Pfingsten in Spaniens Kernland

Feste und Kirchenkunst mit provinziellem Charme bietet das Kernland Spaniens rund um Madrid. Etwa der verschlafenen Ort Atienza, 135 km nordöstlich der Hauptstadt, den bis auf die Bewohner selbst kaum jemand kennt.

von Petra Sparrer

Provinz Guadalajara: eine Stunde Fahrt von Madrid oder Toledo. Dorfbewohner älteren Semesters, frische Luft und man ist im Herzen des alten Spaniens angekommen. Zum Beispiel in Atienza.

Von der Burg aus dem 12. Jh. auf einem Hügel schweift der Blick über die Kirchen und Dächer, eine kleine Stierkampfarena, Überreste von drei einstigen  Stadtmauerringen, die von strategisch bedeutenden Zeiten zeugt, und eine hügelige Landschaft. Urbane Strukturen aus heutiger Zeit – kaum. Ob die Leute ihr Brot hier selbst backen?

Prozession der Pferde

Am ersten Sonntag nach Pfingsten erwacht das Dorf zum Leben. Die Caballada, eine Prozession mit Pferden, erinnert an die Befreiung des Kindkönigs Alfonso VIII.

Sein Onkel Fernando II. von León, der es auf die Königsmacht abgesehen hatte, hielt ihn auf der Burg gefangen. Damals hatte man den kleinen Alfonso VIII. bei einer solchen Prozession unerkannt aus dem Dorf geschmuggelt und aus Freude darüber wird bei diesem Fest ausgelassen getanzt.

Wer hingegen nach Fronleichnam sonntags zur örtlichen Prozession kommt, ist mit den Dorfbewohnern allein und kann tief in die Atmosphäre des religiösen Spanien eintauchen.

San Bartolomé: Schädel und Skelette

Enge Gassen zwischen dicken Mauern führen zur von Säulengängen gesäumten Plaza del Trigo. In drei sehenswerten Kirchenmuseen – San Gil, San Bartolomé und dem Museo de la Santísima Trinidad entdeckt man Kunstschätze.

So den im 14. Jh. mit Schädeln und Skeletten bemalten Sarg in der oberen Etage der Kirche San Bartolomé, der für den Transport wichtiger Kirchenpersönlichkeiten zu ihren Gräbern vorbehalten war. In einer Glasvitrine steht eine imposante Christus-Holzskulptur.

Zwischen den Beinen des Erlösers ein Globus mit einer Darstellung der Schlange, die Adam und Eva den Apfel anbietet, mit menschlichem Gesicht und Teufelsohren.

So weit so gut. Bloß nicht zu nah an die Bilderrahmen an der Wand beugen, sonst löst der Alarm aus, was hier mit einem duldsamen Lächeln quittiert wird.

Mirador: Menü für 35 Euro

Wer dann irgendwann Hunger bekommt: Im Mirador hängen zwar ausgestopfte Wildschweine und Geweihe an der Wand, aber es gibt auch ein mehrgängiges Menü (35 €) mit vielen innovativen Gemüsegerichten.

Mein Tipp für Atienza

Fliegen Sie am besten nach Madrid und nehmen Sie einen Mietwagen bis Atienza (rund 135 km nordöstlich).