Italienische Verbrechen im Spanischen Bürgerkrieg vor Gericht
Der Gerichtshof von Barcelona untersucht die Bombardierung der Stadt durch italienische Piloten im Spanischen Bürgerkrieg. Und fahndet nach den damaligen Piloten, die heute im Greisenalter sind.
von Tobias Büscher
Die Initiative kommt vom links-progressiven italienischen Verband Altra Italia in Barcelona. Und nun hat der Gerichtshof in Barcelona zugestimmt. Ein Untersuchungsrichter soll Verbrechen der Italienischen Luftwaffe während des Bürgerkriegs neu untersuchen.
Aviazione Legionaria, die italienische Legion Condor
Der Hintergrund: Piloten der Aviazione Legionaria bombadierten Barcelona im Spanischen Bürgerkrieg. Sie waren damals wie die deutsche Legion Condor in Guernica für Franco im Einsatz. Dabei sollen rund 5000 Zivilisten gestorben sein.
Der Vater starb im Schrebergarten
Konkret hat Alfons Cànovas Klage erhoben, der am 19. Januar 1938 seinen Vater durch italienische Bomben verlor. Der Mann hatte in seinem Schrebergarten nahe des Zentrums Gemüse ernten wollen, als ihn die Bombe traf. Eine weitere Klägerin ist Anna Raya, die am 1. Oktober 1937 als Achtjährige auf dem Schulweg schwer verletzt wurde. Ihr Anwalt wirft den damaligen Verantwortlichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Hauptgrund: eine Kriegserklärung seitens Italien habe es nie gegeben.
Mauer des Schweigens brechen
Altra Italia möchte mit diesem Schritt zur Aufklärung beitragen. Italienische Piloten haben demnach zwischen dem 13. Feburar 1937 und dem 29. Januar 1939 insgesamt 759 Flugzeuge im Einsatz gehabt. Sie flogen die Angriffe von ihrem Stützpunkt in Mallorca aus.
Die Audiencia de Barcelona hatte den Fall schon vor vielen Jahren zu den Akten gelegt, weil die italienischen Piloten nicht identifizierbar waren. Fraglich ist nun, ob ein paar der damaligen Piloten noch leben und zurechnungsfähig sind.
Denn die Bombardements sind über 80 Jahre her. In dem Fall, so die Tageszeitung El País, würden die alten Männer als Angeklagte in Barcelona vor Gericht gestellt.
Archiv in Rom
Bei den Untersuchungen sollen Historiker und auch die italienische Justiz helfen. Ein Vorteil ist dabei: Das Archiv der Aviazione Legionaria befindet sich in Rom. Die Unterlagen der Legion Condor dagegen sind alle verschollen, was die Aufarbeitung der Verbrechen durch die deutsche Luftwaffe nach dem Krieg deutlich erschwerte.