 Künstler gleichzeitig. Allein die Fertigstellung des Git­ters vor dem Hauptchor dauerte zehn Jahre.

Der auf der Rückseite liegende Marienaltar mag mit seinen Engelsfiguren überladen, wenn nicht sogar kitschig erscheinen. Be­merkens­wert sind jedoch die Licht­effekte:

Das gotische Netzwerk wurde durchbro­chen, um einen gebündelten Einfall von Licht zu erhalten.

    Lohnend ist auch die Besichtigung der Sakristei (sacristía), der Kapitelsäle (salas ca­pitulares) und des Domschatzes (tesoro). In der Sakristei hängen mit El Grecos „Entkleidung Christi“ und Goyas „Gefangennahme Christi“ Meis­terwerke der religiösen Malerei.  

In den Kapitelsälen ist besonders die Kassettendecke sehenswert. Prunkstück des Domschatzes ist die drei Meter hohe und fast 200 Kilo schwere vergol­dete Mon­stranz, die der deutsche Heinrich von Harff geschaffen hat.

Es gibt wohl keine weitere Kathedrale in Spanien, die ihre teuren Schätze über alle Winkel verteilt derart zur Schau stellt.

Jüdisches Toledo: zwei Synagogen

Das Judentum hatte in Toledo eine lange kul­turelle Tradition und zahlte im Mittelalter hohe Abgaben an die spanische Krone. Einige Juden betätigten sich als Steuereintreiber für die oft schreib- und leseunkundigen Kö­nige und zogen Neid und Zorn der Klein­bürger auf sich.

Der Krone waren sie als Sündenbock für Unglücke oder eigene Fehlleistungen immer willkommen. Schon 1391, 100 Jahre vor der endgültigen Vertreibung der Juden aus Spanien, kam es hier zu einem blutigen Pogrom:

Alle Juden, die sich in der Synagoge Santa María la Blanca aufhielten, wurden von aufgebrachten und durch die Predigt eines Dominikanermönchs angestachelten Bürgern an den Stadtrand gehetzt, dort umgebracht und in den Tajo geworfen.    

Die Synagogen haben die Katholischen Könige nach der Judenvertreibung in Kir­chen umgewandelt. Nach ihnen wurde auch die Straße benannt, in der die beiden ehe­maligen jüdischen Gotteshäuser liegen: Cal­le Reyes Católicos.

Die „Sinagoga El Tránsito“ errichtete im 14. Jahrhundert Samuel Halevi, der dem kastilischen König Pedro dem Grausamen in Geldangelegenheiten zur Seite stand.    

Die zweite noch erhaltene Synagoge, die „Sinagoga Santa María la Blanca“ war das größte Gotteshaus der jüdischen Gemeinde. Sie wurde im 12. Jahrhundert von Rabbi Josef Beb Sosan gebaut.

Bei beiden jüdi­schen Bauten sind christliche und mauri­sche Einflüsse unverkennbar:

Die achtecki­gen Säu­len und die hufeisenförmigen Bögen in Santa María la Blanca beispielsweise zei­gen, wie die verschiedenen Kulturen sich lange Zeit gegenseitig ergänzten. Montags geschlossen.

Toledo und El Greco

Das Begräbnis des Grafen Orgaz

In der kleinen Kirche Santo Tomé, die architektonisch außer einem schönen Turm im Mudejarstil nicht viel bietet, ist eines der Hauptwerke von El Greco zu sehen: „Das Begräbnis des Grafen von Orgaz“.

El Greco malte 1586–88 die Legende des wohltätigen Grafen Orgáz, der von den bei­den Heiligen Stephan und Augustin bestattet wird.

Das zweitei­lige Gemälde schildert im unteren Teil das Begräbnis, an dem toleda­ner Persönlichkeiten dieser Zeit von Greco mit nahezu realistischen Portraits heraus­gearbeitet wurden.

Der Junge im linken un­teren Bildrand wird für Grecos Sohn gehal­ten. Über der Begräbnisszene zeigt sich der nicht-realis­tische Greco: Am Himmel emp­fangen Chris­tus, Maria und Engel die Seele des Grafen.

In dem Gemälde zeigt sich seine Begabung für Portraits und perspektivi­sche Darstellung genauso wie eine tiefe re­ligiöse Inbrunst.

Grecos Wohnhaus: Casa de Greco

Nur ein paar Schritte von der Kirche entfernt, die Calle Santo Tomé und San Juan de Dios herunter, liegt die Casa del Greco, in der der Maler allerdings nie gelebt hat.

Das zweistöckige Greco-Haus mit schönem Innenhof und gepflegtem Garten zeigt neben einigen seiner Gemälde auch wertvolle Möbel aus der Zeit Carlos V., die einen Eindruck vom Leben der Ober­schicht im Spanien des Goldenen Jahrhunderts geben.

Beim Greco-Haus kann man ein kleines Museum besichtigen, das u. a. 20 Werke El Grecos zeigt. Im Nebenraum befindet sich eine Kapelle mit schöner Mudejar-Kuppel. Mo geschlossen.

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