Dieb des Codex Calixtinus gefasst

Der Dieb des Codex Calixtinus ist gefasst. Ein Elektriker ist der mutmaßliche Räuber des kostbaren Buches. Enge Familienangehörige gehören ebenfalls zum Kreis der Verdächtigen.

von Marcos Fernández Vacas

Nach Angaben von El País wurde der Elektriker bereits verhaftet. Er stand wohl seit Monaten unter Verdacht. Das Motiv scheint Rache und Geldgier zu sein, so Quellen, die mit der Untersuchung betraut sind. Der Codex Calixtinus war seit 800 Jahren in der Kathedrale von Santiago de Compostela aufbewahrt und vor einem Jahr unter obskuren Umständen verschwunden.

Der Codex gilt als erster Reiseführer mit Pilgertipps und soll von Papst Calixtus II. Anfang des 12. Jahrhunderts verfasst worden sein.

Geld ist das Motiv

Der mutmaßliche Dieb aus Galicien war ein Angestellter der Kathedrale und kurz vor dem Raub entlassen worden. Die Kirche war damals gezwungen wegen finanzieller Schwierigkeiten einigen Angestellten zu kündigen. Als Komplizen verhaftet sind auch seine Frau, sein Sohn und dessen Freundin.

Anscheinend will der Verdächtige keine Aussagen den Fall betreffend machen. Damit ist der Verbleib des kostbaren Kulturgutes weiterhin unbekannt. Jedoch scheint der Räuber das Buch auf 40.000 Euro geschätzt zu haben.

Dies ist die Summe, die die Kirche ihm für ausgeführte Arbeiten schuldet. Es könnte das Motiv für den Raub sein.

Höchste Geheimstufe

Von Anfang an war der Kreis der Verdächtigen auf das Umfeld der Kirche beschränkt. Vor einem Jahr wurde nämlich keinerlei Gewalteinwirkung am Aufbewahrungsort des Codices  festgestellt. Dutzende von Polizeibeamten waren mit dem Fall betraut, über 70 Personen wurden befragt.

Alles unter höchster Geheimhaltung. Nach der Tageszeitung La Voz de Galicia hat die Polizei bei Durchsuchungen in Negreira und O Grove 1 Million Euro gefunden, womit der Codex verkauft zu sein scheint. Der Dekan der Kathedrale, José María Díaz, weist darauf hin, dass die Geheimhaltung in diesem Fall  notwendig war und eine öffentliche Diskussion „seiner Gesundheit“ nicht zuträglich wäre.

Anscheinend scheint es sich in diesem Fall auch um eine persönliche Racheaktion zu halten, da das Verhältnis zwischen dem Dekan und dem Arbeiter wohl zerrüttet war. Die angeschlagene Gesundheit könnte auch eine Folge davon sein, dass Díaz als Oberster Aufseher der Kathedrale auch für die Sicherheitsmaßnahmen der wertvollen Kunstgegenstände verantwortlich ist.

Und diese waren im Falle des Codex Calixtinus, aber auch sonst, mehr als mangelhaft.

Foto oben: Tobias Büscher

Weiterführender Link:

Der damalige Raub des Codex Calixtinus