Gin & Tonic - Spaniens altes neues It-Getränk
Spanier lieben Gin&Tonic. Inzwischen mausert sich der klassische Longdrink zum It-Getränk in schillernden Farben. Vor allem in Madrid, wo es mittlerweile sehr viele Kurse und Tastings gibt. Und sogar weitab der Hauptstadt mixt das Personal in Provinz-Restaurants, was das Zeug hält.
Das klassische Rezept in Spanien unterschied sich allerdings schon immer von der originalen Bartender-Lehrbuchversion. Denn hier sagt der Name Gin & Tonic genau, was in welchem Mengenverhältnis ins Glas kommt: Nämlich erstmal reichlich Gin. Und dann - für den Geschmack - ein Schuss Tonic.
Gin & Tonic Tee-Infusionen selber machen
Doch das scheint jetzt Geschichte. Wer heute - jedenfalls in den angesagten Szeneläden der spanischen Hauptstadt - einfach einen Gin & Tonic bestellt, sollte sich schon auskennen mit Gin-Sorten und den verschiedenen Tonic´s. Ansonsten gibts mitleidige Blicke. Und bitte bloß nicht zusammenzucken, wenn der Barmann Teebeutel in den Gin hängt und irgendwas von Infusion murmelt ...
Unser Rezept haben wir bei einem Gin-Tasting im zentralspanischen Kastilien abgeschaut. Die speziellen Teebeutel kommen aus Spanien. Hierzulande sind sie leider nicht so einfach zu bekommen.
Aber wer mag, kann auch mit ganz normalen Tees experimentieren. Schwarzer und grüner Tee eignen sich dabei genauso gut wie Früchte oder Kräutertees. Sie unterstreichen den typischen Gin-Geschmack, fügen eine zusätzliche Nuance hinzu oder geben dem Drink einfach nur eine spannende Farbe.
Rezept für einen Gin & Tonic mit Tee-Infusion
(für 4 Personen)
20 cl Boodles British Gin
40 cl Schweppes Tonic Water weiß
40 cl Schweppes Tonic Water blau
4 St. Zitronenschale
4 St. Limettenschale
4 St. Orangenschale
1 Spritzer Angostura
Stängel Zitronengras
12 Wacholderbeeren
1 Beutel Tea Tonic Koriander
1 Beutel Tea Tonic Wacholder
1 Beutel Tea Tonic Engelswurz (Angelica archangelica)
Eiswürfel
Zubereitung des Gin & Tonic mit Infusion
Gin in einen Mixbecher geben. Für die Tee-Infusion die Tea-Tonic-Beutel in den Gin hängen und kalt mazerieren (kaltes Auslösen der Inhaltsstoffe). Anschließend die Tee-Beutel entfernen. Einen Spritzer Angostura (auch Angosturabitter) zugeben und umrühren.
Vier große bauchige Gläser zur Hälfte mit Eis füllen. Je 5 cl aromatisierten Gin in jedes Glas gießen. Mit jeweils 5 cl weißem und 5 cl blauem Tonic Water vorsichtig aufgießen. Am besten über einen langen gedrehten Barlöffel. So verliert das Tonic Water am wenigsten Kohlensäure.
Zitrusschalen und Wacholderbeeren gleichmäßig verteilt in die Gläser geben. Jeweils einen Stängel Zitronengras in jeden Longdrink geben und sofort servieren.
Tipp der Redaktion
Das blaue Tonic Water kommt nur wegen der Farbe in den Gin & Tonic. Es schmeckt (jedenfalls die von uns verwendete Sorte) wie die weiße Variante. Wer mag, kann also auch nur weißes Tonic Wasser verwenden. Unter Schwarzlicht leuchtet Gin & Tonic übrigens immer blau, denn das Chinin im Tonic-Wasser wirkt fluoreszierend.
Spaniens Abgeordnete lieben Gin Tonic
Zwischen zwei Parlamentssitzungen mal eben einen preiswerten Gin Tonic in der hauseigenen Cafetería schlürfen: Bis Juni 2013 war das Usus bei Spaniens Abgeordneten. Denn bis dahin waren alle alkoholischen Getränke dort subventioniert, den beliebten Longdrink gab es für unter 3,50 Euro.
Dann machte die linke Oppostion Druck: Allerdings nicht wegen generellem Alkoholgenuss im Parlament. Anders als Michail Gorbatschoff damals in der UdSSR hinterfragten sie lediglich die öffentlichen Subventionen für hochprozentige Drinks und lösten im krisengeschüttelten Land damit heftige Diskussionen aus. Im Juni 2013 beendete Jesús Posada, Präsident der Abgeordnetenkammer, die sogenannte Gin Tonic-Krise. Seit dem ist Schluss mit billigem Schnaps für Spaniens Polit-Elite - jedenfalls in der Cafeteria. Dort kostet der Gin nun wieder über sieben Euro, so wie in den Bars rund ums Parlament in Madrid auch.
Text und Bilder: Silke Büscher