In 80 Gerichten um die Welt von David Loftus
Schon wieder ein Kochbuch? Klar, aber nicht irgendeins. Denn es geht auf den Spuren von Jules Verne´s berühmten Protagonisten Phileas Fogg einmal kulinarisch rund um den Globus. Das weckt Erinnerungen und macht Lust auf internationale Klassiker wie den berühmten Cesar´s Salat und natürlich neue Kreationen internationaler Kochstars.
Autor David Loftus lichtet sonst meist Kochprofis wie Jamie Oliver und dessen Gerichte ab. Klar, dass der berühmte Brite Rezepte und sogar das Vorwort beisteuert.
Und auch sonst setzt Food-Fotograf Loftus ganz auf befreundete Profis. Die meisten Namen kennen deutsche Hobbyköche zwar nicht.
Macht aber nichts: Die Rezepte sind trotzdem toll. Dazu gibt's kleine Anekdoten und natürlich Auszüge aus dem berühmten Roman "In 80 Tagen um die Welt".
Unbedingt nachmachen: Thunfisch im Glas
Los geht die Reise natürlich in London. Wir schreiben das Jahr 1872. Phileas Fogg begibt sich zum Frühstück in den Reform Club. Das Drei-Gänge-Menü startet mit: Fisch in "Reading Sauce".
Loftus Erläuterungen sind spannend, aber wir wussten schon vorher: Die englische Küche ist nichts für zimperliche Gaumen. Auch die Neu-Interpretation "Gegrillte Makrele mit Stachelbeer-Relish" ist da keine Ausnahme.
Weiter geht die Reise nach Paris. Hier picknicken wir beispielweise mit Thunfisch im Glas. Das Rezept probieren wir sofort aus.
Die Zutatenliste sagt: nur Thunfisch aus nachhaltiger Fischerei. Wir haben mit TK-Fisch aber so unsere Erfahrungen gemacht und setzen auf Frischware in Sushi-Qualität. Das Ergebnis ist ein Gaumenschmaus par excellense. Genau wie der gefüllte Camembert von Koch Danyel Gouet.
Risotto vom Arabischen Meer
Nach ein paar einfachen aber köstlichen Hausmanns-Gerichten aus Italien geht Foggs Reise weiter über Ägypten und das Arabische Meer.
Und hier staunen wir das erste Mal Bauklötze: Jamies Meeresfrüchte-Risotto hätten wir eher nach Mailand gesteckt. Safran hin oder her.
Beim Nachkochen sind wir allerdings wirklich ratlos: Das Gemüse soll erst 15 Minuten "anbraten, ohne zu bräunen". Ja, was denn jetzt?
Anbraten geht erstens schneller und zweitens bräunen die Zutaten dabei immer. Oder war etwa Dünsten gemeint? Und erst danach soll der rohe Reis dazu? Nein Danke, Fenchel und Sellerie schmecken besser mit Biss.
Baskisches Amerika
Auch bei anderen Rezepten ist der regionale Bezug verwirrend. In Yokohama kommt "Carpaccio di Branzino con pomelos Rosa" mit einem guten Schuss Olivenöl auf den Tisch.
Und auf dem Weg von San Francisco zum Big Apple gibt es typisch amerikanisches "Huhn auf baskische Art". Beim "Französischen Toast mit Mohn" aus Hongkong müssen wir allerdings doppelt schmunzeln.
Das Gericht heißt bei uns Arme Ritter oder wie auf der ganzen Welt schlicht und einfach Frensh Toast, liebe Übersetzerinnen.
Die meisten Rezepte sind trotzdem lecker und in sich stimmig. Bis auf kleine Ausnahmen. So kommt in den Tempura-Teig von Pete Begg ein Eigelb.
Die Anleitung spricht allerdings von Eigelben. Das verwirrt. Und die schnelle Hollandaise für Loftus Eggs Benedict mischt der Brite aus Mayonnaise und geriebenem Cheddar-Käse mit Senf und Zitronen-Saft.
Fazit
"In 80 Gerichten um die Welt" kommt als Hardcover mit Schutzumschlag wertig daher. Den Bildern hätte allerdings Hochglanzpapier besser getan.
Die Rezeptauswahl ist gut, der regionale Bezug passt nicht immer, Loftus kleine Geschichten und Anekdoten zu jedem Gericht geben dem Buch eine persönliche Note.
Und die vielen großen Namen bringen einen Hauch Sterneküche ins eigene Heim. Alles in allem ein gelungenes Kochbuch mit Charme und eine schöne Geschenk-Idee für Hobby-Köche. (sb)
In 80 Gerichten um die Welt,
2. Auflage von David Loftus mit einem Vorwort von Jamie Oliver
29,95€
National Geographic Deutschland