Buchrezension: Flut, der Roman von Sabas Martín
Liebe, Lust, Erinnerung, Leid, Tod - Sabas Martíns neuer Roman „Flut“ behandelt viele Themen. Er spielt auf der fiktiven kanarischen Insel Nacaria. Wer poetische Romane mag, könnte mit Sabas Martíns neuem Roman richtig liegen.
Von Sarah Brender
Die Flut ist eine Urgewalt, ein Naturschauspiel. Martíns Roman „Flut“ ist Teil einer Trilogie, die auf der fiktiven kanarischen Insel Nacaria spielt. Zentrale Themen sind Erinnerung, Liebe, Lust, Leid, Alter, Tod und Natur.
Der Ich-Erzähler des spanischen Romans übersetzt ein Manuskript und gibt die darin festgehaltenen Geschichten wieder. Die handeln vom Liebespaar Isabel und Melchor, sowie Manasse, dem Gründer des „Wunderkammer“ genannten Insel-Museums, seiner taubstummen Begleiterin Niobe und dem Arzt Don Roque. Und dann gibt es noch die toten Schiffbrüchigen, die immer wieder von der Flut angespült werden…
Poetische Sprache, viel zu lange Sätze
Gleich vorweg: Wer poetischer Sprache in Romanen nichts abgewinnen kann, sollte von diesem Buch die Finger lassen. Besonders, wenn er lange Sätze und Wiederholungen nicht mag. Denn von beidem wimmelt es in dem Roman von Sabas Martín.
Auf Seite 43 gibt es einen aufzählenden Satz, der 14 Zeilen füllt. Und der Autor benutzt mehrfach Formulierungen wie diese „So wäre es gewesen, hätten wir dabei sein können, wir aber wissen nur, was Manasse diesbezüglich in seinen Manuskripten festgehalten hat (…)“.
Das ist nicht jedermanns Sache. Darüber hinaus gibt es an einigen Stellen schwülstig-biedere Altherrenprosa - den Autor interessiert beim Liebespaar besonders die unglaubliche Länge von Melchors bestem Stück.
Schon auf der ersten Seite steht dieser unfreiwillig komische Satz: „Die Wärme der Hand, die das ehemals vor Kraft strotzende Glied umfasste, vermochte nicht, dieses Gebilde aus menschlichem Fleisch in einen kräftig aufrechten Mastbaum zu verwandeln, der er sein konnte, wenn sich im Sturm der Leidenschaft Isabel Comachos Sinne umwölkten und jegliche Vernunft taumelnd ertrank, (…)“.
Ein eigenwilliger Roman mit kraftvollen Bildern
Bedeutungsschwanger liest sich der Text, der eine eigentümlich melancholisch-altmodische Stimmung in sich trägt. Es fällt schwer, diesen Roman zu bewerten.
Wer bisher nicht abgeschreckt ist, sollte sich in der Buchhandlung unbedingt in die ersten Seiten einlesen, und dann entscheiden, ob er gefangen oder abgestoßen ist. Martíns Buch ist in einer eigenwilligen Tonart und Sprache verfasst, und dürfte nicht jedem gefallen. „Flut“ von Sabas Martín ist aber in jedem Fall ein stimmungsvoller Roman mit eigener Sprache und teilweise kraftvollen Bildern.
Der Autor Sabas Martín ist 1954 in Santa Cruz de Tenerife auf den Kanarischen Inseln geboren und lebt in Madrid. Er arbeitet als Autor und Journalist, ist Mitglied der Academia Canaria de la Lengua und publiziert Romane, Erzählungen, Lyrik, Liedtexte und Theaterstücke. Für den Roman „Nacaria“ erhielt er den Preis „Premio de Novela Alfonso Garcia-Ramos“.
Details zum Buch
Sabas Martín: Flut
(Übersetzung ins Deutsche: Gerta Neuroth)
Roman, gebundene Ausgabe
Originaltitel: Pleamar
Verlag: konkursbuch; Auflage: 1 (7. Mai 2014)
Sprache: Deutsch
288 Seiten
14,90 Euro
ISBN: 978-3887697594