Streit zwischen Spanien und Gibraltar
Mal wieder kommt es zu Spannungen zwischen Spanien und der englischen Kolonie. Pünktlich zum 60-jährigen Thronjubiläum der Queen verklagt Madrid die Selbstverwaltung des englischen Territoriums bei der EU. Die Gibraltarer reagieren empört.
von Marcos Fernández Vacas
Es sollte am gestrigen Tag ein Fest für die Bevölkerung werden. Doch als entspannt und locker kann die Stimmung auf den Straßen nicht beschrieben werden. Beim Besuch des Prinzen Edward zu Ehren seiner Mutter richtet nicht nur der Regierungschef Fabian Picardo deutliche Worte an die spanische Regierung. Es geht um Steuern und Fischereirechte.
Anti-Spanien-Stimmung in britischer Kolonie
Die Menschen nehmen den Besuch des Prinzenpaares zum Anlass, um ihre Gemütslage kundzutun. „Es ist ein glorreicher Tag für uns, es ist unser Prinz und wir sind stolz, dass er hier ist. Wem das nicht passt, der muss es halt aushalten“, so eine Passantin.
Der Regierungschef äußert sich gegenüber der spanischen Presse noch deutlicher: „Die Königliche Familie ist immer sehr unterstützt worden, aber die Unterstützung wächst, wenn wir angegriffen werden“. Er sei jedoch unbesorgt, wichtig ist vor allen Dingen, dass der Prinz sehe, wie stark das britische Herz schlägt.
Steuersystem und Fischereirechte
Pünktlich zum Besuch von Prinz Edward und seiner Frau verklagt die spanische Regierung Gibraltar vor der EU aufgrund des besonderen Steuerwesens der Kolonie.
Die Regierung Gibraltars sieht der Entscheidung des Europäischen Gerichts diesbezüglich gelassen entgegen. Allein dies ist nicht der Grund für die aufgebrachte anti-spanische Stimmung bei Politikern und Bevölkerung.
Es geht – wie schon seit vielen Jahren – um Fischereirechte und die Frage der Souveränität des „Felsens“, wie Gibraltar in der spanischen Umgangssprache heißt. Der Regierungschef beklagt das Eindringen der Guardia Civil in die Gewässer Gibraltars.
Seit Wochen schon müssen spanische Fischerboote von der Guardia Civil eskortiert werden, da sie von der Polizei Gibraltars bedrängt werden und nicht fischen können. Gibraltar sieht darin eine Verletzung seiner Hoheitsgewässer.
Spanische Regierung ist „not amused“
Das spanische Außenministerium wiederholte gestern sein „mangelndes Verständnis und das Unbehagen“ bezüglich des königlichen Besuches. Schon im vergangenen Mai wurde dies dem Britischen Botschafter in Spanien, Giles Paxman, deutlich gemacht, so diplomatische Kreise gegenüber der Nachrichtenagentur EFE.
Der Konflikt ist allerdings nicht neu, sondern wiederholt sich jedes Mal, wenn ein Mitglied des Britischen Königshauses dem „Affenfelsen“ einen Besuch abstattet, so wie etwa 2009 beim Besuch von Prinzessin Anne.
Der Fischereikonflikt bleibt wohl ungelöst. Mehr als 300 spanische Familien sind davon betroffen. Eine Position des königlichen Sprosses zu diesem Thema ist nicht bekannt.