Fischversteigerung am Hafen in Spanien beobachten

Sobald die Fischer Spaniens ihre Ware im Hafen an Land bringen, landet alles vom Seeteufel bis zum Steinbutt in der Versteigerungshalle La Lonja neben dem Markt. Dann wird es laut: Die Händler feilschen um den besten Preis. Wer dabei zusieht, blickt direkt in die Seele des Hafenorts.

Die Fischer bezahlen die Händler in der Lonja, dem Handelsplatz für Meeresfrüchte. Und die preisen die Ware nach dem holländischen Auktionsverfahren an: Sie nennen einen sehr hohen Preis, gehen immer weiter runter, bis der erste Käufer zuschlägt. Meldet er sich zu früh, kauft er teuer ein. Meldet er sich zu spät, gehen die Meeresfrüchte an den Konkurrenten. Erfahrung ist da also sehr wichtig.

Bei unseren Recherchen vor Ort, vor allem in Nordwestspanien, haben wir viele dieser Subastas erlebt. Touristen trauen sich selten in die Hallen, dabei ist das durchaus erlaubt. Nur der Kauf nicht, dafür müssen Privatkunden schon zu den Fischhändlern auf dem Markt nebenan gehen.

Und beachtet werden die Besucher auch nicht. Die Händler sind viel zu konzentriert. Sie sind ja nicht im Urlaub, sondern verdienen gerade ihr Geld. Preisbeispiel: Für ein Kilogramm Steinbutt, einem der wertvollsten Fische, zahlen sie an den Fischer rund 30 Euro, für ein Kilo Seezunge rund 20 Euro.

16 Uhr Venusmuscheln, 17.30 Uhr Fisch

Die Lonjas haben schon gegen 11 Uhr auf, wenn die Fischer die Waren in den nächsten Stunden anliefern, die sie bereits ab fünf Uhr morgens aus den Netzen holen. Ein schönes Beispiel für den Handel danach ist die Hafenstadt O Grove südlich von Santiago de Compostela. Dort läuft der Handel immer nach Plan:

16 Uhr: Muscheln, darunter Herzmuscheln und Venusmuscheln.

17 Uhr: Langusten, Krebse und Entenmuscheln

17.30 Uhr: Fisch und Pulpo

Giga-Versteigerung in Vigo und Madrid

Die kleinen Fischerorte sind für das Beobachten von Fischauktionen wunderbar. Ein Superlativ wiederum ist die Hafenstadt Vigo nahe der portugiesischen Grenze, die spanische Handelshochburg für Fisch und Meeresfrüchte. Im Hafen arbeiten rund 6000 Menschen, soviel wie nirgendwo sonst in Spanien. Das Infoamt der Stadt organisiert dort Besuche der Lonja.

Der größte Umschlagplatz für Meeresfrüchte im Land liegt dagegen weit ab vom Meer im Zentrum Spaniens: in Madrid. In der Marktanlage Mercamadrid mit 33.000 Quadratmetern Fläche liegt zehn Kilometer südlich der zentralen Puerta del Sol.

Dort werden pro Jahr rund 140 Millionen Kilogramm Fisch gehandelt. Zwei Eisfabriken sorgen vor Ort für die Frische der Fische aus dem Mittelmeer und vor allem vom Atlantik. Besonders wichtiger Partner für den Madrider Fischhandel ist Japan. Und anders als in den kleinen Fischerorten läuft die Versteigerung selbstverständlich digital auf gigantischen Monitoren.

tb

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