Corpus Christi in Toledo
Corpus Christi – Fronleichnam – wird in Toledo ganz groß gefeiert. Am 3. Juni 2010 ist es soweit. Nicht nur an dem Feiertag selbst, sondern eine ganze Woche lang, der Semana Grande.
von Petra Sparrer
Für ihr wichtigstes kirchliches Fest, das Toledo zu einem idealen Ziel für die Pfingstferien macht, schmückt die Erzbischofsstadt schon lange im Voraus die Plätze und Gassen mit Lampions und Girlanden.
Aus etlichen Fenstern hängen Standarten und Gobelins. Wer nach oben schaut, sieht auch den ein oder anderen Weihrauchschwenker. Ansonsten herrscht eine Feststimmung, die nichts Kirchliches an sich hat.
Die ganze Stadt gerät ins Flanieren. Abends gibt es Konzertbühnen und die Menschen scheinen niemals müde zu werden. Für die Kinder ziehen die Giganten durch die Straßen, fröhliche meterhohe Figuren in bunter Kleidung.
Drei bis vier Männern helfen den Trägern unter dem Gestell, sie für ein Tänzchen einmal um sich selbst zu drehen. Wobei den tapferen Trägern unter dem Gestell schon mal schwindelig wird.
Und die ganz Kleinen wissen nicht, ob sie sich fürchten oder begeistert Beifall klatschen sollen.
Wettbewerb der Patios
In der Semana Grande präsentieren die Bewohner der einstigen Herrenhäuser von Toledo ihre Patios von ihrer schönsten Seite, wetteifern um einen Platz ganz weit vorn in dem städtischen Wettbewerb und sind Schauplätze für Konzerte von Blues, Funk und Soul bis zu Flamenco und sephardischer Musik aus der jüdischen Tradition der Stadt.
Den Rest des Jahres verbergen sie sich hinter schweren, eisenbeschlagenen Holztüren mit teilweise handgroßen Schlössern. Der Legende nach nahmen einige Juden, als sie vertrieben wurden, die Schlüssel mit und manch einer soll noch gepasst haben, als ihre Nachfahren sie Jahrhunderte später ausprobierten.
Die Prozession beginnt an Fronleichnam und eine zweite am Sonntag danach um 12 Uhr an der Plaza de Zocodover zu Glockenklang.
Der Duft von Thymian, Lavendel und Rosmarin steigt von den Straßen empor, durch die nach der Messe feierlich gekleidet und getragenen Schrittes die Bruderschaften und Vereine ziehen. Priester und Kommunionskinder sind dabei, Fanfaren und Pferde. An der Strecke werden Stühle aufgestellt, die man vorab mieten kann.
Am Straßenrand und auf dem Platz drängen sich die Menschen und warten gespannt auf die Attraktion der gesamten Prozession: die 160 kg schwere und doch filigrane Monstranz aus Gold und Silber.
Ein starkes Stück, das von starken Kirchenmännern getragen wird und das gebührliche Vehikel, um hinter Fensterglas eine Hostie auszustellen, das Symbol für den Leib Christi.
Der Schatz des Erzbistums
Toledos Monstranz ist ein Werk von Enrique de Arfe und steht den Rest des Jahres in der Schatzkammer der Kathedrale, wo man sie besichtigen kann. Soweit dies bekannt ist, arbeitete De Arfe bis 1524 mehrere Jahre daran: Schließlich zieren sie das ca. 2 m hohe Prunkstück Tausende von Edelsteinen.
Der Edelmetall-Künstler soll im Übrigen aus der Gegend von Köln stammen und gilt als Begründer einer Silberschmieddynastie, die viele weitere ähnlich wertvolle Monstranzen in Spanien schuf.
Wer am Straßenrand bei der Prozession seinen Kopf zu sehr in die Höhe reckt, um einen Blick zu erheischen, bekommt schon mal von Hinten einen Stoß in die Rippen, denn auch die zweite und dritte Reihe möchte sehen.
Tatsächlich sogar auch die Hostie zu erblicken, ist so gut wie chancenlos. Zum Schluss wird noch ein Segen für Toledo und seine Bewohner gesprochen, ein Raunen geht durch die Menge.
Das war´s also wieder mal – bis zum nächsten Jahr oder zur nächsten Messe.
Mein Tipp zu Toledo
Verbinden Sie den Besuch Toledos am besten mit einem Flug nach Madrid, von dort aus ist man mit dem Zug AVE besonders schnell dort.