Feuer in Nordwestspanien eskaliert

Galicien ist eine der regenreichsten Regionen Spaniens. Doch in diesem Sommer sind Waldbrände ausgebrochen wie seit Jahrzehnten nicht mehr.  Die Feuerwehr kämpfte in den letzten Tagen gegen mehr als 16 Großfeuer. Die Anwohner sind entsetzt, auch Löschflugzeuge aus Portugal, Frankreich und Deutschland sind im Einsatz.

von Tobias Büscher

"Jedes Jahr erleben wir so etwas, aber dieses Jahr ist es echt dramatisch", schreibt uns der in Galicien gebürtige  Arzt Dr. Alejandro Barros. Und setzt nach: "Die verbrennen jedes Jahr unsere Wälder".

Was der Neurologe aus Frechen nahe Köln sagt, stimmt: Natürlich waren die Hitzewellen in diesem Jahr besonders auffällig, die Böden ausgetrocknet. Und schon im Mai kam es in den Provinzen Ourense und Pontevedra zu schweren Waldbränden. Doch seit Jahren gibt es ein weiteres Problem: absichtliche Brände durch Waldrodung.

Ein Problem sind dabei die noch immer zahlreichen Eukalyptusbäume, die einst ein Mönch aus Australien einführte. Sie brennen wie Zunder.

Feuerinferno in Valdeorras

In der Nacht von Samstag auf Sonntag traf es die Provinz Ourense besonders stark, wie La Voz de Galicia berichtet. Ganze Dörfer brannten aus, die Menschen wurden evakuiert.

Auch das artenreiche Naturschutzgebiet O Courel ist in Gefahr. In nur zwölf Stunden sind 6000 Hektar nahe der Provinz Lugo abgebrannt. Und warum ist ausgerechnet die Provinz Ourense europaweit am schlimmsten von den Waldbränden betroffen? Anders als die drei anderen Provinzen Galiciens liegt sie nicht am Atlantik, sondern an der Grenze zu Kastilien, das Klima ist wesentlich wärmer. Dazu kommt ein Baumbestand, der sich schnell entzündet und unebene Flächen, die der Feuerwehr ihre Arbeit erschweren.

Die Bahnstrecke nach Madrid ist weiter gesperrt, viele Anwohner helfen beim Kampf gegen die Flammen. Nach der Flutkatastrophe von Valencia im letzten Jahr sorgen nun die Waldbrände in Spanien für Schlagzeilen. Die Regierung Spaniens stellt Hilfe für die Regionen in Aussicht.

Doch mit den Statistiken kommt sie kaum nach. Allein am Sonntag gab es über 40 neue Waldbrände.

Schon seit langem setzen sich Umweltschützer für bessere Schutzmaßnahmen ein. Vor allem die Provinz Ourense, aus der Dr. Barros stammt, ist wieder hart betroffen. Die Tanks sind vielerorts leer, die Anwohner ohne Strom und Wasser.

Auch das Internet ist dort in vielen Dörfern ausgefallen, Notrufe nicht mehr möglich. Regierungschef Pedro Sánchez fordert inzwischen einen "Nationalen Pakt" gegen die Folgen der Klimakrise. Doch Kritiker fragen sich zurecht: jetzt erst?

Plattform informiert über aktuelle Brände

Die Plattform Info Incendios Ourense (Info Wäldbrände Ourense) berichtet derzeit über die aktuelle Entwicklung.

Mehr als 4000 Follower beteiligen sich daran. Ihre Aufgabe ist es, Freiwillige zu organisieren, die sich den Feuerwellen entgegenstellen unter Anleitung der professionellen Feuerwehrleute.

Sie helfen sich gegenseitig mit Begleitfahrzeugen, Essen und vor allem Wasser. Die Solidarität, sagt einer aus der Gruppe, sei bravourös.

Fast im Sekundentakt kommen neue Bilder, die zeigen: Die Brandkatastrophe in Galicien ist noch lange nicht im Griff.

Jetzt eine Reise nach Galicien buchen?

Auch wenn die Feuer noch nicht unter Kontrolle sind, auch wenn derzeit sogar Reisewarnungen für den Jakobsweg kommen: Ein Besuch in Nordwestspanien sollten vor allem Fans der Region schon jetzt buchen oder planen. Die Region rund um Santiago de Compostela wird die Feuerbrunst in den nächsten Tagen unter Kontrolle haben und hat sehr viele schöne Ziele, das muss ich natürlich sagen.

Denn als Autor über diese Region beim Verlag DuMont habe ich dort viele Freunde, von der Käsehändlerin Masé bis zum Café-Betreiber Manolo, vom Reporter Cristobál bis zur Herbergsmutter Lourdes. Sie und alle weiteren Galicier haben durch die Brände schwer gelitten und würden sich über jeden Besucher freuen, der auch der lokalen Wirtschaft hilft.

Ich selbst jedenfalls fahre so bald wie möglich wieder hin. Aus Solidarität mit den Galiciern.