Teil 2: Picasso und die Frauen

Der politische Picasso

Seine Zeitgenossen empört nicht nur die kubistische Darstellung der Demoiselles d’ Avignon. Die fünf Frauen auf dem Gemälde sind Prostituierte eines Bordells auf der Straße Carrer d’Avinyó in Barcelona.

Das Bordell als Ort des Geschehens im Gemälde kann als scharfe Kritik an der Gesellschaft der Belle Époque angesehen werden, der Picasso Heuchelei und Korruption vorwirft.

Diese gesellschaftskritische Haltung des jungen Picasso äußert sich bereits um 1900, als er sich einem linksliberalen und antiklerikalen Künstler- und Literatenkreis in Barcelona anschließt.

Im Künstlercafé “Els Quatre Gats” wird im Februar diesen Jahres Picassos erste Einzelausstellung gezeigt.

Spanischer Bürgerkrieg und Guernica

Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg beginnt, keimt Picassos politisches Engagement auf und spiegelt sich deutlich in vielen seiner späteren Werke wider.

Von Paris aus unterstützt Picasso die republikanische Regierung in Madrid, die demokratisch gewählt ist und die sich gegen Putschisten unter Franco zur Wehr setzen muss.

Mit seinem großformatigen und weltberühmten Anti-Kriegsbild “Guernica”, das im Jahr 1937 auf der Pariser Weltausstellung zu sehen ist, prangert Picasso die Zerstörung der gleichnamigen baskischen Stadt durch die deutsche Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg an.

Nach der Befreiung der Stadt Paris im Jahr 1944 tritt Picasso der Kommunistischen Partei Frankreichs bei und arbeitet später mit der Friedensbewegung zusammen.

Picassos Lithografie: “Die Taube (La Colombe)” wird für das Plakat der Pariser Weltfriedenskonferenz im Jahr 1949 ausgewählt und fortan ist die weiße Taube vor blauem Hintergrund weltweit ein Friedenssymbol.

Faszination für Frauen

Picassos Werk prägen auch seine zwei Ehen und die vielen Geliebten, die ihm Modell stehen. Die gebildete Fotografin Dora Maar, die er 1937 kennenlernt, dokumentiert seine Arbeit am Gemälde Guernica.

Noch mit 90 Jahren fasziniert Picasso der erotische weibliche Akt. Sein leidenschaftliches Wesen zeigt sich außerdem in seiner Berufung als Künstler: “Wenn ich mir keine Ölfarbe mehr leisten kann, kaufe ich Wasserfarben. Wenn für Wasserfarben kein Geld mehr da ist, besorge ich Bleistifte. Und wenn die Bleistifte ausgehen oder man mich ins Gefängnis steckt, spucke ich mir auf den Finger und bemale die Wand”, hat Picasso einmal gesagt.

Diese Aussage zeugt auch von der enormen Produktivität des berühmten Spaniers: Als Picasso am 8. April 1973 mit 91 Jahren in Mougins stirbt, hinterlässt er über 13 000 Ölgemälde, Keramiken, Skulpturen und Zeichnungen sowie rund 30.000 Grafiken.

Teil 1: Picasso im Portrait

Die Autorin

Melanie Geiser hat an der Uni Köln Politikwissenschaft, Ethnologie und Französisch studiert, arbeitete als Lokaljournalistin und beteiligte sich an einer Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde.